On Display: Hao Wen über Anna Traskalikovás »Bildermaschine«

24.3.2022

»On Display. Die Körper der Fotografie« heißt eine Ausstellung von Studierenden der Folkwang Universität der Künste, die vom 6. Februar bis zum 29. Mai 2022 im Kunstmuseum Ahlen zu sehen ist. Zu den dort ausgestellten achtzehn Werken treten achtzehn Texte, die gleichfalls von Studierenden der Folkwang Universität der Künste geschrieben worden sind. Im Frühjahr 2022 werden Bilder wie Texte in einem Katalog erscheinen, herausgegeben von Elke Seeger und Steffen Siegel, die gemeinsam mit Martina Padberg vom Kunstmuseum Ahlen das Projekt »On Display« geleitet haben.


Das fotografische Objekt und die Arbeit von Anna Traskaliková
Von Hao Wen

Als ich 10 Jahre alt war, zeigte mir mein Großvater ein Familienfotoalbum. Er erzählte mir, wer, wann, wo und was geschehen war. Dies ist die früheste Erinnerung, die ich an ein fotografisches Objekt habe, das eine Realität in mein Leben brachte, die ich nie zuvor erlebt hatte, und mir das echte Gefühl gab, in der Zeit zu reisen und dabei zu sein. Was ist aber heute ein fotografisches Objekt? Wenn ich über diese Frage nachdenke, versuche ich zunächst, das Element der Fotografie zu entfernen und zu überlegen, was ist ein Objekt? Ungeachtet der rasanten Entwicklung von Technik und Materialien ist das Erkennen der ursprünglichen Bedeutung und des Zwecks eines Objekts von Anfang an eine Voraussetzung dafür, ein Objekt im Kontext der Fotografie oder der Kunst zu verstehen.

In der Ausstellung nutzt die Künstlerin Anna Traskaliková Computertechnologie und eine einzigartige Art der Präsentation, um unsere Wahrnehmung der Dinge zu verändern. So erklärt sie ihre Arbeit: »Es ist nicht das Bild oder das Material, es ist das dazwischen, der Referenzraum, der eine Bild trägt. Elektrisierte Bilder werden zudem von einem Strom aus Licht, Wärme und völliger Dunkelheit und der Interferenzen dieser getragen.« Als ich ihre Arbeit sah, hatte ich ein wunderbares Gefühl – wie damals, als ich als Kind das erste Mal das Familienalbum sah. Also habe ich Anna ein paar Fragen gestellt.

H: Ich finde deine Arbeit ist wie ein fotografisches Objekt, besonders die fotografische Installation, die von dir selbst aufgebaut ist. Wie wichtig ist es, dass diese Installation von dir selbst aufgebaut wird?

A: Ich bin sicher, dass auch dann, wenn ich jemandem genau sagen würde, wie er die Installation aufbauen soll oder die Fotos »filtern« soll, andere Ergebnisse entstehen würden. Es ist mir sehr wichtig, dass ich die Bilder selbst konstruiere und bestimme, wie sie gezeigt werden, sonst wäre sie nicht mehr meine Arbeit. Mir ist es sehr wichtig, authentisch in der Arbeit zu sein.

H: Mit der Entwicklung der Technik und der Änderung des Verwendungszweckes ist es heute schwierig zu definieren, was ein fotografisches Objekt ist. Die Varianten der Fotografie erfordern auch, dass wir ein fotografisches Werk nicht nur in Bezug auf das verstehen, was in einem Bild enthalten ist. Sie bietet dem Künstler auch einen völlig anderen Weg, der nicht nur in der Produktion von fotografischen Inhalten besteht. Worin besteht für dich der Unterschied zwischen einer fotografischen Installation und 
einem fotografischen Bild?

A: Ich nehme Bilder oft nicht statisch wahr, da ich meistens am Display arbeite, durch das immer die Elektronik »fließt«. Auf jedem Display sieht ein Bild etwas anders aus, wenn ich das Display reproduziere, habe ich wieder ein neues Original usw. Für mich »fließen« Bilder oder sind oft gerade »auf dem Sprung«. Auch wichtig ist der räumliche Abstand zum Bild. Geräte berechnen jedes Foto neu und skalieren die Pixel. Der Bildeindruck von ein und demselben Bild kann sich stark verändern – je nachdem wie es berechnet wird. Somit sind die Installation und das Bild eng miteinander verknüpft, um dieses Verhältnis digitaler Bilder zu ihren Geräten die sie anzeigen darzustellen.

Hao Wen studiert an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Practice.