News

Stopover 2025

Bei der jährlichen »Stopover«-Veranstaltung geben die Studierenden des dritten Semesters der beiden Master-Studiengänge Photography Studies and Practice und Photography Studies and Research Einblicke in ihre künstlerische sowie wissenschaftliche Arbeit.

Zum zweiten Mal nach 2024 bietet die eindrucksvolle 1. Etage des SANAA-Gebäude auf dem Weltkulturerbe Zollverein auch 2025 den Schauplatz für »Stopover«. Die Ausstellung wird am Abend des 30. Januar 2025 eröffnet werden und ist dann vom 31. Januar bis 16. Februar 2025 zu sehen. Am 5. Februar 2025 findet am selben Ort der Workshop »Fotografie und Gesellschaften« statt. Ausstellung und Workshop richten sich an alle Interessierten. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Zur »Stopover«-Ausstellung
Fotografie ist mehr als das bloße Festhalten eines Augenblicks – sie fordert uns heraus, innezuhalten und genauer hinzusehen. Die neun Positionen reflektieren das Medium Fotografie auf individuelle Weise, untersuchen die Materialität des Bildträgers und hinterfragen die Sichtbarkeit im dokumentarischen und operativen Kontext. Vivian Hötter stellt die Wechselwirkung zwischen Bildinhalt und Bildträger in den Fokus und reflektiert Fotografie als Spannungsfeld zwischen zweidimensionaler Abbildung und physischer Präsenz. Philipp Koronowski thematisiert die Bedeutung und Gefährdung von Erinnerungsorten. Er fragt nach einem verantwortungsvollen und zukunftsfähigen Umgang mit der Vergangenheit. Alexander Lackmann dokumentiert Drogenkonsumräume, er möchte so zur Reflexion über Stigmatisierung und gesellschaftliche Vorurteile anregen. Bokeum Lee reflektiert mittels handgestrickter Stoffe und Cyanotypie Kindheitserinnerungen und macht die Beziehung zwischen Vergessen und Erinnern künstlerisch erfahrbar. Viola Maiwald beschäftigt sich mit der Dialektik zwischen der kosmischen Weite und der Fragilität der Erde. Timo Matthies setzt sich mit der visuellen und physischen Übersetzung von Satellitendaten auseinander und untersucht deren Bildpotenziale anhand von Wolkenaufnahmen. Janosch Rauter fotografiert die urbane Peripherie Duisburgs, wobei die Platane als stiller Zeitzeuge der Industrialisierung erscheint. Lorena Thunn erkundet mit ihren Bildern die Schönheit im Unvollkommenen und fordert durch ihre Arbeiten eine neue Wahrnehmung, die das Unscheinbare und Beiläufige würdigt. Der Wandel eines chinesischen Stadtviertels und die Dynamik zwischen Vergangenheit und Zukunft in einer stetig verändernden Umgebung wird von Yanru Zhang fotografisch festgehalten.

Zum »Stopover«-Workshop
In sechs wissenschaftlichen Vorträgen präsentieren Fenna Akkermann, Frank Arens, Jan Borreck, Franziska Derksen, Lara Sariaydin und Felix Schmale ihre aktuellen Forschungsprojekte. Dabei wird ein multiperspektivischer Zugang zu den Verflechtungen von Fotografie und Gesellschaften eröffnet. Die vorgestellten Themenfelder umfassen die Darstellungstraditionen in der Arktisfotografie, die Auseinandersetzung mit Fotografien von Kriegsgefangenschaft, den Wirkmechanismen des liminal space, die visuelle Darstellung von Identität und Ordnung anhand des Passbildes, die Inklusion von ästhetischen Erfahrungen in Museen sowie die Berichterstattung im Tagesjournalismus anhand der Räumung der Mainzer Straße 1990. Visual Historian Miriam Zlobinski geht in einem Podiumsgespräch auf ihre wissenschaftliche und kuratorische Arbeit und den Umgang mit Fotografie in publizistischen Medien ein. Sie ist Mitbegründerin des interdisziplinären Arbeitskreises »Foto:Diskurs« sowie Mitglied der Chefredaktion von Revue – Magazin für Fotografie und Wahrnehmung.

 

 

 

Was kommt?

  •  
  • ⟶ 23. Januar bis 27. April 2025
  • Photography Masters
  • Museum Folkwang
  •  
  • ⟶ 24. Januar 2025
  • Studien-Infotag
  • Quartier Nord
  •  
  • ⟶ 30. Januar bis 16. Februar 2025
  • Stopover 2025 – Die Ausstellung
  • SANAA-Gebäude, 1. OG
  •  
  • ⟶ 5. Februar 2025
  • Stopover 2025 – Der Workshop
  • SANAA-Gebäude, 1. OG
  •  
  • ⟶ 6. und 7. Februar 2025
  • Best Practice? Fotografische Vor- und Nachlässe
  • 2. Symposium des Zentrums für Fotografie Essen
  • Ausgerichtet im Museum Folkwang und Ruhr Museum
  •  

Folkwang Photo Talk mit Sabine Kriebel

We are looking forward to welcome Dr. Sabine Kriebel from University College Cork for our next Folkwang Photo Talk. Dr. Kriebel will speak about her current project, a reassessment of the Neue Sachlichkeit/New Objectivity aesthetics and on Aenne Biermann’s stance to photography in particular. The title of her talk is brief and sachlich:

Aenne Biermann’s Sachlichkeit

Eggs. Hands. Cacti. Cucumber. Agate. Aenne Biermann’s photography is associated with objects--objects isolated and framed by the camera lens, offset from the surrounding world, and given significance by virtue of the photographic frame. Characterized by critics as a classic exemplar of the Neue Sachlichkeit, or Neues Sehen (the terms are often curiously intertwined), these photographs seem to represent a return to the things themselves, in all of their concrete, phenomenal presence. In the 1920s, in the wake of significant social and economic destabilization, the return to the incontrovertible thing was a bid for stability, clarity, and ontological knowing. This is.

But why these objects, and not others? As writers ranging from Edmund Husserl, Sigmund Freud, Sara Ahmed, and Kaja Silverman have observed, choosing to orient ourselves around this object and not that one involves a set of signifying alignments or kinships. Kinships indicate attachment, not detachment, and here the appellation »Sachlichkeit« begins to unravel. This paper will meddle with Biermann’s photographic »objectivity« in order to unpack the human-object relationships she instantiates in her photographs.
 
The talk will take place on July 10, 2024 at 6pm at Folkwang University’s Quartier Nord (room 2.13) and also online. Please email us for the Zoom link!

 

 

Folkwang Photo Talk with Susan Laxton

Our Folkwang Photo Talk series will continue with Professor Susan Laxton from the University of California at Riverside. Susan will present on June 13, 2024 at 6pm at Folkwang University’s Quartier Nord. All photo friends are cordially invited! Susan’s talk will deal with

Photomontage 1931: The Proving Ground of Surrealist Communism

It has long been thought that there was little pictorial evidence of surrealism’s political positions, even from the period defined by the group’s testy relations with the communist party. But recently, evidence to the contrary has surfaced in the form of 35 collaborative photomontages made in 1931 by André Breton, Paul Eluard, and Suzanne Muzard. The images, constructed from fragments culled from the illustrated press in the shadow of the 1931 International Colonial Exposition in Paris, manipulate anti-imperialist themes aligned with communist ideology, but are structured to satisfy the surrealists’ commitment to ambiguity and interpretation, even during this period of intense political consolidation. As a proving ground for developing a sustainable surrealist communism, the images ultimately failed, but as pictorial evidence of surrealism's attempt to redirect communist cultural priorities, they testify to the power of photomontage in defining art’s social function outside of easy reductions to slogans and signposts.

Felicitas Hoppe zu Gast an der Folkwang Universität der Künste

Wir freuen uns sehr auf den 22. Mai 2024, wenn die Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe bei uns an der Folkwang Universität der Künste zu Gast sein wird: ab 18.30 Uhr im Raum 1.52 im Quartier Nord!

Auf Einladung von Prof. Jana Müller wird die Schriftstellerin über ihre Bücher »Prawda. Eine amerikanische Reise« und »The Making of Prawda« sprechen  und aus ihnen lesen. Zurück gehen diese Bücher auf eine Reise, die Felicitas Hoppe und Jana Müller im Jahr 2015 gemeinsam in den USA unternommen haben. Ausgelotet werden hier Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Umsetzung von Reiseerfahrungen.

Vorbild für diese Reise war eine andere, die bereits zur Mitte der dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stattfand. Das berühmte sowjetische Schriftstellerduo, Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, reiste im Auftrag der Tageszeitung PRAWDA (»Die Wahrheit«) durch die Vereinigten Staaten von Amerika: In einem mausgrauen Ford durchqueren die beiden, auf der Suche nach dem vermeintlichen Klassenfeind, das viel beschworenen Traumland zwischen den Ozeanen und kommen nach 10 000 Meilen von Ost nach West und wieder zurück in ihrem faszinierenden Reiseroman (Das eingeschossige Amerika) zu dem bündigen Fazit: »Wenn Amerika sowjetisch wäre, wäre es das Paradies.«

Achtzig Jahre später machen sich Die furchtlosen Vier – die Schriftstellerin Felicitas Hoppe, die bildenden Künstler*innen Jana Müller und Alexej Meschtschanow und die Wahlamerikanerin und Kulturwissenschaftlerin Ulrike Rainer – auf eine Spurensuche, die exakt der Route des Duos folgt und dokumentieren ihre Nachreise simultan in Bildern, Texten und Tönen unter www.3668ilfpetrow.com.

Hoppes Buch »The Making of Prawda« ist ein konzeptionelles Druckwerk, das an die Herangehensweisen Aby Warburgs erinnert: Der Reisebericht verbindet Fotografien, Zitate, historische Dokumente, Fundstücke, Gästelisten und Registereinträge zu einer so lebendigen wie schillernden Kartografie. Ob der in Las Vegas fotografierte Trump Tower, die deprimierenden Teppichornamente in trüben Motels oder die karge Landschaft an der Grenze zu Mexiko: Im Abgleich mit den Reiseerfahrungen von Ilf und Petrow verweisen die subjektiven Aufnahmen und Texte in »The Making of Prawda« auf die gesellschaftliche Aktualität und zeigen zugleich, wie sich Geschichten und Mythen in Metamorphosen fortschreiben und dabei im Zwielicht zwischen Lüge und Wahrheit neu an  Bedeutung gewinnen.

Das Werk von Felicitas Hoppe umfasst Erzählungen, Romane und Kinderbücher sowie Essays und Berichte. Hoppe ist weltweit reisend, schreibend und lehrend unterwegs und thematisiert dies in vielen ihrer Werke, wie etwa in »Pigafetta« (1999) und »Prawda. Eine amerikanische Reise« (2018). Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis. Im Frühjahr 2024 wurde Felicitas Hoppe mit dem Berliner Literaturpreis der Stiftung Preußische Seehandlung gewürdigt. Verbunden mit dem Preis ist die Gastprofessur für deutschsprachige Poetik der Stiftung Preußische Seehandlung an der Freien Universität Berlin, die Felicitas Hoppe im Sommersemester 2024 innehat.

 

 

Folkwang Photo Talk mit Siobhan Angus

Am 25. April 2024 ist es so weit: Wir begrüßen Siobhan Angus von der Carlton University in Ottawa an der Folkwang Universität der Künste – online! – zu unserem nächsten Folkwang Photo Talk. Siobhan Angus wird sprechen über »Tarnished Visions: The Platinum Print Between Pictorialism and Atmospheric Pollution«.

Der Vortrag beginnt um 19 Uhr statt. Wer online teilnehmen möchte, sendet uns bitte eine eMail, um den Zoom-Link zu erhalten. Wer sich in der Nähe des Quartier Nords auf dem Zollverein Gelände befindet, kann auch mit uns gemeinsam einer Übertragung des Vortrags im Raum 2.13 folgen.

In diesem Vortrag geht es um Platin und das Thema Atmosphäre. Inspiriert durch die formale und materielle Verbindung von Platindrucken mit der Atmosphäre, unternimmt dieser Vortrag eine atmosphärische Lesart von Fotografien. Die Piktorialisten setzten sich für die atmosphärische Ästhetik von Platindrucken ein, aber Platin und Atmosphäre haben auch eine materielle Dimension: Platin wurde zu einem wichtigen Ersatz für silberbasierte Verfahren, zum Teil aufgrund der Anfälligkeit von Silber für Luftverschmutzung durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Vom viktorianischen England bis zum Südafrika der Apartheid verfolge ich die Lieferketten von Platin, um zu zeigen, wie das Denken über die Atmosphäre sowohl ästhetische als auch materielle Aspekte einbezieht. Letztlich wird das Versprechen stabiler Grenzen des Metalls durch den Staub und die Partikel, die die Atmosphäre zwischen Körpern und Landschaften transportiert, unterminiert.

 

Folkwang Photo Talks im Sommersemester 2024

Die Folkwang Photo Talks werden im Sommersemester 2024 mit drei neuen Vorträgen fortgesetzt. Wir freuen uns auf diese Gäste:

Am 25. April 2024 wird Siobhan Angus von der Carlton University in Ottawa (Kanada) sprechen. Dieser Vortrag wird online stattfinden. Ihr folgt am 13. Juni 2024 im Quartier Nord Susan Laxton von der University of California at Riverside (USA). Am 10. Juli 2024, zur Eröffnung des 18. Forschungskolloquiums für Theorie und Geschichte der Fotografie, wird schließlich Sabine Kriebel vom University College Cork (Irland) in Essen sein. Ihr Vortrag wird auch online übertragen werden.

Alle Vortragsthemen und -termine werden in den kommenden Monaten noch gesondert angekündigt. Sie richten sich an alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Hochschule. Der Eintritt ist wie immer frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Nachfragen beantworten wir gerne per eMail.

 

Folkwang Photo Talk with Alex Streitberger

On February 7, 2024, Alexander Streitberger from Université Catholique de Louvain will be the next speaker of our Folkwang Photo Talk series. We are looking forward to welcome one of the most distinguished scholars from Belgium, working in the field of the theory and history of photography! Alex Streitberger will speak on »The Unphotographic. On Photography in Contemporary Art and Visual Culture«. The talk will accompagny the 16th research colloquium on the theory and history of photography at Folkwang University of the Arts.

The talk will be held on February 7 at 6 pm CET at Folkwang’s Quartier Nord in room 2.13 and also online. Please email us for the Zoom link! Everybody from inside and outside the university is very welcome!

Proceeding from the two-part exhibition »The Photographic I – Other Pictures«  and »Signal or Noise – The Photographic II«, held at SMAK, Gent, in 2018/2019, the talk explores how contemporary photographic practices challenge both the documentary and reflexive function of the medium. Despite of the title »The Photographic«, referring to Rosalind Krauss’ definition of the reflexive and symbolic character of the photograph »as representation or sign«, I will suggest that a lot of the photographic work presented in the two exhibitions (and, by extension, of artistic photography today) are rather unphotographic, for the differences between signal and noise (i.e. relevant information and is indistinguishable environment), between photography and other media are compromised. Examples as different as Hana Miletic’s tapestery »Software«, Louise Lawler’s »Cities (adjusted to fit)«, Jean-Luc Moulène’s foam and colored resin sculptures or Sondra Perry’s »Lienage for a Multiple-Monitor Workstation« are discussed to show how the »unphotographic« becomes a (if not the) condition of the definition of photography within contemporary art and visual culture.

Alexander Streitberger is professor of Modern and Contemporary Art History at the University of Louvain (UCLouvain). He is director of the Lieven Gevaert Research Centre for Photography, Art, and Visual Culture and editor of the Lieven Gevaert Series. His research interests are focused on the relationship between language theory and art, photography and intermediality, the encounter between the still (photographic) image and the moving (filmic) image, and panoramic and dioramic images within contemporary art and visual culture. His recent publications include »The Photofilmic. Entangled Images in Contemporary Art and Visual Culture« (Leuven University Press, 2016), »Staged Bodies. Mise en scène du corps dans la photographie postmoderniste« (Gent, Snoeck, 2020), »Psychical Realism. The Work of Victor Burgin« (Leuven University Press, 2020), »The Grid« (Brussels, Racine, 2023). He also curated exhibitions such as »Peter Downsbrough / Artists and Photographs« (2009), »Passages. La photographie dans l’art vidéo« (2015), »Real Fiction. Le livre d’artiste entre histoire et fiction« (2019), »Staged Bodies« (2020), and »The Grid« (2023/2024).

 

 

Stopover 2024 – Der Workshop

Foto: Silviu Guiman

Im Rahmen des jährlichen STOPOVER laden die Studierenden des dritten Semesters im Master-Studiengang Photography Studies and Research zu einem eintägigen Workshop »Photobook Perspectives« ein. Vortragen werden nicht allein die Studierenden des Master-Programms, sondern auch die beiden Künstlerinnen Karni Arieli (Bristol) und Hannah Darabi (Paris).

Der Workshop findet statt am Donnerstag, den 1. Februar 2024 von 10 bis 16 Uhr im 2. OG des SANAA-Gebäudes. Alle Interessierten innerhalb und außerhalb der Hochschule sind herzlich willkommen! Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

10:00–10:15 AM
Jan Steuer: Welcome Greetings and lntroduction 

10:15–10:45 AM
Jan Steuer: Please Touch! On Photobook Reception 

11:15–11:30 AM
Pauline Bernstein: Seeing and Feeling Jim Goldberg’s »Coming and Going«

11:30–12:15 PM 
Karni Arieli: The Mama Gaze – Motherhood in a Self Portrait. »Eye Mama« Project and Book 

01:45–02:10 PM
Hossein Mousavifaraz: On Hannah Darabi’s »Enghelab Street, a Revolution Through Books: Iran 1979–1983«

02:10–03:00 PM
Hossein Mousavifaraz: Interview with Hannah Darabi About Research Based Photobooks

03:00–03:30 PM
Marie Stadelmann: Beyond Perpetrators: Trauma and Gangs in »Por Aquí Todo Bien«

04:30 PM
Guided Tour through the STOPOVER Exhibition

 

 

Folkwang Photo Talk mit Yi Gu

Am 16. November 2023 ist es so weit: Wir begrüßen Prof. Dr. Yi Gu von der University of Toronto an der Folkwang Universität der Künste – online! – zu unserem nächsten Folkwang Photo Talk. Yi Gu wird über »Infrastructure of Persuasion: Chinesische Fotografie und der Kalte Krieg« sprechen. Ihr Vortrag findet um 17.30 Uhr statt. Wer online teilnehmen möchte, sendet uns bitte eine eMail, um den Zoom-Link zu erhalten. Wer sich in der Nähe des Quartier Nords auf dem Zollverein Gelände befindet, kann auch mit uns gemeinsam einer Übertragung des Vortrags im Raum 2.13 folgen.

Welche Strategien wurden angewandt, um Fotografien aus sozialistischen Ländern für ein nationales und internationales Publikum interessanter zu machen? Wie zirkulierten Fotografien innerhalb des sozialistischen Blocks und über den Eisernen Vorhang hinweg? Welche Mechanismen lagen der Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den staatlichen sozialistischen Fotoagenturen zugrunde? Dieser Vortrag untersucht diese Fragen anhand eines weitgehend übersehenen Treffens der Leiter von Pressefoto- und Stockbildagenturen aus elf sozialistischen Ländern im Jahr 1958.

Obwohl sie sich weitgehend auf chinesischsprachiges Primärmaterial stützt, versucht diese Studie zu beleuchten, wie sich durch die Zusammenarbeit eine imaginäre Gemeinschaft bildete, die sich gegen die vermeintlich einschüchternde und bedrohliche Präsenz nicht-sozialistischer Medien wandte. Die affektive Reichweite der sozialistischen Fotografie war nicht nur das Bestreben einzelner Fotografen, sondern auch das Produkt einer transnationalen Infrastruktur der Überzeugungsarbeit.

Folkwang Photo Talks im Wintersemester 2023/2024

Die Folkwang Photo Talks werden im Wintersemester mit drei neuen Vorträgen fortgesetzt. Wir freuen uns auf diese Gäste:

Am 16. November 2023 wird Prof. Dr. Yi Gu von der University of Toronto sprechen. Dieser Vortrag wird online stattfinden. Ihr folgt am 14. Dezember 2023 im Quartier Nord Prof. Dr. Vinzenz Hediger von der Goethe Universität Frankfurt am Main. Am 7. Februar 2024, zur Eröffnung des 17. Forschungskolloquiums für Theorie und Geschichte der Fotografie, wird schließlich Prof. Dr. Alexander Streitberger von der Université catholique de Louvain in Essen sein. Dieser Vortrag wird hybrid veranstaltet werden.

Alle Vortragsthemen und -termine werden in den kommenden Monaten noch gesondert angekündigt. Sie richten sich an alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Hochschule. Der Eintritt ist wie immer frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.


 

Galerie 52 im Wintersemester 2023/2024

Die Galerie 52 zeigt in diesem Wintersemester insgesamt sechs Ausstellungen – und wie stets sind alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Folkwang Universität der Künste herzlich willkommen, bei den Eröffnungen dabei zu sein oder während der Laufzeit der Ausstellung ins Quartier Nord zu kommen! Die Eröffnungen beginnen stets um 18 Uhr mit einem Gespräch mit den ausstellenden Künstlerinnen und Künstlern, ab 19 Uhr gibt es dann einen kleinen Empfang. Wir freuen uns auf euch!

26. Oktober 2023
Kara Bukowski
Zaman su gibi akar (time flows like water)

9. November 2023
Louis Hackl, Hossein Mousavifaraz
tba

7. Dezember 2023
Ines Bohnert, Joanna Flösser, Marie Lansing
in meiner Hülle

21. Dezember 2023
Silviu Guiman
We Move Mountains

18. Januar 2024
Studierende des Lehrgebietes Fotografie, Bauhaus Universität, Weimar
(verantwortlich Pio Rahner)
Paradies -> 50m

1. Februar 2024
Aus der künstlerischen Fotografie
(verantwortlich Prof. Christopher Muller)
To Be Announced

 


 

Galerie 52 im Sommersemester 2023

Nach langer, durch die Pandemie erzwungener Pause ist die Galerie 52 im Sommersemester 2023 endlich wieder mit einem vollständigen Programm präsent! Zu sehen sein werden insgesamt sechs verschiedene Ausstellungen, zwei davon mit Gästen außerhalb der Hochschule. Wir halten an der guten Tradition fest: Die Eröffnungen finden stets an einem Donnerstag um 18 Uhr statt und werden durch ein Gespräch mit den ausstellenden Künstler:innen begleitet.

20. April 2023
Majid Moussavi (B.A. Fotografie)
»Die Einsamkeit ist kein elender Zustand«

4. Mai 2023
Nick Jaussi (M.A. Photography Studies and Practice)
»N 52° 13' 56.018743 E 20° 59' 5.06586 Koordinaten der Krise«

25. Mai 2023
Graz: Erich Kees (1916–2006) & Simon Baptist (B.A. Fotografie), Anna Jocham (Alumna B.A. Fotografie), Teresa Thomaschütz (B.A. Fotografie), Larissa Zauser (B.A. Fotografie)
»[ʁeː]«

Anlässlich dieser Ausstellung:
Jasmin Haselsteiner-Scharner: Vortrag zum fotografischen Werk von Erich Kees

15.6.2023
Karoline Martin (M.A. Design Futures)
»Kein Fenster«

29. Juni 2023
Studierende des Lehrgebietes Fotografie, Kunsthochschule für Medien Köln (verantwortlich Prof. Beate Gütschow, Max Dauven)

13. Juli 2023
Murat Akbayrak (M.A. Photography Studies and Practice)
»Monkey Wrench«

Folkwang Photo Talk mit Olivier Lugon

Wir freuen uns sehr, am 12. Juli 2023 mit Olivier Lugon von der Université de Lausanne einen der renommiertesten Fotohistoriker der französischsprachigen Forschung an der Folkwang Universität der Künste begrüßen zu können. Mit seinem Folkwang Photo Talk wird Olivier Lugon das 16. Forschungskolloquium für Theorie und Geschichte der Fotografie eröffnen. Sein Vortrag stellt Überlegungen aus seinem aktuellen Forschungsprojekt vor.

Wie immer sind alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Universität herzlich eingeladen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Vortrag wird außerdem auch live im Internet gestreamt werden. Den Link senden wir gerne per eMail zu.


From »Books of Light« to the »Total Image«: The Rise of »Immersive Exhibitions« in the 1960s and 70s

In recent years, a new way of presenting classic modern painting has proved highly popular: the so-called »immersive exhibitions« made up of giant montages of fragmented, animated digital reproductions with a soundtrack. While these shows seem inseparable from digital technologies, their history dates back to the 1960s-1970s and points to the then-booming art of the analog slideshow and the »multivision.«

In the case of the biggest global player in the field today, the French »Atelier des Lumières,« the history of its origins, the »Cathédrale d’images« launched in 1977, reveals the central role played by actors coming from the illustrated press, the publishing industry and the graphic arts in the emergence of such shows. Indeed, the »Cathédrale d’images« epitomized a broader and then widely discussed »audiovisual turn« in the graphic arts of the 1960s and 70s, at the convergence of several trends. The early shift of book and press publishing from paper to screen through »filmstrips,« »books of light,« and »projected journals.« The search for more spectacular, collective, and participatory forms of consumption of graphic design; the conception of the screen as an essential and signifying surface, able to give even the presentation of reproductions the aura of a singular event.

These developments were supposed to lead the graphic arts not only into the age of the »audiovisual,« but into that of the »total image,« in the words of Albert Plécy, director of the association »Gens d’images« since 1954 and founder of the »Cathédrale d’images.« The talk will discuss the history, implications, limits, and rapid marginalization of some of these ideas, despite the contemporary ubiquity of such shows.

Folkwang Photo Talk mit Romuald Valentin Nkouda Sopgui

Wir freuen uns sehr, zum nächsten Folkwang Photo Talk Dr. Romuald Valentin Nkouda Sopgui von der Université de Maroua in Kamerun zu begrüßen. Er ist derzeit Stipendiat der Gerda-Henkel-Stiftung und arbeitet an der Universität zu Köln an seinem Habilitationsprojekt. Hieran wird auch sein Vortrag anschließen:

Kolonialfotografie und »kritisches Blickregime« am Beispiel von deutschen Kolonialfotografien zu Kamerun (1884–1918)

Zum ersten Mal wird ein Folkwang Photo Talk im Rahmen des Rundgangs des Fachbereichs Gestaltung stattfinden: am 23. Juni ab 18 Uhr im Raum 2.13. Wie richtet sich der Vortrag an alle Interessierten innerhalb und außerhalb der Universität. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Abstract
Der Vortrag bezieht sich auf die im Kontext des Kaiserreichen Deutschlands erzeugten Kolonialfotografien über das Schutzgebiet Kamerun. Diese Fotografien bezeugen die Spuren der deutschen Kolonialherrschaft und dokumentieren vergangene Fakten und Ereignisse, die das deutsch-kamerunische Kolonialgedächtnis prägen. In vielen Studien zur kolonialen Fotografie beziehungsweise zur Visualisierung von afrikanischen Kolonisierten, steht das Dominanz-Modell im Mittelpunkt der Untersuchungen. Aus der Perspektive der Kolonialherren herrscht eine Wahrnehmung, die durch eigene Superiorität der Kolonisatoren und die Inferiorität der Kolonisierten gekennzeichnet ist. Die visuelle Darstellung der Kolonisierten in ihren scheinbar »authentischen« Lebensrealitäten und durch äußerliche  Merkmale vermittelt somit den Eindruck, dass die Dargestellten »kolonisierbar« oder »administrierbar« seien. Meine Standpunkt ist, dass die Auseinandersetzung mit Kolonialfotografien auf keinen einzigen Sinn reduziert werden können. Ein »kritisches Blickregime« geht auf die Analyse und Dekonstruktion der einseitigen Darstellung in den Kolonialfotografien ein. Es beinhaltet die Untersuchung der Machtbeziehungen, die in diesen Bildern zum Ausdruck kommen sowie die kritische Reflexion über Rolle von Fotografie als Instrument der Kolonisierung. Kritische Ansätze zur Kolonialfotografie versuchen die darin enthaltenen Machtstrukturen zu untersuchen. Weil Kolonialfotografien ein gemeinsames Erbe sind, kann am Beispiel von deutschen Kolonialbildern aus Kamerun aufgezeigt werden, wie gegenseitige Perspektiven und Narrative in der kolonialen Fotografie etabliert und aufrechterhalten werden könnten.

Stopover 2023

Seit dem 19. Januar 2023 zeigen wir in den Räumen des Museum Folkwang unsere aktuelle Ausgabe der jährlichen Master-Ausstellung STOPOVER.

Bis zum 11. Juni stellen sieben Studierenden des 3. Semesters im M.A. Photography Studies and Practice ihre Arbeiten aus: Volker Crone, Mara Fischer, Marie Lansing, Philipp Niemeyer, Martin Ruckert, Gloria Ruiz Melendez und Julia Unkel.

Außerdem haben am 27. Januar 2023 sechs Studierende im M.A. Photography Studies and Research – Dortje Fink, Tabea Funke, Sarah Gramotke, Deborah Herber, Malte Radtki und Meike Reiners – im Museum Folkwang einen eintägigen Workshop veranstaltet: »Mit Fotografien umgehen: analysieren. archivieren. historisieren. konstruieren. schießen. schulden«. Zu Gast waren Prof. Dr. Burcu Dogramaci aus München und die Berliner Künstlerin Viktoria Binschtok.

Folkwang Photo Talks im Sommersemester 2023

Mit drei weiteren Abenden gehen die Folkwang Photo Talks im Sommersemester in die dritte Runde. Wir freuen uns auf diese Gäste:

Am 27. April 2023 wird Dr. Suryanandini Narain von der Jawaharlal Nehru University in Delhi zu Gast sein. Dieser Vortrag wird online stattfinden. Ihr folgt am 23. Juni 2023, im Rahmen des Rundgangs und im Quartier Nord, Dr. Romuald Valentin Nkouda Sopgui von der Université de Maroua in Kamerun. Am 12. Juli 2023, am Vorabend des 16. Forschungskolloquiums für Theorie und Geschichte der Fotografie, wird schließlich Prof. Dr. Olivier Lugon von der Université de Lausanne zu Gast in Essen sein. Dieser Vortrag wird hybrid veranstaltet werden.

Alle Vortragsthemen und -termine werden in den kommenden Wochen noch gesondert angekündigt. Stets finden sie ab 18 Uhr im Quartier Nord statt und richten sich an alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Hochschule. Der Eintritt ist wie immer frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Luke Gartlan at Folkwang University of the Arts

On Wednesday, February 1st, 2023 (6 pm CET), the department of photography at Folkwang University of the Arts will have the pleasure to welcome Luke Gartlan from the University St. Andrews in Essen. Luke will give the sixth Folkwang Photo Talk, speaking about »The Duration of Imperial Portrait Photography«. (See abstract below.)

The talk will take place at Quartier Nord and will also be streamed online. For a Zoom link, please email us. We welcome all friends of photography to join us.

Luke Gartlan’s talk will also open the research colloquium for the Theory and History of Photography, which will take place on February 2 and 3, 2023, and is aimed at master’s candidates and doctoral students both inside and outside Folkwang University of the Arts.

Luke Gartlan is one of the most internationally renowned photo historians. For a long time now, the focus of his work has been on the transcultural interweaving history of the photographic. In 2016, his monograph »A Career of Japan: Baron Raimund von Stillfried and Early Yokohama Photography« was published and awarded the Josef Kreiner Prize for International Japanese Studies. He is also co-editor of »Photography’s Orientalism: New Essays on Colonial Representation« (2013) and »Portraiture and Early Studio Photography in China and Japan« (2017). From 2013 to 2018, he was the editor of the journal History of Photography.

Abstract: Irrespective of their differences, theoretical approaches to the portrait photograph have often emphasized the encounter or the event between the photographer and sitter. Colonialist visual culture, however, is less concerned with the contingent or the temporary than the persistent repetition and maintenance of the status quo over generations. In this paper, I intend to address the imperial portrait photograph in its durational modes, extended both in the codes and practices of the sitter’s inherited privilege and networks and in the material object’s afterlives into the present. The Victorian portrait photograph operates not in isolation as a statement of individual subjecthood so much as within exclusionary networks of family, empire, nation, and community that are already presupposed in the portrait session. This paper builds on research into five families in nineteenth-century St Andrews and their parallel pursuit of early photography and colonial »enterprise«. I will address two case studies: firstly, a collage group assembly of the Playfair family and, secondly, the photographic portraits of General James Hope Grant produced in St Andrews, India, and China. In bringing these materials and histories together, I aim to question frameworks of ‘provincial’ portrait photography that have divested the rural and small-town family album of its colonialist engagements, presumptions, and durational archival functions.

Nächster Folkwang Photo Talk mit Jens Schröter

Die Fachgruppe Fotografie freut sich, zum zweiten Folkwang Photo Talk in diesem Wintersemester am 8. Dezember Prof. Dr. Jens Schröter zu begrüßen. Unser Gast ist in Essen alles andere als ein Unbekannter: Vor seiner Tätigkeit als Professor für Medienwissenschaft an der Universität Siegen und, seit 2015, in Bonn war Jens Schröter wissenschaftlicher Mitarbeiter für Theorie und Geschichte der Fotografie in Essen. Sprechen wird er über ein ganzes neues Forschungsprojekt: die UFO-Fotografie.

Ein skurriles und zugleich sehr populäres Genre der Fotografie ist die Erfassung unbekannter Flugobjekte, UFOs. Auch wenn die ersten Bilder dieser Art im späten 19. Jahrhundert auftauchen, beginnt ihre Verbreitung und Diskussion in größerem Maßstab erst nach 1945. Die Fragwürdigkeit des UFO-Phänomens lässt eine seriöse Beschäftigung damit kaum möglich erscheinen, dennoch kann man sich mit den medialen Praktiken und Diskursen beschäftigen, die mit ihm einhergehen – zumal sich die große Popularität nicht leugnen lässt. Erst unlängst gab es, angestoßen durch die Veröffentlichung kontroverser Videos des US-Militärs und zumindest interpretierbarer Äußerungen von Ex-Präsident Obama, eine erneute Popularitätswelle. Aber warum? Welche Arten von fotografischen (oder zumindest fotografisch erscheinenden) Bildern werden produziert? Welche Diskurse und Praktiken sind mit diesen Bildern verbunden? Diesen Fragen soll nachgegangen werden.

Wie immer findet der Vortrag statt im Raum 2.13 des Quartier Nord und beginnt um 18 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, alle Interessierten sind herzlich willkommen!

Folkwang Photo Talks im Wintersemester 2022/2023

Mit drei weiteren Gästen gehen die Folkwang Photo Talks in diesem Wintersemester in die zweite Runde. Wir freuen uns auf renommierte Gäste:

Am 17. November 2022 wird Dr. Verena Kick von der Georgetown University, Washington, D.C. zu Gast sein mit dem Vortrag »Stop writing! Curate! Digital Curation and Photobook Research«. Ihr folgt am 8. Dezember 2022 Prof. Dr. Jens Schröter von der Universität Bonn mit seinem »Versuch über die UFO-Fotografie«. Und schließlich wird am 1. Februar 2023, am Vorabend des 15. Forschungskolloquiums für Theorie und Geschichte der Fotografie, Prof. Dr. Luke Gartlan von University of St. Andrews zu Gast in Essen sein und sprechen über »The Duration of Imperial Portrait Photography«.

Alle Vortragsthemen und -termine werden in den kommenden Wochen noch gesondert angekündigt. Stets finden Sie ab 18 Uhr im Quartier Nord statt und richten sich an alle Interessierten innerhalb wie außerhalb der Hochschule. Der Eintritt ist wie immer frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Kritik

EFEG #9 Aglaia Konrad / Carrara

In der neunten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über »Carrara« von Aglaia Konrad. Erschienen ist das Buch 2011 bei Roma Publications in Amsterdam. Die Fotografin fragmentiert mit dem »Ausschnitt-Werkzeug« Fotokamera die Marmor-Steinbrüche von Carrara und konstruiert aus den Bildern eine ungewöhnliche Seherfahrung. Das Buch enthält außerdem einen Text von Angelika Stepken. Ca. 29 cm × 21,5 cm, 136 Seiten, 119 Schwarzweiß- und 18 Farb-Fotografien (sowie die Farbfotografie auf dem Schutzumschlag).

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren, 1990–1992 Studium der Fotografie an der Jan von Eyck Academie in Maastricht. Seit 2007 ist sie Professorin an der Sint-Lukas in Brüssel. Zahlreiche Auszeichnungen, 1997 Teilnehmerin der documenta X, 2003 Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie, 2023 Österreichischer Staatspreis für Fotografie.
 

EFEG #8 Katja Stuke / Supernatural

In der achten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über zwei Bücher von Katja Stuke: »Supernatural« von 2010 und »Supernatural 2021« aus dem titelgebenden Jahr. In diesem Projekt »Supernatural« hat Katja Stuke Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen am Fernseher beobachtet und in einem Moment großer Konzentration direkt vor ihrer sportlichen Leistung fotografiert. »Supernatural 2021« ist eine Weiterentwicklung, es ändert sich die Auswahl der Athlet:innen, der Sportarten, es ändern sich aber auch der Blick und der Umgang mit den Bildern im Heft.

Katja Stuke (*1968) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium an der FH Düsseldorf. Ausgezeichnet unter anderem mit dem LUMA Rencontres Dummy Book Award at the Rencontres d’Arles 2017 und als Lauréat Regards du Grand Paris Ateliers Medicis, Centre national des arts plastiques Paris (beides mit Oliver Sieber).

 

EFEG #7 Helga Paris / Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85

In der siebten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Helga Paris’ »Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85«. Das Buch ist zuerst 1986 erschienen und auch nicht erschienen – bevor es dann einige Jahre später in einer Neuausgabe endgültig erscheinen konnte.

Helga Paris wollte Halle an der Saale wie eine ganz fremde Stadt fotografieren. Das Buch beginnt mit Straßenansichten, es folgen Porträts, die sie hauptsächlich auf der Straße fotografiert hat. Die Ausstellung, zu der Paris dieses Buch gemacht hat, durfte 1986 nicht gezeigt werden und wurde 1990 nachgeholt.

 

EFEG #6 Deanna Templeton / What She Said

In der sechsten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« besprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl das Fotobuch »What She Said« von Deanna Templeton. Erschienen ist es 2021 bei Mack Books in London.

Deanna Templeton fotografiert weibliche Teenager und junge Frauen und stellt diese Porträts in einen Zusammenhang mit Tagebucheinträgen und Konzertflyern aus ihrer eigenen Jugend in den 1980er Jahren.

Rein theoretisch #6 Fotografierverbot

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der sechsten Folge ihres Podcasts »Rein theoretisch« über Fotografierverbote.

Was haben das Van Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam? Spoiler: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu fotografieren. 

Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen Auswirkungen könnten diese haben?

Fink & Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden sollten oder nicht.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.
 

EFEG #5 Bettina Lockemann / Southward – nach Süden

In der fünften Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über Bettina Lockemanns »Southward – nach Süden«, erschienen beim Fotohof Salzburg im Jahr 2021.

Bettina Lockemann ist 2017 in die Südstaaten der USA gereist. Dort trifft sie auf Gegenden und Städte, die einerseits mit vielen Hypotheken aus der Vergangenheit zu kämpfen haben, in denen sich aber auch viele Initiativen wie zum Beispiel das Rural Studio finden. Das gehört zur Auburn University, und seine Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Methoden zum Bau günstigen Wohnraums. Lockemann sucht viele dieser Initiativen auf, spricht mit den Beteiligten und fügt ihren Fotografien kurze Texte bei, die aus Sicht dieser Menschen die Situation beschreiben.

Bettina Lockemann wurde 1971 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin studierte sie an der HGB in Leipzig. Promotion in Kunstgeschichte, Lehre an vielen unterschiedlichen Hochschulen im In- und Ausland, sechs Jahre lang war sie Professorin für Fotografie an der HBK Braunschweig. Bettina Lockemann hat eine sehr informative Website.

Ca. 24,5 cm × 16,5 cm, Klappenbroschur, 156 Seiten, Schwarzweiß und Farbe, 90 Fotografien.

 

EFEG #4 Hannah Darabi / Soleil of Persian Square

In der vierten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »Soleil of Persian Square« von Hannah Darabi. Erschienen ist dieses Buch 2021 bei den Éditions Gwinzegal in Paris. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Der Titel von Hannah Darabis Buch bezieht sich auf das Bistro »Soleil« am »Persian Square« in Los Angeles, das auf einem ihrer Fotos zu finden ist. Stadtansichten von Los Angeles mit Hinweisen auf die dortige iranische Diaspora treffen in dem Buch auf Abbildungen von Musikkassetten, Ausschnitten aus den Gelben Seiten von Los Angeles, Stills aus Musikvideos und informellen Porträts, von denen es jeweils zwei gibt.

Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran geboren. Nach einem Studium an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und an der Universität Paris VIII-Saint-Denis lebt sie heute als Künstlerin in Paris.

Einige weiterführende Hinweise: Das im Gespräch erwähnte Video der Wüstenrot-Stiftung ist hier zu finden. ● Hannah Darabi: Enghelab Street. A Revolution through Books: Iran 1979–1983, Leipzig (Spector Books) 2019. ● Das Buch von Bahman Jalali und Rana Javadi von 1979, »Days of Blood, Days of Fire«, ist 2020 als Reprint ebenfalls bei Spector Books erschienen, es enthält einen Einleger mit einem einführenden Text auch auf Englisch. Bedauerlicherweise gibt es keine Übersetzung der im Buch selbst vorkommenden Texte und Bildunterschriften. ● Inka Schube (Hg.): Bahman Jalali, Köln (König) 2011. ● Auf der Bandcamp Seite von ANYWAVE findet ihr das Tape »Soleil of Persian Square / Post California« zum streamen.

Hannah Darabi: Soleil of Persian Square, Paris (Éditions Gwinzegal) 2021. Etwa 28 cm x 22 cm, Broschur, 220 Seiten.

 

Rein theoretisch #5 Gelöschte Fotografien

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der fünften Folge ihres Podcasts REIN THEORETISCH über gelöschte Fotografien.

Mit der Zeit sammeln sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen visueller Erinnerungen.

Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein Risiko, wie Robert Capas Fotografien des D-Day in der Normandie zeigen. Jedoch sind private Handybilder als digitale Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen. Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, (die wir namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu verstärken) wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann. Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem, dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind, umso mehr gespeichert und geteilt werden.

Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil unserer Realität aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.

Rein theoretisch #4 Blickregime

Die vierte Folge befasst sich mit Blickregimen: In der Fachsprache werden Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink & Wolf anhand der Konzepte »Male Gaze« und »Colonial Gaze«. Die Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als »normal« empfinden und welche Bilder zur systematischen Diskriminierung beitragen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Hosen haben Röcke an

Besprochen von Steffen Siegel

Das letzte Bild im Buch ist das charmanteste: die Künstlerinnengruppe Erfurt als Diagramm, alle porträtieren alle, ein Tableau aus 64 Beziehungen. Entscheidender aber ist das gemeinsame Ganze. Wer Gabriele Stötzer autobiografisches Buch »Der lange Arm der Stasi« – vor einem Jahr erschienen bei Spector Books – gelesen hat, kennt die Umrisse. Denn eigentlich ist Stötzers Buch das Porträt einer weit verzweigten Gruppe oppositioneller Erfurter Künstlerinnen und Künstlern.

»Hosen haben Röcke an«, dieses Jahr beim Hatje Cantz Verlag erschienen, ist beides zugleich: eine Engführung und eine Erweiterung. Einerseits konzentriert sich der Katalog auf jene Gruppe von etwa 15 Künstlerinnen, die zwischen 1984 und 1994 unter wechselndem Namen auftraten. Andererseits reicht das Interesse hier, analog zur Entwicklung der Gruppe, über die Epochenwende von 1989/1990 hinaus. Es waren Auftritte im engen Sinn des Wortes: Performances, Filme, Fotosessions, Modenschauen, Happenings, am 4. Dezember 1989 dann die Besetzung der Erfurter Staatssicherheit – überhaupt die erste in der DDR und eine der wichtigsten wie folgenreichsten Performances jener Zeit. Das Buch ist der nachgereichte Katalog zu einer Ausstellung, die bereits vor eineinhalb Jahren in der nGBK Berlin zu sehen war, und es ist absolut lesenswert.

Gebaut haben die fünf Autorinnen – Susanne Altmann, Katalin Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt und Sonia Voss – das Buch um fünf Filme der Künstlerinnengruppe, von denen aus die Geschichten von Widerstand, Subversion, Appropriation und Parodie erzählt werden. Das geht, was die Filme selbst angeht, im Buch natürlich nur bedingt gut auf, das mehr als reiche und wohl fast immer zum ersten Mal publizierte Archivmaterial macht das indes wett.

Das von Klimaite Klimaite Berlin wunderbar gestaltete Buch schließt dieses Archiv schlaglichtartig kommentierend auf. Alle Texte finden sich im Buch durchgehend zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Wer es noch genauer wissen will, findet in einer von Christin Müller erstellten Chronologie und einer umfassenden Bibliografie weitere Informationen. Man kann aber auch einfach nach Thüringen fahren und dort im Kunsthaus Erfurt vorbeischauen. Gegründet wurde es 1990 in der Michaelisstraße 34, wo es sich nach wie vor befindet und für die lokale wie überregionale Kunst- und Kulturarbeit ein wichtiges Zentrum ist. Aus einer Initiative der Künstlerinnengruppe hervorgegangen, wird es unverändert von Monique Förster, einem ihrer Mitglieder, geleitet.  

Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss: Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt, 1984–1994 / Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists’ Group, 1984–1994, Berlin (Hatje Cantz) 2023. Broschur, 256 Seiten, 200 Abbildungen, 26,5 × 19,5 cm. ISBN: 978-3-7757-5258-9.

 

Rein theoretisch #3 Bildgedächtnis

Die dritte Folge von REIN THEORETISCH handelt vom Bildgedächtnis: Fotografien sind Teil eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Sie werden zu Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen ausschließen, überlegen Fink&Wolf unter anderem anhand der fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes »The Terror of War« von Nick Ut und der Ausstellung »A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions« von Arthur Jafa.

Anders funktionieren detaillierte Bildbeschreibungen. Der sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte Menschen mit Worten wieder und lässt sie vor unserem inneren Auge sichtbar werden, ohne sie je gesehen haben zu müssen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die

Besprochen von Steffen Siegel

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Buchkunst die von ihr in diesem Jahr ausgezeichneten »Schönsten Deutschen Bücher« bekannt gegeben. Eines ist »Statues Also Die« von Jan Mammey und Falk Messerschmidt, erschienen bei Kodoji aus Baden in der Schweiz und gestaltet von Helmut Völter. Ob sich die beiden Künstler gewundert haben, dass ihr Fotobuch in der Kategorie »Sachbuch/Ratgeber« ausgezeichnet wurde? Ebenso gut hätte es in die (bei der Preisvergabe nicht vorgesehene) Kategorie »Reiseführer« gepasst – jedenfalls in einem besonderen Sinn von Reise. Wer das Buch öffnet, wird sich in einer solchen Deutung bestätigt sehen: Im vorderen Klappcover findet sich ein Stadtplan von Paris, der sich auch als Inhaltsverzeichnis verwenden lässt.

Vor genau siebzig Jahren kam »Les statues meurent aussi« – gemeinsam von Alain Resnais, Chris Marker und Ghislain Cloquet gedreht – in die Kinos. Dass er heute ein Klassiker ist, lässt all zu schnell vergessen, dass er in Frankreich eineinhalb Jahrzehnte lang nur zensiert zu sehen war. Grund war die in ihm formulierte Kolonialismus-Kritik, und genau hieran schließen Mammey und Messerschmidt an – der übernommene Werktitel verdeutlicht es. Vor allem aber teilen sie mit dem Film die Schlüsselfrage nach der Sichtbarkeit des Kolonialismus. Sie fuhren dafür nicht in frühere französische Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, sondern durchmusterten in ganzer Breite den Stadtraum von Paris (dem Ansatz von »Berlin Postkolonial« vergleichbar). Vom Ladenschild über Denkmäler bis hin zu ganzen Institutionen, ja Stadtteilen reicht die im Fotobuch zusammengeführte Sammlung.

Vielleicht ist das angesprochene Ladenschild tatsächlich der überraschendste Ort einer solchen Präsenz. Nicht ganz zufällig wird es auf der Rückseite des Covers besonders prominent ausgestellt, allerdings im Zustand eines Kommentars. Gegeben wurde er in violetter Farbe, vermutlich als Farbbeutel an das Schild geworfen. Es gehörte zu einem Laden, bei dem nicht allein sein Name »Au n*** joyeux« (also in etwa: »Zum fröhlichen N***«) eine solche Tat herausforderte, sondern auch ein gemaltes Bild, das mit rassistischen Klischees nicht geizig war. Genau besehen erzählt das Buch eine Geschichte: Zwei Aufnahmen zeigen Zustände vom Oktober 2016 und Dezember 2018 – und in ihnen bildet sich eine Entwicklung ab. Wer heute an die Place de la Contrescarpe geht, wird weder Schild noch Beschriftung finden.

Im Ganzen kommen Mammey und Messerschmidt auf gut drei Dutzend Pariser Erinnerungsorte, die allerdings in der Mehrzahl gerade das nicht sind: ein Anlass zur Erinnerung. Die kolonialen Wurzeln sind verdeckt, werden übersehen oder proaktiv ignoriert. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet: Wer dieses nicht nur schöne, sondern auch wichtige Fotobuch auf die nächste Paris-Reise mitnimmt, wird diese oft gesehene Stadt ganz gewiss mit neuen Augen betrachten.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die, Baden CH (Kodoji Press) 2022. Mit einer Short Novel von Arno Bertina. 16,5 × 22,5 cm, 276 Seiten, 147 Farb- und Schwarz/Weiß- Abbildungen. Soft-Klappcover. ISBN 978-3-03747-108-1

 

EFEG #3 Jo Ractliffe / The Borderlands

In der dritten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »The Borderlands« von Jo Ractliffe. Erschienen ist dieses Buch 2015 bei Editorial RM. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Nachdem Ractliffe für ihre beiden vorangegangenen Arbeiten »Terreno Occupado« und »As Terras do Fim do Mundo« in Angola fotografiert hatte, führt sie ihr Thema – die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Angola und dem Befreiungskampf in Namibia sowie den Verstrickungen Südafrikas darin – in Südafrika selbst weiter, von wo aus viele Militäreinsätze ihren Anfang genommen haben. Dabei verfolgt sie, wie sie selbst sagt, die Idee einer Landschaft als (ehemals) militarisierter Zone.

Jo Ractliffe wurde 1961 in Kapstadt geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Ruth Prowse School of Art, Woodstock, und an der Michaelis School of Fine Art at the University of Cape Town (Bachelor of Fine Arts 1985, Master of Fine Arts 1988). Heute unterrichtet sie an der Witwatersrand School of Arts at Wits University, Johannesburg.

Jo Ractliffe: The Borderlands, Barcelona, Mexiko City (Editorial RM) 2015. Ca. 30 cm x 25 cm, Hardcover, keine Seitenzahlen, 4 Ausklappseiten, Bildteil 148 Seiten, Textteil 24 Seiten, 89 Fotografien.

Rein theoretisch #2 Anonymisierung

Die zweite Folge von REIN THEORETISCH widmet sich eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll. Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt. Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von Zensur?

Fink & Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial durch anonyme Porträtfotografien. REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studierenden an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Rein theoretisch #1 Zensur und Content Moderation

Fotografien für die Ohren! REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Anhand von Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Sie sprechen über Bilder, die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den Augen in den Sinn. Der Intro-Song stammt von Hossein Mousavifaraz, ebenfalls Student in unserem Research-Master.

In der ersten Folge beschäftigen sich Fink & Wolf mit den Themen Zensur und Content Moderation. In diesen Fällen sind Fotografien zwar potenziell vorhanden, aber durch bewusste Regelungen nicht mehr zu sehen. Autoritäre politische Systeme scheinen unerwünschte Abbildungen ungehemmt zu zensieren, wie das Beispiel einer Fotografie-Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy in der DDR zeigt.

Aber auch in Demokratien werden Bilder gelöscht bevor oder nachdem sie in Umlauf gebracht werden. Anhand von Content Moderation in Sozialen Medien stellt sich die Frage, ob hier auch von Zensur zu sprechen ist. Ist Zensur immer etwas Schlechtes oder ist sie heute eine Notwendigkeit zum Schutz vor traumatisierenden Bildern in digitalen Netzwerken?

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

EFEG #2 LaToya Ruby Fraziers / The Notion Of Family

Die zweite Folge von Einige Fotobücher, einige Gedanken haben Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld dem Fotobuch »The Notion of Family« der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivist LaToya Ruby Frazier gewidmet, erschienen 2016 bei Aperture in New York.

Im ersten Buch von LaToya Ruby Frazier sehen wir sie selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter sowie ihre Heimatstadt Braddock, Pennsylvania im sogenannten Rust Belt. Die Fotos sind in einem Zeitraum von über zehn Jahren entstanden. Frazier wendet unterschiedliche bildnerische Strategien an, mal mehr, mal weniger inszeniert und experimentell.

LaToya Ruby Frazier wurde 1982 in Braddock, Pennsylvania geboren. Sie studierte an der Edinboro University of Pennsylvania (Bachelor of Fine Arts, 2004), an der Syracuse University (Master of Fine Arts, 2007) und im Whitney Museum Independent Study Program (2011). Sie ist Professorin für Fotografie an der School of the Art Institute of Chicago.

Die neue Folge von EFEG ist 1 Stunde und 21 Minuten lang und steht hier jederzeit zum Abruf bereit.

EFEG #1 Germaine Krull / Paris-Biarritz

In der ersten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Germaine Krulls »La Route Paris–Biarritz« von 1931, erschienen in Paris bei den Éditions Jacques Haumont; ca. 22 cm × 15 cm, Broschur, 96 Seiten mit 87 Fotografien.

Germaine Krull fährt 1931 mit dem Auto von Paris nach Biarritz beziehungsweise noch darüber hinaus und fotografiert unterwegs sowohl Baudenkmäler, Stadtansichten und Landschaften als auch das Fahren selbst. Auch Claude Farrère begibt sich für sein Vorwort auf diese Reise...

Das einstündige Gespräch gibt es ab sofort auf dem YouTube-Kanal von EFEG.

Eric Meier: FF

Besprochen von Steffen Siegel

Es gibt Fotografien, bei denen genaues Hinsehen nicht reichen wird. »FF« von Eric Meier, erschienen bei sèche editions in Berlin, erinnert daran schon auf dem Cover. Wer den großformatigen, gut zwei Kilo schweren Band in die Hand nimmt, muss es spüren: Die Buchstaben sind so rau wie Schleifpapier. Damit ist zugleich ein Ton gesetzt. Es geht hier um eine Form der Sinnlichkeit, die die Augen ebenso viel angeht wie die Fingerkuppen.

Ein neunseitiges Intro, gesetzt in großen Lettern, wirft für »FF« stakkatohafte Lyrics hin: „Es riecht nach Money Honey, aber nicht für Dich.« Oder: »Es ist 93, 94, 95, 96, 99 Uhr. Millennium. Im Takt der Zonierung ist die Zornierung produktiv gesteigert.« Oder: »Wie schön der Schutt ist oder die Blume, die sich durch die Platte gräbt.« Und: »Die Tür ist jedoch immer einen Spalt auf. Und wenn nicht, rennen wir durch die Scheibe. Welt offen.« Direkt danach, auf Seite 13, kann man diese Scheibe sehen.

Doch folgen keine Blick ins Offene, sondern 250 Seiten voller Close-Ups, immer schwarz-weiß. Fotografien für die Fingerspitzen: die kleinen glatten Kiesel im porösen Waschbeton, der feinkörnige Rost auf dem schmalen Treppengeländer, die glatten Kachelfliesen der fensterlosen Fassaden, die scharfkantigen Schuppen der splitternden Ölfarbe, die kubistischen Formbausteine, zusammengefügt wie die Betonplatten für Hauswände und Gehsteige, zwischen ihnen ein Kleber aus Teer, der im Sonnenschein an Härte verliert und dunkel zu riechen beginnt. Spätestens hier kommt auch die Nase ins Spiel.

Es ist nicht schwer, solche materiellen Qualitäten metaphorisch aufzufassen – und gewiss ist es auch nicht falsch, gerade solche Schlüsse zu ziehen. Oft genug ist das, was Eric Meier in seinen Bildern zeigt, brüchig, marode, verfallen oder sogar mutwillig zerstört. Allerdings liegt unter dieser rauen Ikonografie eine zweite Ebene, und gerade hierfür benötigt es den fotografischen Blick. Der ist aufmerksam, intensiv, genau. Die so entstehenden Fotografien sind dabei vor allem eines: den Dingen zugewandt.

Kein einziges dieser Bilder zeigt Menschen – und doch geht es auf allen Seiten des Buches nie um etwas anderes. Eine Lebenswelt voller alter und einiger neuer Zeichen im Habitat »FF« wie Frankfurt an der Oder. Michael Schmidt eröffnete sein legendäres (gerade wieder aufgelegtes) Buch »Ein-heit« mit einem Blick ins Gelände der ostdeutschen Plattenbaugebiete, weitete dann aber sehr schnell die Perspektive. Eric Meier bleibt hier beharrlich: Seine Ortserkundung folgt geduldig den großen Formen und kleinen Zeichen, sammelt Blicke für Augen und Fingerspitzen – und verdichtet sie zu einem meisterhaft präzisen Fotobuch.

Eric Meier: FF, Berlin (sèche editions) 2021. 304 Seiten, Hardcover, 24 × 32 cm. Gestaltet von HOMI Creative Studio, mit Texten von Eric Meier, Malina Lauterbach und Clemens Vilinger. ISBN: 978-3-949495-01-4

Fototechnik-a

Besprochen von Steffen Siegel

Es gehört zu den prägenden Ideen des Diskurses zur Fotografie, dass er das Medium und den menschlichen Körper zusammendenkt. Eigentlich von Anfang an, denn immerhin hatte schon im Januar 1839 der Chemiker Biot die fotografische Platte mit einer künstlichen Netzhaut verglichen. Sehr viel später würde dafür in Toronto das schöne Wort von den »extensions of man« geprägt werden. Die englische Sprache hat allerdings auch die Eigenart, mit einer solchen Formulierung wichtige Differenzen zudecken zu können. Marshall McLuhan dachte vermutlich, als er so formulierte, an medial ermöglichte Erweiterungen des Menschen, nicht aber des Mannes. Ein gerade eben im Fotohof Salzburg erschienener Band fragt nun aber zurück: War vielleicht doch nur der Mann gemeint? Hat Fotografie (abgesehen vom grammatikalischen Femininum) traditionell ein Geschlecht? Anders formuliert: »Wie weiblich ist die Fototechnik?«

Der typografisch anspruchsvolle Titel des Buches ist programmatisch gewählt und lässt sich hier nur indirekt zitieren: »Fototechnik-a«, mit hochgestelltem a. Was die Herausgeberinnen und Autorinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast und Claudia Rohrauer auf 110 großformatigen Seiten zusammentragen, ist keine systematische Untersuchung dieses sehr weiten Feldes, sondern ein Versuch, Schlaglichter zu setzen. Nur ein Beispiel: Seit 1839 und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind Hand- und Anleitungsbücher zur fotografischen Technik und ihrer Anwendung wie Sand am Meer erschienen. Es gibt wirklich zu denken, worauf Caroline Heider aufmerksam macht: Fast stets wurden diese Bücher von einem Mann geschrieben. Dass damit ein handfester Sexismus einhergeht, zeigt die Künstlerin anhand von Illustrationen aus solchen Büchern und nicht zuletzt der noch immer überreich verlegten Foto-Magazine.

Von besonderem Wert ist in diesem Band das Zusammenspiel der verschiedenen Wissensformen: wissenschaftliche Aufsätze (ausführlich von Ulrike Matzer und Katharina Steidl) stehen neben künstlerischen Reflexionen (neben Caroline Heider sind das Lisa Rastl und Claudia Rohrauer). Zusammengehalten wird das alles auf charmante Weise durch die Stimme von Ruth Horak, die die Beiträge erläuternd anmoderiert.

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer: FOTOTECHNIK-A, Salzburg (Fotohof) 2023. 110 Seiten, broschiert, zahlreiche Farbabbildungen, 30,5 × 22 cm, ISBN: 978-3-903334-55-7.

Gloria Ruiz Melendez on the Exhibition »On Display«

»On Display«, exhibition view at Kunstmuseum Ahlen, 2022. Photo: Samuel Solazzo.

The Unattainable Border
By Gloria Ruiz Melendez

»A wormhole«, I wrote in my note app as the first impression of the double feature in the Ahlen Kunstmuseum: »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« and »On Display: Der Körper der Fotografie«. A feeling of symmetry, of a mirrored image, of a question as old as the technology of Photography: Where do the possibilities end? Is there more? Questions asked in the 19th century with a resonance in today’s contemporary Art and Photography theorization and practice world, not only in this specific set of expositions but also in others that aim to reflect on the very nature of the limits of the medium, in a time when photography has become absolutely immersive in our everyday life, integrated into our routine as something that it’s »there« and we seldom think about. Photography has become the way we see and not the other way around, a mass of data that flows with a life of its own, like a river.

In »On Display: Der Körper der Fotografie«, more than an exploration body, it’s the attempt of digging it to its bones, confronting the audience with the notion that we’re watching, confronting us with our expectations around photography in our private and public life, something mundane but also intimate. Joan Fontcuberta explains in »Photography, Crisis in History«: In Photography two facets have necessarily coexisted: (1) the image as visual information (2) the physical support of a medium, objectual dimension. In the daguerreotype, the plate embodies an image. In the archive, the information aspect prevails. In a museum, it’s the objectual aspect. On Display takes on the specific task to scratch, taking techniques and methods of the past into a contemporary while »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! with their stereographs, which have been the basis of the very contemporary world of Augmented Reality and Virtual Reality, reminds us that this urge to grasp reality in new and more encompassing ways has been a part of the very nature of Photography since it’s conception.

The rules about photography keep changing and getting looser, as nowadays we’re able to create images that don’t really exist, and Artificial Intelligence can combine, merge and interpret images in a way that sounded like science fiction only mere decades ago. The urge to adopt and reject technology, the urge to keep photography in »its body«, like a reversed exorcism, when Photography seems to start losing its materiality and becoming pure data. Photography is about control, but also about leaving room for coincidence and exploration while finding a lot of the same urges in the neighbor Exposition: »to have been there«, memories, events, the word Truth.

Where does the border lie? For Photography, it feels like the Borgean »Book of Sand«: never-ending, shapeshifting, always bringing a new page into a seemingly never-ending book.

Gloria Ruiz Melendez has been a DAAD student at Folkwang University of the Arts since 2021.