„Das bekannt gute Wiener Actmaterial…“
Zur Akt- und Nacktfotografie-Kultur des „Photographischen Kunstverlags Otto Schmidt“, Wien, 1874–ca. 1930
Im Zentrum der Arbeit steht die etwa 6.500 Sujets umfassende Aktproduktion des Wiener Berufsfotografen Otto Schmidt (Gotha 1849–1920 Wien), der meiner Einschätzung nach als der diesbezüglich größte Produzent in der österreichisch-ungarischen Monarchie gelten darf. Diese Bilder waren Teil eines ausgedehnten Étude d’après nature-Verlagsprogramms (Volkstypen, Architektur, Landschaft, Kunstgewerbe). Zentrale Herausforderungen liegen in der Gegenstandssicherung (Autorschaftszuschreibungen), da diese Aktfotografien nahezu ausnahmslos anonym kursierten, und darin, dass die zeitgenössischen Fachblätter deren Produktion und Vertrieb gleichsam leugneten und tabuisierten (Quellenproblem). Neben den ästhetischen Aspekten interessieren vor allem die materialen Produktions- und Distributionsbedingungen solcher „Massen“fotografien (die modular-serielle Ökonomie des Ateliers), die Aspekte des Fotografien-Verlegens, die soziokulturellen und gesetzlichen Regulierungen dieser Bilder sowie deren Bewegungen durch ganz unterschiedliche Rezeptions- und Kommunikationskontexte – und zwar bis heute. Erklärtes Ziel ist, am Beispiel Schmidts die spezifischen Bedingungen eines „viel problematisierten Genres“ zu verdeutlichen, da ich hier Forschungsdesiderate ausmachen kann. Insgesamt soll dadurch ein Beitrag zur berufsfotografischen Praxis des 19. Jahrhunderts geleistet werden.
Zweitbetreuung
Prof. Dr. Jens Jaeger (Universität zu Köln)
Kontakt
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