Der Punkt, an dem das Bild an das Reale rührt

SANAA-Gebäude
24. Juni bis 1. Juli 2018

Eine intermediale Ausstellung mit fotografischen Werken von Tabea Borchardt, Max Füllbier, Hella Schneider, Elke Seeger, Anna Traskalik sowie Klanginstallationen von Celso Machado, Thomas Neuhaus, Tim Pauli und Philip Popien.

Idee und Konzeption: Elke Seeger

 

Die Ausstellung fand anläßlich der »Extraschicht 2018« statt und wurde von Studierenden und Lehrenden der Folkwang Universität der Künste entwickelt. Grundlagen bildeten dabei fotografische, grafische und auditive Prozesse. In allen künstlerischen Beiträgen wurde Wirklichkeit als formbares Material begriffen, um mit ihr zu spielen und Überlegungen zu visuellen wie klanglichen Schichtungen, Oberflächendarstellungen und zeitlichen Veränderungen anzustellen. Im Laufe der Zusammenarbeit vor Ort entwickelte sich so eine Ausstellung, die den architektonisch anspruchsvollen Raum des SANAA-Gebäudes als Teil einer Bild-Ton-Installation integrierte und den Versuch unternahm, einen in sich geschlossenen, kollektiven Kunstraum zu schaffen.

Betraten Besucher*innen den Ausstellungsraum, wurden sie mit der abendlich-dynamischen Lichtsituation konfrontiert. Mit der einbrechenden Dunkelheit veränderten sich Ausstellungsraum und Werke kontinuierlich, bis die künstlichen Lichtquellen schließlich die Wahrnehmung dominierten. Auf diese Weise konnten die Besucher*innen die Ausstellung nicht als eine Karte, sondern als sich veränderndes Gebiet erkunden. 

Ein Pendant zum reellen Ausstellungsraum bildete eine Arbeit, die diesen als digitales Konstrukt erlebbar machte. Sie versetzte die Besucher*innen in die Lage, den Ausstellungsraum vollkommen anders wahrzunehmen: Als virtuelle Realität erschien der Innenraum das SANAA-Gebäudes hell erleuchtet. Die hierin ausgestellten Werke wurden, der realen Welt offenbar enthoben, in immer gleicher Helligkeit dargestellt. Auswahl und Form nicht aller, aber einiger Arbeiten unterschieden sich von jenen der »realen« Ausstellung, sodass zwei ebenso ähnliche wie unähnliche Wirklichkeiten aufeinandertrafen. 

Neben den visuellen Eindrücken bildeten klangliche Kompositionen eine weitere Ebene des Ausstellungsgefüges. Thomas Neuhaus, Komponist und Musikinformatiker, erarbeitete ausgehend von aufgenommenen Geräuschen und Klangbildern selbst und zusammen mit Studierenden fünf musikalische Kompositionen. Sowohl stille als auch aufrührende, komplexe Klangbilder durchkreuzten den Raum und verwoben sich mit den visuellen Arbeiten. Durch mehrere in der Ausstellungsfläche angeordnete Lautsprecher bildeten sie einen Klangraum, in dem je nach momentaner Stellung andere Aspekte und Details zu Gehör kamen. Im virtuellen Simulationsraum hingegen verteilten die Klangkünstler*innen ihre Sound-Daten als geometrische Objekte. Töne entzogen sich so mitunter einer Klangverteilung im reellen Raum und wurden nur präsent, wenn die Betrachter*innen sie durchschritten. 

Der Titel der Ausstellung ist einem Aufsatz von Georges Didi-Huberman entnommen.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.