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Die zweite Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Nach der ersten Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen«, das Anfang September erschienen ist, folgt nun das zweite Heft. Es erscheint zunächst als digitale Ausgabe und kann hier vollständig durchgeblättert werden. Außerdem wird es am 27. November der Süddeutschen Zeitung in einer Druckfassung beliegen.

Wie bereits beim ersten Heft ist diese zweite Ausgabe das Ergebnis einer gemeinschaftlichen Produktion des Zentrums für Fotografie Essen – einem Zusammschluss der Folkwang Universität der Künste, des Historischen Archivs Krupp, des Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Auch dieses Mal umfasst das Magazin 76 reich illustrierte Seiten. 

Mit Nachdruck treten die Beiträge der zweite Ausgabe dafür ein, die von der Bundesregierung angestoßene Initiative zur Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie nun zeitnah zu verwirklichen. Die konzeptuellen und planerischen Vorbereitungen sind weit fortgeschritten, auf dem UNESCO-Welterbe Campus Zeche Zollverein steht der hierfür nötige Baugrund zur Verfügung, und die direkte Nachbarschaft zu den Institutionen des Zentrums für Fotografie Essen sichert einen ebenso differenzierten wie engen professionellen Zusammenhang für diese neue Einrichtung.

In einem für die zweite Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen« geführten Exklusivinterview unterstreicht Isabel Pfeiffer-Poensgen, die Kultus- und Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, dass dieses Bundesland und hier insbesondere die Stadt Essen ein hervorragender Standort für das Bundesinstitut sein wird. »Bisher fehlt in Deutschland«, so die Ministerin, »eine zentrale Einrichtung, die der besonderen Rolle der Fotografie Rechnung trägt, sie sammelt, restauriert, erforscht, der Öffentlichkeit zugänglich macht und zukunftsfähig aufstellt. Deshalb braucht es ein Bundesinstitut für Fotografie!«

Vier Alumni der Folkwang Universität der Künste – Inga Barnick, Bahram Shabani, Killa Schütze und Michael Romstöck – haben sich dem durch einen Bauzaun gesicherten Grundstück auf Zollverein in ganz eigener Weise genähert. In großformatigen, auf halbtransparentem Mesh-Gewebe gedruckten Bildern hüllen sie das Gelände fotografisch ein und markieren auf einem etwa 350 Meter langen, immer wieder für Durchblicke unterbrochenen Fries einen Baugrund, auf dem bald schon das Bundesinstitut errichtet werden könnte.

Auf eben diesem Gelände und in der direkten Nachbarschaft hat auch der Berliner Künstler Paul Hutchinson fotografiert. Seine Bilder sind zu einem Portfolio zusammengefasst, das eigens für die zweite Ausgabe des Magazins entstanden ist und unter dem Titel »Von der Kunst, loszulassen« auf poetische Weise den Welterbe-Campus interpretiert.

Nicht zuletzt aber geben insgesamt 28 Akteurinnen und Akteure aus dem Feld des Fotografischen ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage, warum ein Bundesinstitut für Fotografie wichtig ist. Die Antworten stammen von Künstlerinnen und Künstlern wie Jürgen Klauke, Dörte Eißfeldt, Ute Mahler, Beate Gütschow, Viktoria Binschtok und Sven Johne, von Kuratorinnen und Kuratoren wie Ulrich Pohlmann, Inka Schube, Christina Leber, Stephan Erfurt, Stefan Gronert und Esther Ruelfs, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Bernd Stiegler, Katharina Sykora, Hubert Locher, Costanza Caraffa und Wolfgang Ullrich sowie von Restauratorinnen und Restauratoren wie Marjen Schmidt und Martin Jürgens. Im Ganzen fügen sich diese Auskünfte zu einem Panorama, das eindrucksvoll unterstreicht, dass es höchste Zeit ist für die Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie!

Videoart at Midnight

 

Peter Miller, professor for photography and time-based media at Folkwang University of the Arts, invites us to stay up late. On Friday, November 19th, after midnight and at Babylon Berlin, one of the city’s most beautiful cinemas, will show a selcetion of his cinematic work from the past fifteen years. This special night is part 117 of the cinema’s »Videoart at Midnight« series, accompanying his retrospective »Dear Photography«, currently on display at C/O Berlin.

In his work, Peter Miller traces the history and nature of the technical media. His films examine cinema as a phenomenon and address its constituent, irreducible elements: lens, light, film, audience, projection. Peter Millers cinematic works include 16 and 35mm films as well as videos. Inspired by the Conditional and Expanded Cinema of the 1970s, they explore physical phenomena such as gravity, investigate the flicker effect of cinema, and ask what we experience when the projector is turned inside out.

In cooperation with C/O Berlin, and the admission is free.

Adéọlá Ọlágúnjú gewinnt NRW.BANK.Kunstpreis 2021

Adéọlá Ọlágúnjú: Born Throw Way, 2021. © Adéọlá Ọlágúnjú

Mit ihrer Arbeit »Born Throw Way!« ist Adéọlá Ọlágúnjú in der Kategorie »Foto und Medienkunst« mit dem NRW.BANK.Kunstpreis 2021 ausgezeichnet worden. Damit geht zum dritten Mal in Folge einer der mit 7.500 Euro dotierten Preise an eine*n Absolvent*in der Fachgruppe Fotografie an der Folkwang Universität der Künste. Die Auswahl trafen eine Jury aus Fachexpert*innen sowie die Besucher*innen der virtuellen Ausstellung aus insgesamt 24 nominierten Werken in vier Sparten.

Adéọlá Ọlágúnjú hat im vergangenen Sommersemester erfolgreich ihren Master im Studiengang Photography Studies and Practice abgeschlossen. Ihre Abschlussarbeit »Born Throw Way!« ist eine Multimedia-Installation mit Video, Fotografie, Ton und auf Stoff gedruckten Illustrationen. Dieses Projekt erforscht die Gemeinschaft der lose organisierten Straßenbanden in Lagos, Nigeria, die als »Area Boys« bekannt sind.

Unter der Schirmherrschaft der nordrhein-westfälischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen zeichnete die NRW.BANK Werke von Studierenden und Absolvent*innen der staatlichen Kunsthochschulen in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr bereits zum fünften Mal aus. Mit dabei sind neben der Folkwang Universität der Künste die Kunstakademien Düsseldorf und Münster sowie die Kunsthochschule für Medien Köln. Die Bekanntgabe des Juryentscheids erfolgte im Rahmen einer digitalen Preisverleihung am 17. November.

Vera Knippschild wird wissenschaftliche Mitarbeiterin

Das Türschild für Raum 2.33 ist bereits installiert: Seit dem 15. November 2021 ist Vera Knippschild wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Theorie und Geschichte der Fotografie und verstärkt auf diese Weise das gesamte Team der Fachgruppe Fotografie. Sie wird künftig gemeinsam mit Matthias Gründig und Steffen Siegel die wissenschaftliche Lehre und Forschung zur Fotografie vertreten.

Nach einem Bachelor-Studium der Medienwissenschaft an der Bauhaus-Universität Weimar wechselte Vera Knippschild 2018 an die Folkwang Universität der Künste nach Essen und studierte hier im M.A. Photography Studies and Research. Unter anderem nahm sie dabei am Projekt Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980 teil, das als ein Seminar in Essen und Konstanz begann und schließlich als Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg 2019 sowie im Museum für Fotografie in Berlin im Jahr 2020 zu sehen war. Zwischen 2019 und 2021 war Vera Knippschild außerdem als kuratorische Assistentin in der Abteilung Fotografie am Kunstpalast Düsseldorf tätig.

In ihrer eigenen Forschung und Lehre wird sie künftig einen medientheoretischen Schwerpunkt setzen – nicht zuletzt mit einem Dissertationsprojekt, das »Fotografischen Formaten« gewidmet sein wird.

Die Fachgruppe Fotografie begrüßt ihre neue wissenschaftliche Mitarbeiterin sehr herzlich und freut sich auf die kommende gemeinsame Zusammenarbeit!

Im Krankenhaus: Ludwig Kuffer, Andreas Langfeld, Elisabeth Neudörfl

Ludwig Kuffer: Neurolounge, Klinik für Neurochirurgie, Alfried Krupp Krankenhaus, Essen-Rüttenscheid, 2017.

Keine Sorge! Die Fotografin und die beiden Fotografen sind wohlauf. Eigentlich müsste es heißen: »Im Museum: Ludwig Kuffer, Andreas Langfeld, Elisabeth Neudörfl«. Denn dort, im Museum Folkwang, zeigen Ludwig Kuffer, Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl in ihrer gemeinsamen Ausstellung »Im Krankenhaus« Fotografien, die im Essener Alfried Krupp Krankenhaus entstanden sind.

Ihre Ausstellung besitzt eine doppelte Vorgeschichte: 1993 erschien der von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach­-Stiftung herausgegebene Fotobildband »Im Krankenhaus. Der Mensch zwischen Technik und Zuwendung«. Es war das letzte von Otl Aicher gestaltete Buch, die Fotografien von Timm Rautert galten als wegweisend. Noch einmal 25 Jahre später lud die Stiftung erneut Künstlerinnen und Künstler ein, im Alfried Krupp Krankenhaus zu fotografieren. Die dabei entstandenen Fotografien von Ludwig Kuffer, Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl zeigen eine hochtechnisierte und streng funktionale Arbeitswelt, in deren Mittelpunkt nach wie vor der Dienst von Menschen an Menschen steht. Diese Bilder erschienen, begleitet von umfangreichen Essays, im Jahr 2018 in einem Buch, das mit dem Deutschen Fotobuchpreis in Silber ausgezeichnet worden ist.

Die Ausstellung im Museum Folkwang konzentriert sich nun auf die Fotografien von Kuffer, Langfeld und Neudörfl. Dabei treten ihre Werke in einen themenbezogenen Dialog mit historischen und zeitgenössischen Aufnahmen aus den Beständen der Fotografischen Sammlung. Interieurs, Portraits und Architekturaufnahmen treffen auf künstlerische wie dokumentarische Fotografien. Sie übermitteln Aspekte, die das soziale und medizinisch-technische Gefüge »Krankenhaus« aus verschiedenen Perspektiven umkreisen und ermöglichen dabei auch den Blick auf andere, funktionale Infrastrukturen.

Museum Folkwang Essen, 30. Juli bis 7. November 2021.

Peter Gorschlüter zum Honorarprofessor ernannt

Zum Wintersemester dieses Jahres ist Peter Gorschlüter an der Folkwang Universität der Künste zum Honoarprofessor für Kunst und Öffentlichkeit ernannt worden. Peter Gorschlüter ist seit 2018 Dirketor des Museum Folkwang und hat seither durch eine Vielzahl weit beachteter Sonderausstellungen, nicht zuletzt aber durch eine vollkommen neue Sammlungspräsentation bewiesen, dass er das renommierte Essener Museum neu aufstellen will. Im Jahr 2019 erhielt das Museum Folkwang mit dem Titel »Museum des Jahres« hierfür eine besondere Anerkennung.

In seiner am 2. November im SANAA-Gebäude gehaltenen Antrittsvorlesung blickte Gorschlüter auf jüngere kuratorische Initiativen zurück, die er in Liverpool und Frankfurt (seinen früheren beruflichen Stationen) sowie zuletzt in Essen umgesetzt hat. Ihr gleichbleibender Fokus war und ist die Partizipation einer größeren Öffentlichkeit. In einem Ausblick berichtete Gorschlüter von einem groß angelegten kuratorischen Projekt, das im Jahr 2022 in der Essener Nordstadt stattfinden wird.

Als Honorarprofessor wird Peter Gorschlüter künftig die Studierenden aller Studiengänge des Fachbereichs Gestaltung unterrichten und hierbei eine weitere wertvolle Brücke zwischen Museum und Universität schlagen, die beide dem Namen Folkwang verpflichtet sind.

Gisela Bullacher: circum.ringsum

Gisela Bullacher: Knickfolgen, 2021.

In diesem Herbst stellt Gisela Bullacher, Professorin für Fotografie, in der Freien Akademie der Künste in Hamburg jüngste Arbeiten aus und lädt unter dem Titel »circum.ringsum« zu einem genauen Blick auf ihre Bilder ein. Denn ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Gegenstand und seiner Wahrnehmung, sowohl als Artefakt wie auch in der Verschränkung mit dem Menschen.

Ausgehend von der Tatsache, dass die Fotografie eines Gegenstandes einer anderen Intention folgt als der Gegenstand selbst und unser Verhältnis zu ihm sich durch unseren Blick auf ihn verändert, wird mit diesen Arbeiten die Eigenleistung der Bilder (und Dinge) betont und zur Anschauung gebracht. Im Ausstellungsraum entwickeln die Bilder durch konstellative Anordnungen und Reihungen ein Beziehungsgeflecht, mit dem sie sich im besonderen Maße zum konkreten Raum positionieren und dessen architektonische Merkmale formal wie inhaltlich aufgreifen. Natürliche Formen werden konstruierten Formen gegenübergestellt und zeigen Geometrie als elementare Lebensformen unserer Umwelt. Fotografie dient hier als Werkzeug und Instrument zugleich, die das Aufzeigen und Nachdenken über das, was uns umgibt, erfahrbar machen will.

Die Ausstellung wird am 16. September 2021 in der Freien Akademie der Künste in Hamburg, Klosterwall 23, eröffnet. Zu diesem Anlass spricht neben Monique Schwitter, der Präsidentin der Akademie, außerdem Elke Bippus von der Zürcher Hochschule der Künste. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 31. Oktober 2021, dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr.
 

Lidong Zhao: Entfernung

Lidong Zhao: ohne Titel (Stillleben), 2021.

Noch bis zum 24. Oktober zeigt Lidong Zhao, Alumnus im B.A. Fotografie, im Merdinger Kunstforum im Haus am Stockbrunnen seine Ausstellung »Entfernung«. Es ist die dritte der diesjährigen Reihe »the time after«. Zu sehen sind neue Arbeiten aus den letzten beiden Jahren, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Werkgruppen »Stillleben« und »Landschaften« darstellen. denen er bereits seit 2015 arbeitet und die er in der Ausstellungspräsentation miteinander verschränkt. Lidong Zhao, der in Nanjing (China) Malerei und an der Folkwang Universität der Künste in Essen künstlerische Fotografie studierte, lebt und arbeitet bei und in Freiburg.

Geöffnet ist die Ausstellung im Merdinger Kunstforum immer samstags von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Am 17. Oktober ist der Künstler in der Ausstellung anwesend.

The Material and the Virtual in Photographic Histories

The First Symposium of the Photography Network will be held virtually from October 7 through 9, 2021, jointly hosted by the Photography Network and Folkwang University of the Arts, Essen.

Over the last twenty years, the study of photography’s history has been characterized by, among other things, two opposing strands: a concentration on the photograph’s status as an object and a concern with the decidedly virtual quality of its images and practices. The 2019 FAIC conference »Material Immaterial: Photographs in the 21st Century« considered these two directions in photographic conservation, asking if the physical photograph still matters today as a source of teaching, learning, and scholarship when the intangibles of code now direct the production and archiving of images. Now, from a methodological direction, this Photography Network symposium seeks to inquire further into the historical implications of the increasing distance between photography’s status as an object and its life as what could be called the intangible »photographic.«

On one side of the ledger in historical studies, Elizabeth Edwards has long proposed that we consider photography’s object history; Geoffrey Batchen has emphasized the haptic quality of long-neglected vernacular forms of photography; the Museum of Modern Art in New York engaged a years-long conservation and curatorial project named »Object: Photo«; and the »Silver Atlantic« initiative in Paris explores the mineral histories of the medium. But at the same time, Tina Campt has asked us to »listen« to photography; Fred Ritchin has urged us to study photography’s virtual lives in social media; and Ariella Azoulay proposes that we consider the larger sphere of habits, customs, and civil contracts that surround photographic activity and its images. The same division emerges with ever-greater strength in the production and curating of images. Many photographers, for example, have returned to obsolescent processes or emphasized the material contexts of their work's production, while others use online virtual worlds as a source for appropriation and manipulation as well as a destination for display and distribution; or emphasize the social practices and performances of identity that have given rise to new work. Curators, too (especially during the pandemic), have grappled with acknowledging the physicality of photographic objects in online contexts even as they puzzle over how to collect purely virtual works and otherwise signal the larger social contexts in which photography intervenes.

Given this consistent cleavage, the symposium asks; Where do the object-based and the virtual meet in photography’s histories? How can these two strands in photo studies be brought together and harnessed to reconsider existing problems or launch new investigations?

You can find here a detailed schedule with six panels and two roundtables.

Matthias Pfaller erhält den Gisèle-Freund-Preis für Theorie und Geschichte der Fotografie

Foto: Jürgen Heppeler

Matthias Pfaller wird für seine im zurückliegenden Sommersemester erfolgreich verteidigte Dissertation »The Paradigm of the Nation as a Provocation to the Historiography of Photography. Chile 1860–1960« mit dem Gisèle-Freund-Preis für Theorie und Geschichte der Fotografie ausgezeichnet. Dieser mit 2.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen und wurde durch eine Stiftung von Prof. Ute Eskildsen und Prof. Timm Rautert ermöglicht.

In seiner Dissertation erörtert Matthias Pfaller die Möglichkeit einer am Paradigma der Nation orientierten Geschichtsschreibung der Fotografie und widmet am Beispiel Chiles dieser historiografischen Idee eine kritische Lektüre. Das gerade in jüngerer Zeit wieder verstärkte Interesse an einem solchen Modell der Fotogeschichte wird in der Dissertation auf seine grundlegenden Probleme hin untersucht und  anhand von Fallstudien zur chilenischen Fotogeschichte diskutiert.

Die Jury möchte mit der Vergabe des Preises an Matthias Pfaller die hohe Originalität des in seiner Dissertation verfolgten Ansatzes würdigen, die sich nicht allein in einer umsichtigen methodologischen Auseinandersetzung abzeichnet, sondern auch in einer Vielzahl von fotohistorischen Funden, die sich einer profunden Quellenarbeit, nicht zuletzt vor Ort in Chile, verdanken. Darüber hinaus schließt sich die Jury einem Urteil an, das der Zweitbetreuer der Arbeit, Prof. Dr. Andrés Mario Zervigón von der Rutgers University in New Jersey, in seinem Gutachten formulierte: Die Arbeit ist in einem exzellenten Englisch verfasst.

Unterstützt wurden die Forschungen von Matthias Pfaller unter anderem durch ein Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Seit dem Frühjahr dieses Jahres ist Matthias Pfaller Stipendiat des von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung geförderten Programms »Museumskuratoren für Fotografie«.

Der Preis schließt an die lange Tradition der an unserer Hochschule verliehenen Folkwangpreise an und wird gemeinsam mit ihnen im Rahmen einer Festveranstaltung am Ende dieses Jahres öffentlich überreicht werden. Mitglieder der Jury waren in diesem Jahr Dr. Ulrich Blank, Prof. Ute Eskildsen, Prof. Dr. Julika Griem, Prof. Dr. Markus Rautzenberg, Prof. Elke Seeger und Prof. Dr. Steffen Siegel.

Der Preis richtet sich an Master-Studierende sowie Doktorandinnen und Doktoranden, die an der Folkwang Universität der Künste unter erstgutachterlicher Betreuung eine Abschlussarbeit vorgelegt haben, die sich mit einem Forschungsgegenstand zu Theorie und/oder Geschichte der Fotografie befasst. Ausgezeichnet werden sollen qualitativ hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die einen originellen Beitrag zur Erforschung von Theorie und/oder Geschichte der Fotografie leisten. Im Jahr 2023 wird er das nächste Mal ausgeschrieben werden.

Folkwang Finale 20/21

Nach einem erzwungenen Jahr Pause findet in diesem Herbst endlich wieder am Ende des Sommersemesters das große Finale des akademischen Jahrs statt – und es heißt auch gerade so: »Folkwang Finale«. Alle Absolven:tinnen, die im Lauf der letzten Semester am Fachbereich Gestaltung ihren B.A.- oder M.A.-Abschluss erfolgreich absolviert haben, stellen gemeinsam im SANAA-Gebäude auf dem Campus Zollverein aus und geben durch die Präsentation ihrer Arbeiten einen Einblick in die aktuellen Fragen von Fotografie, Industrial Design und Kommunikationsdesign.

Traditionell stellt die Fachgruppe Fotografie in der großen Halle des SANAA-Gebäudes im ersten Obergeschoss die Arbeiten ihrer Absolvent:innen aus. Mit dabei sind dieses Mal insgesamt 22 Bachelor- und 13 Master-Studierende: Julius Barghop, Hannah Braue, Claudius Dorner, Marie Dzingel, Hendrik Hinkelmann, Lisi Högler, Max Hytrek, Julia Jaksch, Raphael Janzer, Jonas Kamm, Eleni Kritikos, Nils Limberg, Patrick Lohse, Ruth Magers, Luzie Marquardt, Ya Ning, Robert Reugels, Virginia Sammeck, Leif-Erik Schmitt, Killa Schütze, Yashar Shirdelaghjehmasshad und Anja Segermann für die B.A. Fotografie. Inga Barnick, Niklas Baumberger, Kai Behrendt, Pauli Beutel, Tim Dechent, Eric Greven, Patrick Möckesch, Adeola Olagunju, Frederik Pajunk, Daniela Risch, Michael-Paul Romstöck, Franziska Schrödinger und Bahram Shabani Kolour für den M.A. Photography Studies and Practice.

Mit ihren Arbeiten spiegeln sie die ganze Breite von Strategien, die gegenwärtig leitend sind und nicht zuletzt zukünftig für die künstlerische Fotografie bedeutsam werden: als gerahmtes oder projiziertes Bild an der Wand, als Installation im Raum oder als Buch. Dabei verfolgen sie ebenso dokumentarische Interessen wie sie auf künstlerischem Weg die Möglichkeiten der Computer Generated Imagery ausloten.

Zu sehen ist die Ausstellung vom 24. September bis 3. Oktober 2021, täglich von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint auch dieses Jahr wieder eine Zeitung, die alle ausgestellten Arbeiten vorstellt und außerdem Abstracts aller Masterarbeiten enthält, die in den beiden wissenschaftlichen M.A.-Studiengängen Kunst- und Designwissenschaft und M.A. Photography Studies and Research entstanden sind – im Master für Theorie und Geschichte der Fotografie haben mit Franziska Barth, Judith Böttger, Isabelle Castera, Angela Deußen, Sandra Happekotte, Vera Knippschild, Marie-Luise Meyer, Laura Niederhoff und Tania Luz Olivares Achach insgesamt neun Studentinnen ihr Studfium erfolgreich abgeschlossen.

Stellenausschreibung Theorie und Geschichte der Fotografie

Am Fachbereich Gestaltung der Folkwang Universität der Künste ist zum 15. September dieses Jahres die Stelle einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin oder eines wissenschaftlichen Mitarbeiters (m/w/d) ausgeschrieben worden. Gesucht wird eine Forscherin oder ein Forscher, die oder der ein Promotionsvorhaben an der Folkwang Universität der Künste im wissenschaftlichen Lehr- und Forschungsgebiet Theorie und Geschichte der Fotografie realisieren möchte. Mit der Stelle verbindet sich eine Beteiligung an der akademischen Lehre im Umfang von 2 SWS sowie der akademischen Selbstverwaltung. Erwartet wird die Mitarbeit in der Forschung, die Betreuung von Publikationen, Organisationstätigkeiten im Bereich der Professur für Theorie und Geschichte der Fotografie, die Bereitschaft zur eigenständigen Einwerbung von Drittmitteln sowie zur Unterstützung von anderen Drittmittelanträgen und die Weiterqualifikation mittels eines eigenständigen Forschungsprojekts, das zum Erwerb des Dr. phil. führt.

Bewerber*innen sollen erfolgreich ein Hochschulstudium (Master oder Magister) der geistes- oder sozialwissenschaftlichen Fächer abgeschlossen haben, die eine hohe Nähe zur Theorie und Geschichte der Fotografie besitzen und gegenüber der fotografischen sowie gestalterischen Praxis aufgeschlossen sein. Erwünscht sind einschlägige Erfahrungen in der wissenschaftlichen Organisationstätigkeit, der Betreuung von Publikationen und/oder des Kuratierens. Erwartet werden ein sehr gutes Selbstmanagement und Teamfähigkeit sowie sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift.

Die Vergütung erfolgt – je nach vorliegenden Voraussetzungen – bis Entgeltgruppe 13 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). Die Besetzung erfolgt in Teilzeit mit 50% der durchschnittlichen regelmäßigen wöchentlichen Arbeitszeit und zunächst befristet für 3 Jahre. Eine Verlängerung wird angestrebt.

Die Folkwang Universität der Künste strebt eine Erhöhung des Anteils an Frauen an, in den Bereichen in denen sie unterrepräsentiert sind und fordert deshalb einschlägig qualifizierte Frauen nachdrücklich auf, sich zu bewerben. Die Bewerbungen von Menschen mit Behinderung bzw. diesen Gleichgestellten im Sinne des § 2 SGB IX sind erwünscht, sie werden bei entsprechender Eignung bevorzugt eingestellt. Die Folkwang Universität der Künste versteht sich als familienfreundliche Hochschule und fördert Maßnahmen zur besseren Vereinbarung von Arbeit und Leben.

Bitte richten Sie Ihre Bewerbungsunterlagen in einer einzigen PDF-Datei (ohne Bewerbungsfoto) bis zum 15. September 2021 an den Kanzler der Folkwang Universität der Künste und nutzen Sie hierzu ausschließlich das untere Online-Bewerbungsportal der Hochschule. Ein bis zu fünfseitiges Exposé (zzgl. Literaturnachweise) für ein mögliches Forschungsprojekt ist zusammen mit den Bewerbungsunterlagen einzureichen. Das Vorstellungsverfahren findet voraussichtlich in der 40. oder 41. Kalenderwoche statt.

Den verbindlichen Ausschreibungstext sowie eine Weiterleitung zum Bewerbungsportal finden Sie hier.

Bei inhaltlichen Fragen zur ausgeschriebenen Stelle wenden Sie sich bitte an Prof. Dr. Steffen Siegel. Bei allgemeinen personalrechtlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Maria Morgenstern. Bei Fragen zur Gleichstellung der Geschlechter wenden Sie sich bitte an die zentrale Gleichstellungsbeauftragte.

Die erste Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Am 4. September ist als Beilage der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« ein 76-seitiges Magazin zur Fotostadt Essen. Publiziert wird es vom Zentrum für Fotografie Essen, einem Zusammenschluss der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Es kann hier auch digital durchgeblättert werden.

Das Magazin gibt einen Einblick in die gemeinsame Arbeit dieser vier Partnerinstitutionen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Fotografie in ihrer ganzen Vielfalt ernst zu nehmen; und nicht zuletzt zeigt es, warum es eine gute und richtige Entscheidung ist, das Bundesinstitut für Fotografie auf dem Welterbe-Campus Zollverein anzusiedeln. Sowohl eine hochrangige Expertenkommission als auch das von der Bundesregierung beauftragte Team von Partnerschaft Deutschland haben Zollverein als den besten Standort empfohlen. An der Folkwang Universität werden wir direkte Nachbarn dieser herausragenden neuen Institution sein!

Das Titelbild des Magazins stammt von David Müller, Student im B.A. Fotografie, und erinnert mit seiner Anspielung an Nicéphore Niépce an die Anfänge des Mediums vor zweihundert Jahren. Eine Luftbildaufnahme (im Heft auf der Doppelseite 6/7) von Silviu Guiman, Student im M.A. Photography Studies and Practice, weist wiederum in die Zukunft: Es zeigt jenes Baufeld auf Zollverein, auf dem das Bundesinstitut errichtet werden wird.

In insgesamt zwanzig Text- und Bildbeiträgen entfaltet diese erste Ausgabe des Magazins ein Bild von der »Fotostadt Essen«. Unter dem Titel »Bilder von morgen« gibt Elke Seeger einen Einblick in die Arbeit der Fachgruppe Fotografie und ihrer drei künstlerischen und wissenschaftlichen Studiengänge. Steffen Siegel nimmt Nicéphore Niépces und David Müllers »Blick aus dem Fenster« zum Anlass, die deutschlandweit einzigartigen Studienangebote zur wissenschaftlichen Spezialisierung in Theorie und Geschichte der Fotografie auf Master- und Promotionsebene vorzustellen.

In der Sendung »Kultur heute« des Deutschlandfunk hat Steffen Siegel am 4. September 2021 mit Jörg Biesler über die Hintergründe gesprochen und zum aktuellen Stand der Diskussion um das Bundesinstitut für Fotografie Auskunft gegeben.

Jonas Kamm exhibits at the photo festival »Les Rencontres d'Arles«

Jonas Kamm, »The Inhabitants«, installation view from the 52nd Rencontres d'Arles, July–September 2021.

It is with great pleasure that we announce Jonas Kamm’s participation at the renowned photo festival »Les Rencontres d'Arles«, taking place this summer from July 4 through August 29, 2021. Jonas Kamm, who was, until last year, a student of Folkwang University’s B.A. photography program, has been invited by photo curator Sonia Voss to represent our university at the Louis Roederer Discovery Award, featuring eleven international institutions and artists. Jonas’ series »The Inhabitants« from 2020 will be on display in the city center of Arles, in the Église des Frères Prêcheurs, together with works by Farah Al Qasimi, Ketuta Alexi-Meskhishvili, Mariana Hahn, Ilanit Illouz, Tarrah Krajnak, Massao Mascaro, Zora J Murff, Aykan Safoğlu, Andrzej Steinbach, and Marie Tomanova.

Jonas participates in the exhibition with two different series. First, his series »The Inhabitants«, the result of a hybrid production process, at the crossroads of architecture, sculpture, and photography. These images—two-dimensional renderings drawn from 3D virtual space—initially take shape in a space modeled by the artist with the aid of computer software. Kamm then, using virtual tools, sculpts figures based on a texture that he has previously »harvested« with the camera from his physical environment. Once the figures have been shaped, the software—simulating the tools of photography—permits the artist to choose an angle and to adjust, from a practically unlimited spectrum of possibilities, his light sources, his focus, his aperture, etc. Kamm’s figures, vaguely anthropomorphic, appear as intermediaries between the real and immaterial worlds. The reductive character, the unclassifiable nature of these images turns them into vectors of inchoate narratives, carriers of a potential meaning which has yet to be defined and which remains mysterious, opening a void that we are invited to fill.

Furthermore, Jonas shows the first parts of a new series which is currently in progress: »Parametric Archeology«. It takes off from the purely economic goal of creating a small program that helps to generate shapes in an automated and efficient way. A freely chosen form runs through various modifiable parameters and multiplies itself in various slightly modified forms. After having been selected by the artist, the resulting output presents itself as if being arranged on an examination table. Forms and arrangement play with the concepts of the archive or the archaeological excavation, yet they merely refer to digital inputs and processes. In Jonas’ words: »This rather absurd play with something we are supposed to know, but what, in fact, escapes our understanding, is fun for me.«

During the opening week in early July, the jury will bestow the Louis Roederer Discovery Award, which comes with an acquisition worth 15,000 euros. Furthermore, the public will vote for the Public Award which is worth 5,000 euros for an acquisition.

B/U/ILD im Neuen Kunstverein Wuppertal

Patrick Lohse: Cool Down Pink, 2018. Aus der Serie: Modus: 3 × 4, C-Print kaschiert auf Plexiglas.

B/U/ILD zeigt die Arbeiten vier junger Künstler*innen, die in ihren Fotografien sowohl das Bild als auch das Bilden verhandeln. Es werden Stoffe drapiert, Kulissen gebaut, Posen eingenommen oder Vektoren modelliert. Der unmittelbare Abschluss des dreidimensionalen Schaffensprozesses wird hier jedoch gleichzeitig zum Auslöser einer zweidimensionalen Fotografie. Die bewusste Entscheidung für das Medium als finales künstlerisches Produkt bestätigt die Künstler*innen nicht nur in ihrer Rolle als aktive Bildproduzent*innen, sondern markiert darüber hinaus auch eine Differenz, die durch den Rücktritt aus dem Raum etwas hervortreten lässt. Die Arbeiten von Jonas Kamm, Patrick Lohse, Elizaveta Podgornaia und Isabelle Wenzel erzählen auf jeweils eigene Weise vom Suchen und Finden einer geeigneten Bildform, die sich produktiv zum Dargestellten ins Verhältnis setzt. Darüber hinaus machen sie deutlich, wie leicht der Versuch einer begrifflichen Einordnung der Werke ins Wanken gerät.

Mit Jonas Kamm, Patrick Lohse und Elizaveta Podgornaia sind nicht allein drei der vier ausstellenden Künstler*innen Alumni der Folkwang Universität der Künste. Kuratiert wurde die Ausstellung zudem von Franziska Barth, Angela Deußen und Sandra Happekotte, die alle drei Absolventinnen des M.A. Photography Studies and Research sind.

Die Eröffnung (soft opening) ist am Sonntag, den 4. Juli von 14 bis 18 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 6. August 2021 im Neuen Kunstverein Wuppertal (Hofaue 51, 42103 Wuppertal). Am Samstag, den 10. Juli sowie am Samstag, den 24. Juli finden jeweils um 15 Uhr Führungen statt.

Kara Bukowski: Als der Frosch das Ufer sah

Kara Bukowski: Als der Frosch das Ufer sah, 2021.

Kara Bukowski, seit 2019 Studentin im B.A. Fotografie, hat in diesem Sommer im Re:sonar Verlag aus Hannover ihr erstes Zine veröffentlicht. Entstanden ist ihre fotografische Serie »Als der Frosch das Ufer sah« während des Frühsommers 2020 im Grundlagenkurs von Gisela Bullacher.

Monatelang galt es, sich an eine neue Einheit zu gewöhnen: 1,5 Meter sollten uns schützten, aber auch voneinander trennen. Doch dann kam der Sommer, und der Frosch sah das Ufer. Wie fühlt sich Annäherung an, wenn Distanz zur Normalität geworden ist? Wie Sonne auf der Haut, Haut auf Haut und Berührungen im Freien? In ihren Bildern vermittelt Kara Bukowski den Eindruck eines scheinbar schwerelosen Sommers 2020. Sie sind ein Intermezzo im pandemischen Alltag und eine Studie der Hoffnung.

Das Zine – eine Broschur mit Fadenheftung – ist im Juni 2021 erschienen, es umfasst 48 Seiten mit 25 digitalen Fotografien. Ausführlichere Informationen gibt es hier.

Matthias Pfaller zum Dr. phil. promoviert

Ganz ohne Frage besitzt das Territorium des chilenischen Staates einen der interessantesten geografischen Umrisse: Die Nord-Süd-Ausdehnung Chiles beträgt 4.200 Kilometer, von Westen nach Osten jedoch durchschnittlich kaum mehr als 200. Wie jedoch steht es – nun im übertragenen Sinn – mit den inneren Umrissen Chiles, und hier speziell der Fotogeschichte? Nach welchen Parametern sollte sie geschrieben werden? Mehr noch: Ist es am Beginn des 21. Jahrhunderts und in einer sich immer stärker globalisierenden Welt überhaupt zeitgemäß, die Fotogeschichte zu speziell einer Nation zu schreiben? Diese Fragen hat Matthias Pfaller, seit 2018 Doktorand im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie, in seiner Dissertation »The Paradigm of the Nation as a Provocation to the Historiography of Photography. Chile 1860–1960« aufgeworfen.
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Der Titel zeigt es bereits an: Ziel der Arbeit ist es gerade nicht, der inzwischen reichen Zahl an nationalen Fotogeschichten eine weitere, nun zu Chile, an die Seite zu stellen. Demgegenüber tritt Pfaller in seiner Dissertation einen Schritt zurück und stellt grundlegende methodologische Fragen. Anhand von vier leitenden Kategorien – Territory, Time, The Other, The Foreign – diskutiert er die Möglichkeiten, Probleme und Risiken eines solchen Paradigmas. Zur Sprache kommen hierbei nicht zuletzt die vielfältigen Probleme einer globalen Verflechtungsgeschichte.
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Betreuer und schließlich Gutachter der Dissertation waren Steffen Siegel und Andrés Mario Zervigón, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Rutgers University, The State University of New Jersey, in New Brunswick. Mit Professor Zervigón betreute nicht allein ein international ausgewiesener Experte für Fotogeschichte die Arbeit, sondern auch der Autor des Buches »Photography and Germany«, das 2017 bei Reaktion Books in London erschienen ist. Am heutigen Nachmittag hat Matthias Pfaller seine Arbeit an der Folkwang Universität erfolgreich verteidigt und wurde zum Doktor der Philosophie promoviert. Er hat vor, seine auf Englisch verfasste Dissertation zeitnah in einem US-amerikanischen Verlag zu publizieren. Außerdem wird er bereits seit diesem Frühjahr im Stipendienprogramm »Museumskuratoren für Fotografie« der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung für die Dauer von zwei Jahren gefördert.
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Zunächst aber gilt: ¡Felicidades, doctor Pfaller!

»1839« erhält Auszeichnung bei den Rencontres d'Arles

Das im Pariser Verlag Macula erschienene Buch »1839. Daguerre, Talbot et la publication de la photographie«, herausgegeben von Steffen Siegel, wurde bei den 52. Rencontres de la photographie, die gegenwärtig im südfranzösischen Arles stattfinden, durch die Jury mit einer »Mention spéciale« ausgezeichnet. Wie jedes Jahr wurden die »Prix du livre« in drei verschiedenen Kategorien ausgeschrieben: »Photo-Texte«, »Livre Historique« und »Livre d’Auteur«. Für die drei Shortlists wurden 636 eingesandten Werken insgesamt 48 Bücher ausgewählt.

Gewinner in der Kategorie der historischen Bücher ist der bei Aperture in New York erschienene Band »To Make Their Own Way in the World. The Enduring Legacy of the Zealy Daguerreotypes«. Das mit dem zweiten Preris, der »Mention spéciale«, ausgezeichnete Buch von Steffen Siegel führt auf mehr als 650 Seiten die wichtigsten Text- und Bildquellen zusammen, die sich mit der Publikation der frühesten fotografischen Verfahren im Jahr 1839 verbinden. Durch einen ausführlichen Kommentar des Herausgebers werden diese Quellen für die heutige Forschung erschlossen.

Master-Studierende versteigern ihre Werke zugunsten des gemeinnützigen Vereins »förderturm«

Rebecca Racine Ramershoven: The Illusion of A.C., 2017.

Bis zur vergangenen Woche haben die Studierenden des M.A. Photography Studies and Practice ihre Werke in der Jahresausstellung Stopover im Museum Folkwang gezeigt. Nur kamen ausgewählte Arbeiten im Auktionshaus an der Ruhr unter den Hammer. Im Rahmen einer Charity-Aktion wollten insgedamt elf Studierende helfen, das Anliegen von »förderturm – Ideen für Essener Kinder e.V.« zu unterstützen. Der gemeinnützige Verein wurde im Jahr 2001 mit dem Ziel gegründet, Essener Kinder und Jugendliche  mit sozial schwachem Hintergrund zu unterstützen und zu fördern.

An der Initiative beteiligten sich Lea Bräuer, Florian Fäth, Silviu Guiman, Amy Haghebaert, Xiaole Ju, Elena Kruglova, Rebecca Racine Ramershoven, Rosa Lisa Rosenberg, Samuel Solazzo, Anne-Christin Stroje und Julia Tillmann. Insgesamt wurden bei der Versteigerung am 1. Juli 2021 5.790 Euro erlöst. Es wurde kein Aufgeld berechnet. Abzüglich der Produktionskosten kommt die Hälfte des Erlöses dem »förderturm« zugute.

Criticism

EFEG #9 Aglaia Konrad / Carrara

In der neunten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über »Carrara« von Aglaia Konrad. Erschienen ist das Buch 2011 bei Roma Publications in Amsterdam. Die Fotografin fragmentiert mit dem »Ausschnitt-Werkzeug« Fotokamera die Marmor-Steinbrüche von Carrara und konstruiert aus den Bildern eine ungewöhnliche Seherfahrung. Das Buch enthält außerdem einen Text von Angelika Stepken. Ca. 29 cm × 21,5 cm, 136 Seiten, 119 Schwarzweiß- und 18 Farb-Fotografien (sowie die Farbfotografie auf dem Schutzumschlag).

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren, 1990–1992 Studium der Fotografie an der Jan von Eyck Academie in Maastricht. Seit 2007 ist sie Professorin an der Sint-Lukas in Brüssel. Zahlreiche Auszeichnungen, 1997 Teilnehmerin der documenta X, 2003 Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie, 2023 Österreichischer Staatspreis für Fotografie.
 

 

EFEG #8 Katja Stuke / Supernatural

In der achten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über zwei Bücher von Katja Stuke: »Supernatural« von 2010 und »Supernatural 2021« aus dem titelgebenden Jahr. In diesem Projekt »Supernatural« hat Katja Stuke Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen am Fernseher beobachtet und in einem Moment großer Konzentration direkt vor ihrer sportlichen Leistung fotografiert. »Supernatural 2021« ist eine Weiterentwicklung, es ändert sich die Auswahl der Athlet:innen, der Sportarten, es ändern sich aber auch der Blick und der Umgang mit den Bildern im Heft.

Katja Stuke (*1968) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium an der FH Düsseldorf. Ausgezeichnet unter anderem mit dem LUMA Rencontres Dummy Book Award at the Rencontres d’Arles 2017 und als Lauréat Regards du Grand Paris Ateliers Medicis, Centre national des arts plastiques Paris (beides mit Oliver Sieber).

 

EFEG #7 Helga Paris / Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85

In der siebten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Helga Paris’ »Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85«. Das Buch ist zuerst 1986 erschienen und auch nicht erschienen – bevor es dann einige Jahre später in einer Neuausgabe endgültig erscheinen konnte.

Helga Paris wollte Halle an der Saale wie eine ganz fremde Stadt fotografieren. Das Buch beginnt mit Straßenansichten, es folgen Porträts, die sie hauptsächlich auf der Straße fotografiert hat. Die Ausstellung, zu der Paris dieses Buch gemacht hat, durfte 1986 nicht gezeigt werden und wurde 1990 nachgeholt.

EFEG #6 Deanna Templeton / What She Said

In der sechsten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« besprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl das Fotobuch »What She Said« von Deanna Templeton. Erschienen ist es 2021 bei Mack Books in London.

Deanna Templeton fotografiert weibliche Teenager und junge Frauen und stellt diese Porträts in einen Zusammenhang mit Tagebucheinträgen und Konzertflyern aus ihrer eigenen Jugend in den 1980er Jahren.

Rein theoretisch #6 Fotografierverbot

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der sechsten Folge ihres Podcasts »Rein theoretisch« über Fotografierverbote.

Was haben das Van Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam? Spoiler: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu fotografieren. 

Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen Auswirkungen könnten diese haben?

Fink & Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden sollten oder nicht.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.
 

EFEG #5 Bettina Lockemann / Southward – nach Süden

In der fünften Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über Bettina Lockemanns »Southward – nach Süden«, erschienen beim Fotohof Salzburg im Jahr 2021.

Bettina Lockemann ist 2017 in die Südstaaten der USA gereist. Dort trifft sie auf Gegenden und Städte, die einerseits mit vielen Hypotheken aus der Vergangenheit zu kämpfen haben, in denen sich aber auch viele Initiativen wie zum Beispiel das Rural Studio finden. Das gehört zur Auburn University, und seine Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Methoden zum Bau günstigen Wohnraums. Lockemann sucht viele dieser Initiativen auf, spricht mit den Beteiligten und fügt ihren Fotografien kurze Texte bei, die aus Sicht dieser Menschen die Situation beschreiben.

Bettina Lockemann wurde 1971 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin studierte sie an der HGB in Leipzig. Promotion in Kunstgeschichte, Lehre an vielen unterschiedlichen Hochschulen im In- und Ausland, sechs Jahre lang war sie Professorin für Fotografie an der HBK Braunschweig. Bettina Lockemann hat eine sehr informative Website.

Ca. 24,5 cm × 16,5 cm, Klappenbroschur, 156 Seiten, Schwarzweiß und Farbe, 90 Fotografien.

EFEG #4 Hannah Darabi / Soleil of Persian Square

In der vierten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »Soleil of Persian Square« von Hannah Darabi. Erschienen ist dieses Buch 2021 bei den Éditions Gwinzegal in Paris. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Der Titel von Hannah Darabis Buch bezieht sich auf das Bistro »Soleil« am »Persian Square« in Los Angeles, das auf einem ihrer Fotos zu finden ist. Stadtansichten von Los Angeles mit Hinweisen auf die dortige iranische Diaspora treffen in dem Buch auf Abbildungen von Musikkassetten, Ausschnitten aus den Gelben Seiten von Los Angeles, Stills aus Musikvideos und informellen Porträts, von denen es jeweils zwei gibt.

Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran geboren. Nach einem Studium an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und an der Universität Paris VIII-Saint-Denis lebt sie heute als Künstlerin in Paris.

Einige weiterführende Hinweise: Das im Gespräch erwähnte Video der Wüstenrot-Stiftung ist hier zu finden. ● Hannah Darabi: Enghelab Street. A Revolution through Books: Iran 1979–1983, Leipzig (Spector Books) 2019. ● Das Buch von Bahman Jalali und Rana Javadi von 1979, »Days of Blood, Days of Fire«, ist 2020 als Reprint ebenfalls bei Spector Books erschienen, es enthält einen Einleger mit einem einführenden Text auch auf Englisch. Bedauerlicherweise gibt es keine Übersetzung der im Buch selbst vorkommenden Texte und Bildunterschriften. ● Inka Schube (Hg.): Bahman Jalali, Köln (König) 2011. ● Auf der Bandcamp Seite von ANYWAVE findet ihr das Tape »Soleil of Persian Square / Post California« zum streamen.

Hannah Darabi: Soleil of Persian Square, Paris (Éditions Gwinzegal) 2021. Etwa 28 cm x 22 cm, Broschur, 220 Seiten.

Rein theoretisch #5 Gelöschte Fotografien

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der fünften Folge ihres Podcasts REIN THEORETISCH über gelöschte Fotografien.

Mit der Zeit sammeln sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen visueller Erinnerungen.

Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein Risiko, wie Robert Capas Fotografien des D-Day in der Normandie zeigen. Jedoch sind private Handybilder als digitale Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen. Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, (die wir namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu verstärken) wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann. Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem, dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind, umso mehr gespeichert und geteilt werden.

Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil unserer Realität aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.

Rein theoretisch #4 Blickregime

Die vierte Folge befasst sich mit Blickregimen: In der Fachsprache werden Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink & Wolf anhand der Konzepte »Male Gaze« und »Colonial Gaze«. Die Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als »normal« empfinden und welche Bilder zur systematischen Diskriminierung beitragen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Hosen haben Röcke an

Besprochen von Steffen Siegel

Das letzte Bild im Buch ist das charmanteste: die Künstlerinnengruppe Erfurt als Diagramm, alle porträtieren alle, ein Tableau aus 64 Beziehungen. Entscheidender aber ist das gemeinsame Ganze. Wer Gabriele Stötzer autobiografisches Buch »Der lange Arm der Stasi« – vor einem Jahr erschienen bei Spector Books – gelesen hat, kennt die Umrisse. Denn eigentlich ist Stötzers Buch das Porträt einer weit verzweigten Gruppe oppositioneller Erfurter Künstlerinnen und Künstlern.

»Hosen haben Röcke an«, dieses Jahr beim Hatje Cantz Verlag erschienen, ist beides zugleich: eine Engführung und eine Erweiterung. Einerseits konzentriert sich der Katalog auf jene Gruppe von etwa 15 Künstlerinnen, die zwischen 1984 und 1994 unter wechselndem Namen auftraten. Andererseits reicht das Interesse hier, analog zur Entwicklung der Gruppe, über die Epochenwende von 1989/1990 hinaus. Es waren Auftritte im engen Sinn des Wortes: Performances, Filme, Fotosessions, Modenschauen, Happenings, am 4. Dezember 1989 dann die Besetzung der Erfurter Staatssicherheit – überhaupt die erste in der DDR und eine der wichtigsten wie folgenreichsten Performances jener Zeit. Das Buch ist der nachgereichte Katalog zu einer Ausstellung, die bereits vor eineinhalb Jahren in der nGBK Berlin zu sehen war, und es ist absolut lesenswert.

Gebaut haben die fünf Autorinnen – Susanne Altmann, Katalin Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt und Sonia Voss – das Buch um fünf Filme der Künstlerinnengruppe, von denen aus die Geschichten von Widerstand, Subversion, Appropriation und Parodie erzählt werden. Das geht, was die Filme selbst angeht, im Buch natürlich nur bedingt gut auf, das mehr als reiche und wohl fast immer zum ersten Mal publizierte Archivmaterial macht das indes wett.

Das von Klimaite Klimaite Berlin wunderbar gestaltete Buch schließt dieses Archiv schlaglichtartig kommentierend auf. Alle Texte finden sich im Buch durchgehend zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Wer es noch genauer wissen will, findet in einer von Christin Müller erstellten Chronologie und einer umfassenden Bibliografie weitere Informationen. Man kann aber auch einfach nach Thüringen fahren und dort im Kunsthaus Erfurt vorbeischauen. Gegründet wurde es 1990 in der Michaelisstraße 34, wo es sich nach wie vor befindet und für die lokale wie überregionale Kunst- und Kulturarbeit ein wichtiges Zentrum ist. Aus einer Initiative der Künstlerinnengruppe hervorgegangen, wird es unverändert von Monique Förster, einem ihrer Mitglieder, geleitet.  

Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss: Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt, 1984–1994 / Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists’ Group, 1984–1994, Berlin (Hatje Cantz) 2023. Broschur, 256 Seiten, 200 Abbildungen, 26,5 × 19,5 cm. ISBN: 978-3-7757-5258-9.

 

Rein theoretisch #3 Bildgedächtnis

Die dritte Folge von REIN THEORETISCH handelt vom Bildgedächtnis: Fotografien sind Teil eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Sie werden zu Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen ausschließen, überlegen Fink&Wolf unter anderem anhand der fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes »The Terror of War« von Nick Ut und der Ausstellung »A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions« von Arthur Jafa.

Anders funktionieren detaillierte Bildbeschreibungen. Der sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte Menschen mit Worten wieder und lässt sie vor unserem inneren Auge sichtbar werden, ohne sie je gesehen haben zu müssen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

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Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die

Besprochen von Steffen Siegel

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Buchkunst die von ihr in diesem Jahr ausgezeichneten »Schönsten Deutschen Bücher« bekannt gegeben. Eines ist »Statues Also Die« von Jan Mammey und Falk Messerschmidt, erschienen bei Kodoji aus Baden in der Schweiz und gestaltet von Helmut Völter. Ob sich die beiden Künstler gewundert haben, dass ihr Fotobuch in der Kategorie »Sachbuch/Ratgeber« ausgezeichnet wurde? Ebenso gut hätte es in die (bei der Preisvergabe nicht vorgesehene) Kategorie »Reiseführer« gepasst – jedenfalls in einem besonderen Sinn von Reise. Wer das Buch öffnet, wird sich in einer solchen Deutung bestätigt sehen: Im vorderen Klappcover findet sich ein Stadtplan von Paris, der sich auch als Inhaltsverzeichnis verwenden lässt.

Vor genau siebzig Jahren kam »Les statues meurent aussi« – gemeinsam von Alain Resnais, Chris Marker und Ghislain Cloquet gedreht – in die Kinos. Dass er heute ein Klassiker ist, lässt all zu schnell vergessen, dass er in Frankreich eineinhalb Jahrzehnte lang nur zensiert zu sehen war. Grund war die in ihm formulierte Kolonialismus-Kritik, und genau hieran schließen Mammey und Messerschmidt an – der übernommene Werktitel verdeutlicht es. Vor allem aber teilen sie mit dem Film die Schlüsselfrage nach der Sichtbarkeit des Kolonialismus. Sie fuhren dafür nicht in frühere französische Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, sondern durchmusterten in ganzer Breite den Stadtraum von Paris (dem Ansatz von »Berlin Postkolonial« vergleichbar). Vom Ladenschild über Denkmäler bis hin zu ganzen Institutionen, ja Stadtteilen reicht die im Fotobuch zusammengeführte Sammlung.

Vielleicht ist das angesprochene Ladenschild tatsächlich der überraschendste Ort einer solchen Präsenz. Nicht ganz zufällig wird es auf der Rückseite des Covers besonders prominent ausgestellt, allerdings im Zustand eines Kommentars. Gegeben wurde er in violetter Farbe, vermutlich als Farbbeutel an das Schild geworfen. Es gehörte zu einem Laden, bei dem nicht allein sein Name »Au n*** joyeux« (also in etwa: »Zum fröhlichen N***«) eine solche Tat herausforderte, sondern auch ein gemaltes Bild, das mit rassistischen Klischees nicht geizig war. Genau besehen erzählt das Buch eine Geschichte: Zwei Aufnahmen zeigen Zustände vom Oktober 2016 und Dezember 2018 – und in ihnen bildet sich eine Entwicklung ab. Wer heute an die Place de la Contrescarpe geht, wird weder Schild noch Beschriftung finden.

Im Ganzen kommen Mammey und Messerschmidt auf gut drei Dutzend Pariser Erinnerungsorte, die allerdings in der Mehrzahl gerade das nicht sind: ein Anlass zur Erinnerung. Die kolonialen Wurzeln sind verdeckt, werden übersehen oder proaktiv ignoriert. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet: Wer dieses nicht nur schöne, sondern auch wichtige Fotobuch auf die nächste Paris-Reise mitnimmt, wird diese oft gesehene Stadt ganz gewiss mit neuen Augen betrachten.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die, Baden CH (Kodoji Press) 2022. Mit einer Short Novel von Arno Bertina. 16,5 × 22,5 cm, 276 Seiten, 147 Farb- und Schwarz/Weiß- Abbildungen. Soft-Klappcover. ISBN 978-3-03747-108-1

EFEG #3 Jo Ractliffe / The Borderlands

In der dritten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »The Borderlands« von Jo Ractliffe. Erschienen ist dieses Buch 2015 bei Editorial RM. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Nachdem Ractliffe für ihre beiden vorangegangenen Arbeiten »Terreno Occupado« und »As Terras do Fim do Mundo« in Angola fotografiert hatte, führt sie ihr Thema – die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Angola und dem Befreiungskampf in Namibia sowie den Verstrickungen Südafrikas darin – in Südafrika selbst weiter, von wo aus viele Militäreinsätze ihren Anfang genommen haben. Dabei verfolgt sie, wie sie selbst sagt, die Idee einer Landschaft als (ehemals) militarisierter Zone.

Jo Ractliffe wurde 1961 in Kapstadt geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Ruth Prowse School of Art, Woodstock, und an der Michaelis School of Fine Art at the University of Cape Town (Bachelor of Fine Arts 1985, Master of Fine Arts 1988). Heute unterrichtet sie an der Witwatersrand School of Arts at Wits University, Johannesburg.

Jo Ractliffe: The Borderlands, Barcelona, Mexiko City (Editorial RM) 2015. Ca. 30 cm x 25 cm, Hardcover, keine Seitenzahlen, 4 Ausklappseiten, Bildteil 148 Seiten, Textteil 24 Seiten, 89 Fotografien.

Rein theoretisch #2 Anonymisierung

Die zweite Folge von REIN THEORETISCH widmet sich eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll. Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt. Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von Zensur?

Fink & Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial durch anonyme Porträtfotografien. REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studierenden an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Rein theoretisch #1 Zensur und Content Moderation

Fotografien für die Ohren! REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Anhand von Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Sie sprechen über Bilder, die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den Augen in den Sinn. Der Intro-Song stammt von Hossein Mousavifaraz, ebenfalls Student in unserem Research-Master.

In der ersten Folge beschäftigen sich Fink & Wolf mit den Themen Zensur und Content Moderation. In diesen Fällen sind Fotografien zwar potenziell vorhanden, aber durch bewusste Regelungen nicht mehr zu sehen. Autoritäre politische Systeme scheinen unerwünschte Abbildungen ungehemmt zu zensieren, wie das Beispiel einer Fotografie-Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy in der DDR zeigt.

Aber auch in Demokratien werden Bilder gelöscht bevor oder nachdem sie in Umlauf gebracht werden. Anhand von Content Moderation in Sozialen Medien stellt sich die Frage, ob hier auch von Zensur zu sprechen ist. Ist Zensur immer etwas Schlechtes oder ist sie heute eine Notwendigkeit zum Schutz vor traumatisierenden Bildern in digitalen Netzwerken?

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

EFEG #2 LaToya Ruby Fraziers / The Notion Of Family

Die zweite Folge von Einige Fotobücher, einige Gedanken haben Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld dem Fotobuch »The Notion of Family« der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivist LaToya Ruby Frazier gewidmet, erschienen 2016 bei Aperture in New York.

Im ersten Buch von LaToya Ruby Frazier sehen wir sie selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter sowie ihre Heimatstadt Braddock, Pennsylvania im sogenannten Rust Belt. Die Fotos sind in einem Zeitraum von über zehn Jahren entstanden. Frazier wendet unterschiedliche bildnerische Strategien an, mal mehr, mal weniger inszeniert und experimentell.

LaToya Ruby Frazier wurde 1982 in Braddock, Pennsylvania geboren. Sie studierte an der Edinboro University of Pennsylvania (Bachelor of Fine Arts, 2004), an der Syracuse University (Master of Fine Arts, 2007) und im Whitney Museum Independent Study Program (2011). Sie ist Professorin für Fotografie an der School of the Art Institute of Chicago.

Die neue Folge von EFEG ist 1 Stunde und 21 Minuten lang und steht hier jederzeit zum Abruf bereit.

EFEG #1 Germaine Krull / Paris-Biarritz

In der ersten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Germaine Krulls »La Route Paris–Biarritz« von 1931, erschienen in Paris bei den Éditions Jacques Haumont; ca. 22 cm × 15 cm, Broschur, 96 Seiten mit 87 Fotografien.

Germaine Krull fährt 1931 mit dem Auto von Paris nach Biarritz beziehungsweise noch darüber hinaus und fotografiert unterwegs sowohl Baudenkmäler, Stadtansichten und Landschaften als auch das Fahren selbst. Auch Claude Farrère begibt sich für sein Vorwort auf diese Reise...

Das einstündige Gespräch gibt es ab sofort auf dem YouTube-Kanal von EFEG.

Eric Meier: FF

Besprochen von Steffen Siegel

Es gibt Fotografien, bei denen genaues Hinsehen nicht reichen wird. »FF« von Eric Meier, erschienen bei sèche editions in Berlin, erinnert daran schon auf dem Cover. Wer den großformatigen, gut zwei Kilo schweren Band in die Hand nimmt, muss es spüren: Die Buchstaben sind so rau wie Schleifpapier. Damit ist zugleich ein Ton gesetzt. Es geht hier um eine Form der Sinnlichkeit, die die Augen ebenso viel angeht wie die Fingerkuppen.

Ein neunseitiges Intro, gesetzt in großen Lettern, wirft für »FF« stakkatohafte Lyrics hin: „Es riecht nach Money Honey, aber nicht für Dich.« Oder: »Es ist 93, 94, 95, 96, 99 Uhr. Millennium. Im Takt der Zonierung ist die Zornierung produktiv gesteigert.« Oder: »Wie schön der Schutt ist oder die Blume, die sich durch die Platte gräbt.« Und: »Die Tür ist jedoch immer einen Spalt auf. Und wenn nicht, rennen wir durch die Scheibe. Welt offen.« Direkt danach, auf Seite 13, kann man diese Scheibe sehen.

Doch folgen keine Blick ins Offene, sondern 250 Seiten voller Close-Ups, immer schwarz-weiß. Fotografien für die Fingerspitzen: die kleinen glatten Kiesel im porösen Waschbeton, der feinkörnige Rost auf dem schmalen Treppengeländer, die glatten Kachelfliesen der fensterlosen Fassaden, die scharfkantigen Schuppen der splitternden Ölfarbe, die kubistischen Formbausteine, zusammengefügt wie die Betonplatten für Hauswände und Gehsteige, zwischen ihnen ein Kleber aus Teer, der im Sonnenschein an Härte verliert und dunkel zu riechen beginnt. Spätestens hier kommt auch die Nase ins Spiel.

Es ist nicht schwer, solche materiellen Qualitäten metaphorisch aufzufassen – und gewiss ist es auch nicht falsch, gerade solche Schlüsse zu ziehen. Oft genug ist das, was Eric Meier in seinen Bildern zeigt, brüchig, marode, verfallen oder sogar mutwillig zerstört. Allerdings liegt unter dieser rauen Ikonografie eine zweite Ebene, und gerade hierfür benötigt es den fotografischen Blick. Der ist aufmerksam, intensiv, genau. Die so entstehenden Fotografien sind dabei vor allem eines: den Dingen zugewandt.

Kein einziges dieser Bilder zeigt Menschen – und doch geht es auf allen Seiten des Buches nie um etwas anderes. Eine Lebenswelt voller alter und einiger neuer Zeichen im Habitat »FF« wie Frankfurt an der Oder. Michael Schmidt eröffnete sein legendäres (gerade wieder aufgelegtes) Buch »Ein-heit« mit einem Blick ins Gelände der ostdeutschen Plattenbaugebiete, weitete dann aber sehr schnell die Perspektive. Eric Meier bleibt hier beharrlich: Seine Ortserkundung folgt geduldig den großen Formen und kleinen Zeichen, sammelt Blicke für Augen und Fingerspitzen – und verdichtet sie zu einem meisterhaft präzisen Fotobuch.

Eric Meier: FF, Berlin (sèche editions) 2021. 304 Seiten, Hardcover, 24 × 32 cm. Gestaltet von HOMI Creative Studio, mit Texten von Eric Meier, Malina Lauterbach und Clemens Vilinger. ISBN: 978-3-949495-01-4

Fototechnik-a

Besprochen von Steffen Siegel

Es gehört zu den prägenden Ideen des Diskurses zur Fotografie, dass er das Medium und den menschlichen Körper zusammendenkt. Eigentlich von Anfang an, denn immerhin hatte schon im Januar 1839 der Chemiker Biot die fotografische Platte mit einer künstlichen Netzhaut verglichen. Sehr viel später würde dafür in Toronto das schöne Wort von den »extensions of man« geprägt werden. Die englische Sprache hat allerdings auch die Eigenart, mit einer solchen Formulierung wichtige Differenzen zudecken zu können. Marshall McLuhan dachte vermutlich, als er so formulierte, an medial ermöglichte Erweiterungen des Menschen, nicht aber des Mannes. Ein gerade eben im Fotohof Salzburg erschienener Band fragt nun aber zurück: War vielleicht doch nur der Mann gemeint? Hat Fotografie (abgesehen vom grammatikalischen Femininum) traditionell ein Geschlecht? Anders formuliert: »Wie weiblich ist die Fototechnik?«

Der typografisch anspruchsvolle Titel des Buches ist programmatisch gewählt und lässt sich hier nur indirekt zitieren: »Fototechnik-a«, mit hochgestelltem a. Was die Herausgeberinnen und Autorinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast und Claudia Rohrauer auf 110 großformatigen Seiten zusammentragen, ist keine systematische Untersuchung dieses sehr weiten Feldes, sondern ein Versuch, Schlaglichter zu setzen. Nur ein Beispiel: Seit 1839 und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind Hand- und Anleitungsbücher zur fotografischen Technik und ihrer Anwendung wie Sand am Meer erschienen. Es gibt wirklich zu denken, worauf Caroline Heider aufmerksam macht: Fast stets wurden diese Bücher von einem Mann geschrieben. Dass damit ein handfester Sexismus einhergeht, zeigt die Künstlerin anhand von Illustrationen aus solchen Büchern und nicht zuletzt der noch immer überreich verlegten Foto-Magazine.

Von besonderem Wert ist in diesem Band das Zusammenspiel der verschiedenen Wissensformen: wissenschaftliche Aufsätze (ausführlich von Ulrike Matzer und Katharina Steidl) stehen neben künstlerischen Reflexionen (neben Caroline Heider sind das Lisa Rastl und Claudia Rohrauer). Zusammengehalten wird das alles auf charmante Weise durch die Stimme von Ruth Horak, die die Beiträge erläuternd anmoderiert.

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer: FOTOTECHNIK-A, Salzburg (Fotohof) 2023. 110 Seiten, broschiert, zahlreiche Farbabbildungen, 30,5 × 22 cm, ISBN: 978-3-903334-55-7.

Gloria Ruiz Melendez on the Exhibition »On Display«

»On Display«, exhibition view at Kunstmuseum Ahlen, 2022. Photo: Samuel Solazzo.

The Unattainable Border
By Gloria Ruiz Melendez

»A wormhole«, I wrote in my note app as the first impression of the double feature in the Ahlen Kunstmuseum: »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« and »On Display: Der Körper der Fotografie«. A feeling of symmetry, of a mirrored image, of a question as old as the technology of Photography: Where do the possibilities end? Is there more? Questions asked in the 19th century with a resonance in today’s contemporary Art and Photography theorization and practice world, not only in this specific set of expositions but also in others that aim to reflect on the very nature of the limits of the medium, in a time when photography has become absolutely immersive in our everyday life, integrated into our routine as something that it’s »there« and we seldom think about. Photography has become the way we see and not the other way around, a mass of data that flows with a life of its own, like a river.

In »On Display: Der Körper der Fotografie«, more than an exploration body, it’s the attempt of digging it to its bones, confronting the audience with the notion that we’re watching, confronting us with our expectations around photography in our private and public life, something mundane but also intimate. Joan Fontcuberta explains in »Photography, Crisis in History«: In Photography two facets have necessarily coexisted: (1) the image as visual information (2) the physical support of a medium, objectual dimension. In the daguerreotype, the plate embodies an image. In the archive, the information aspect prevails. In a museum, it’s the objectual aspect. On Display takes on the specific task to scratch, taking techniques and methods of the past into a contemporary while »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! with their stereographs, which have been the basis of the very contemporary world of Augmented Reality and Virtual Reality, reminds us that this urge to grasp reality in new and more encompassing ways has been a part of the very nature of Photography since it’s conception.

The rules about photography keep changing and getting looser, as nowadays we’re able to create images that don’t really exist, and Artificial Intelligence can combine, merge and interpret images in a way that sounded like science fiction only mere decades ago. The urge to adopt and reject technology, the urge to keep photography in »its body«, like a reversed exorcism, when Photography seems to start losing its materiality and becoming pure data. Photography is about control, but also about leaving room for coincidence and exploration while finding a lot of the same urges in the neighbor Exposition: »to have been there«, memories, events, the word Truth.

Where does the border lie? For Photography, it feels like the Borgean »Book of Sand«: never-ending, shapeshifting, always bringing a new page into a seemingly never-ending book.

Gloria Ruiz Melendez has been a DAAD student at Folkwang University of the Arts since 2021.