Matthias Pfaller zum Dr. phil. promoviert
14.7.2021
Ganz ohne Frage besitzt das Territorium des chilenischen Staates einen der interessantesten geografischen Umrisse: Die Nord-Süd-Ausdehnung Chiles beträgt 4.200 Kilometer, von Westen nach Osten jedoch durchschnittlich kaum mehr als 200. Wie jedoch steht es – nun im übertragenen Sinn – mit den inneren Umrissen Chiles, und hier speziell der Fotogeschichte? Nach welchen Parametern sollte sie geschrieben werden? Mehr noch: Ist es am Beginn des 21. Jahrhunderts und in einer sich immer stärker globalisierenden Welt überhaupt zeitgemäß, die Fotogeschichte zu speziell einer Nation zu schreiben? Diese Fragen hat Matthias Pfaller, seit 2018 Doktorand im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie, in seiner Dissertation »The Paradigm of the Nation as a Provocation to the Historiography of Photography. Chile 1860–1960« aufgeworfen.
.
Der Titel zeigt es bereits an: Ziel der Arbeit ist es gerade nicht, der inzwischen reichen Zahl an nationalen Fotogeschichten eine weitere, nun zu Chile, an die Seite zu stellen. Demgegenüber tritt Pfaller in seiner Dissertation einen Schritt zurück und stellt grundlegende methodologische Fragen. Anhand von vier leitenden Kategorien – Territory, Time, The Other, The Foreign – diskutiert er die Möglichkeiten, Probleme und Risiken eines solchen Paradigmas. Zur Sprache kommen hierbei nicht zuletzt die vielfältigen Probleme einer globalen Verflechtungsgeschichte.
.
Betreuer und schließlich Gutachter der Dissertation waren Steffen Siegel und Andrés Mario Zervigón, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Rutgers University, The State University of New Jersey, in New Brunswick. Mit Professor Zervigón betreute nicht allein ein international ausgewiesener Experte für Fotogeschichte die Arbeit, sondern auch der Autor des Buches »Photography and Germany«, das 2017 bei Reaktion Books in London erschienen ist. Am heutigen Nachmittag hat Matthias Pfaller seine Arbeit an der Folkwang Universität erfolgreich verteidigt und wurde zum Doktor der Philosophie promoviert. Er hat vor, seine auf Englisch verfasste Dissertation zeitnah in einem US-amerikanischen Verlag zu publizieren. Außerdem wird er bereits seit diesem Frühjahr im Stipendienprogramm »Museumskuratoren für Fotografie« der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung für die Dauer von zwei Jahren gefördert.
.
Zunächst aber gilt: ¡Felicidades, doctor Pfaller!