Fotografische Porträts als Ware und Währung
Mit der ersten Veröffentlichung fotografischer Techniken im Jahr 1839 ging deren sofortige Einbindung in kapitalistische Verwertungslogiken einher. Durch technischen Neuerungen avancierte in der Folgezeit speziell das menschliche Porträt zu einer Ware, um die sich ein ganzer Markt fotografischer Studios, Zulieferer und Abnehmer bildete. Der moderne, fotografierte Mensch markiert damit als Bild seit Anbeginn der Fotogeschichte ein prekäres Verhältnis von Individualität und Dinghaftigkeit, von (Selbst-)Produktion und (Selbst-)Konsumtion. Das Dissertationsprojekt versucht, dieses schwerwiegende Verhältnis aus heutiger Sicht genealogisch zu befragen und dem Waren- und Währungscharakter nachzugehen, der durch spezifische dispositive Ordnungen, beispielsweise das Portraitstudio im 19. Jahrhundert oder die digital-apparative Umgebung sozialer Netzwerke heute, gleichermaßen, wenn auch auf unterschiedliche Weise geprägt ist.
Projektbezogene Publikationen
Der Schah in der Schachtel. Soziale Bildpraktiken im Zeitalter der Carte de visite, Marburg 2016 ● Aspekte fotografischer Normalität. Zu Standards und Normen der Atelierfotografie im 19. Jahrhundert. In: Wolfgang Hesse, Holger Starke (Hg.): Die im Licht steh’n. Fotografische Porträts Dresdner Bürger des 19. Jahrhunderts, Kromsdorf 2019, S. 309–332 ● Der Mensch als Präparat. Zur Fatalität des Kopfhalters. In: ebd., S. 377–383.
Bearbeitungsbeginn
2015
Kontakt
matthias.gruendig@folkwang-uni.de