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Finale 2024

Wie in jedem Herbst zeigen auch in diesem Jahr die Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Gestaltung ihre Abschlussarbeiten: beim Folkwang Finale 2024.

Zu sehen sind die Bachelor- und Masterprojekte aus den Studiengängen Fotografie, Kommunikationsdesign und Industrial Design.

Die Vernissage ist am 26. September 2024, geöffnet ist dann vom 27. September bis zum 6. Oktober 2024, wie immer im SANAA-Gebäude. Der Eintritt ist frei!

Finale 2023

Gestaltung: Viktor Lentzen und Daniel Kobert

Wie in jedem Herbst zeigen wir auch 2023 im SANAA-Gebäude auf Zeche Zollverein sämtliche Abschlussarbeiten des letzten Jahres, die in den B.A.- und M.A.-Studiengängen von Fotografie, Industrial Design und Kommunikationsdesign entstanden sind.

Für die Fotografie sind bei diesem großen »Finale« insgesamt zwanzig Studierende des B.A. Fotografie dabei und acht aus dem M.A. Photography Studies and Practice. Ihr Studien abgeschlossen haben außerdem fünf Studierende des M.A. Photography Studies and Research. Eine Zusammenfassung ihrer Arbeiten findet sich in der auch in diesem Jahr aufgelegten Finale-Zeitung, die auch alle künstlerischen Arbeiten vorstellt!

In den kommenden Wochen werden wir die Abschlussarbeiten auf unserem Instagram-Kanal ausführlicher vorstellen!

Die Ausstellung wird am 28. September 2023 um 18 Uhr eröffnet und ist dann täglich bis zum 8. Oktober 2023 im SANAA-Gebäude zu sehen. Der Eintritt ist frei. Wir freuen und auf euer Kommen!

Auch in diesem Jahr lag die Gestaltung des Plakates und der Zeitung in den Händen von Viktor Lentzen und Daniel Kobert.

 

Finale 2022

Gestaltung: Viktor Lentzen & Daniel Kobert

Wie in jedem Jahr bedeutet der Beginn des Herbstes für uns einen Endspurt: Im großen Folkwang Finale präsentieren 79 Absolvent*innen der letzten beiden Semester ihre Abschlussarbeiten (Bachelor und Master) und geben Einblicke in die aktuellen Fragen der Bereiche Fotografie, Industrial Design und Kommunikationsdesign. Die Ausstellung findet im SANAA-Gebäude am Folkwang Campus Welterbe Zollverein statt.

Die Bandbreite der Arbeiten reicht von Fotografien, Videos, Zeichnungen, Objekten und Installationen bis hin zu grafischen Positionen, Renderings und Simulationen. Mit dabei sind unter anderem eine Lötrauchabsaugung, die Arbeitsschutz demokratisieren soll, eine Fotoserie, die Veränderungen in bewohnten Zimmern darstellt, sowie eine spekulative Arbeit, die Rituale und Artefakte hinterfragt, die den Tod oft verhüllen und distanzieren.

Die Eröffnung des Folkwang Finales 2022 findet am Donnerstag, den 29. September, um 19.00 Uhr im SANAA-Gebäude, Gelsenkirchener Str. 209, statt. Anschließend ist die Ausstellung von Freitag, 30. September, bis Sonntag, 09. Oktober, täglich von 12.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Adéọlá Ọlágúnjú gewinnt NRW.BANK.Kunstpreis 2021

Adéọlá Ọlágúnjú: Born Throw Way, 2021. © Adéọlá Ọlágúnjú

Mit ihrer Arbeit »Born Throw Way!« ist Adéọlá Ọlágúnjú in der Kategorie »Foto und Medienkunst« mit dem NRW.BANK.Kunstpreis 2021 ausgezeichnet worden. Damit geht zum dritten Mal in Folge einer der mit 7.500 Euro dotierten Preise an eine*n Absolvent*in der Fachgruppe Fotografie an der Folkwang Universität der Künste. Die Auswahl trafen eine Jury aus Fachexpert*innen sowie die Besucher*innen der virtuellen Ausstellung aus insgesamt 24 nominierten Werken in vier Sparten.

Adéọlá Ọlágúnjú hat im vergangenen Sommersemester erfolgreich ihren Master im Studiengang Photography Studies and Practice abgeschlossen. Ihre Abschlussarbeit »Born Throw Way!« ist eine Multimedia-Installation mit Video, Fotografie, Ton und auf Stoff gedruckten Illustrationen. Dieses Projekt erforscht die Gemeinschaft der lose organisierten Straßenbanden in Lagos, Nigeria, die als »Area Boys« bekannt sind.

Unter der Schirmherrschaft der nordrhein-westfälischen Ministerin für Kultur und Wissenschaft Isabel Pfeiffer-Poensgen zeichnete die NRW.BANK Werke von Studierenden und Absolvent*innen der staatlichen Kunsthochschulen in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr bereits zum fünften Mal aus. Mit dabei sind neben der Folkwang Universität der Künste die Kunstakademien Düsseldorf und Münster sowie die Kunsthochschule für Medien Köln. Die Bekanntgabe des Juryentscheids erfolgte im Rahmen einer digitalen Preisverleihung am 17. November.

Lidong Zhao: Entfernung

Lidong Zhao: ohne Titel (Stillleben), 2021.

Noch bis zum 24. Oktober zeigt Lidong Zhao, Alumnus im B.A. Fotografie, im Merdinger Kunstforum im Haus am Stockbrunnen seine Ausstellung »Entfernung«. Es ist die dritte der diesjährigen Reihe »the time after«. Zu sehen sind neue Arbeiten aus den letzten beiden Jahren, die eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Werkgruppen »Stillleben« und »Landschaften« darstellen. denen er bereits seit 2015 arbeitet und die er in der Ausstellungspräsentation miteinander verschränkt. Lidong Zhao, der in Nanjing (China) Malerei und an der Folkwang Universität der Künste in Essen künstlerische Fotografie studierte, lebt und arbeitet bei und in Freiburg.

Geöffnet ist die Ausstellung im Merdinger Kunstforum immer samstags von 16 bis 18 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr. Am 17. Oktober ist der Künstler in der Ausstellung anwesend.

Nothing's gonna change my world?

Auf der Website www.raumwww.de haben Johannes Mundinger und Daniel Hahn im letzten Jahr Ausstellungen und künstlerische Veranstaltungen gesammelt, die abgesagt oder verschoben werden mussten. Ganz ohne Frage war die Ausnahmesituation der zurückliegenden Monate und bald Jahre für Künstlerinnen und Künstler ganz unterschiedlicher Sparten eine besonders schwere Zeit. Wird sich nun etwas ändern? Oder aber gilt: Nothing's gonna change my world?

Dieser Frage war im Spätsommer dieses Jahres in Berlin eine Ausstellung gewidmet, und gerade so heißt auch ein Katalog, der nun erschienen ist. Er versammelt Antworten von 230 bildenden Künstlerinnen und Künstlern – unter ihnen auch Tabea Borchardt, Sissy Schneider und Sophia Uckmann, die an der Folkwang Universität der Künste im B.A. Fotografie und im M.A. Photography Studies and Practice studiert haben.

Im Fokus von Ausstellung wie Buch stehen vier Fragen: 1. Wie sehr warst Du von den Lockdowns betroffen – und wie bist Du mit der Situation umgegangen? 2. Inwiefern hat sich daraus Deine Arbeitssituation und Arbeitsweise verändert? 3. Wie schätzt Du die Veränderungen für den Kunstbetrieb ein? 4. Welche Auswirkungen hat die Pandemie, aus Deiner Sicht, auf die Bedeutung der Kunst, für die Gesellschaft?

Der Katalog umfasst 270 Seiten, wurde von Daniel Hahn gestaltet und beim Druckhaus Sportflieger in Berlin gedruckt. Zu beziehen ist er hier.

 

Matthias Pfaller erhält den Gisèle-Freund-Preis für Theorie und Geschichte der Fotografie

Foto: Jürgen Heppeler

Matthias Pfaller wird für seine im zurückliegenden Sommersemester erfolgreich verteidigte Dissertation »The Paradigm of the Nation as a Provocation to the Historiography of Photography. Chile 1860–1960« mit dem Gisèle-Freund-Preis für Theorie und Geschichte der Fotografie ausgezeichnet. Dieser mit 2.000 Euro dotierte Preis wird in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen und wurde durch eine Stiftung von Prof. Ute Eskildsen und Prof. Timm Rautert ermöglicht.

In seiner Dissertation erörtert Matthias Pfaller die Möglichkeit einer am Paradigma der Nation orientierten Geschichtsschreibung der Fotografie und widmet am Beispiel Chiles dieser historiografischen Idee eine kritische Lektüre. Das gerade in jüngerer Zeit wieder verstärkte Interesse an einem solchen Modell der Fotogeschichte wird in der Dissertation auf seine grundlegenden Probleme hin untersucht und  anhand von Fallstudien zur chilenischen Fotogeschichte diskutiert.

Die Jury möchte mit der Vergabe des Preises an Matthias Pfaller die hohe Originalität des in seiner Dissertation verfolgten Ansatzes würdigen, die sich nicht allein in einer umsichtigen methodologischen Auseinandersetzung abzeichnet, sondern auch in einer Vielzahl von fotohistorischen Funden, die sich einer profunden Quellenarbeit, nicht zuletzt vor Ort in Chile, verdanken. Darüber hinaus schließt sich die Jury einem Urteil an, das der Zweitbetreuer der Arbeit, Prof. Dr. Andrés Mario Zervigón von der Rutgers University in New Jersey, in seinem Gutachten formulierte: Die Arbeit ist in einem exzellenten Englisch verfasst.

Unterstützt wurden die Forschungen von Matthias Pfaller unter anderem durch ein Jahresstipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Seit dem Frühjahr dieses Jahres ist Matthias Pfaller Stipendiat des von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung geförderten Programms »Museumskuratoren für Fotografie«.

Der Preis schließt an die lange Tradition der an unserer Hochschule verliehenen Folkwangpreise an und wird gemeinsam mit ihnen im Rahmen einer Festveranstaltung am Ende dieses Jahres öffentlich überreicht werden. Mitglieder der Jury waren in diesem Jahr Dr. Ulrich Blank, Prof. Ute Eskildsen, Prof. Dr. Julika Griem, Prof. Dr. Markus Rautzenberg, Prof. Elke Seeger und Prof. Dr. Steffen Siegel.

Der Preis richtet sich an Master-Studierende sowie Doktorandinnen und Doktoranden, die an der Folkwang Universität der Künste unter erstgutachterlicher Betreuung eine Abschlussarbeit vorgelegt haben, die sich mit einem Forschungsgegenstand zu Theorie und/oder Geschichte der Fotografie befasst. Ausgezeichnet werden sollen qualitativ hervorragende wissenschaftliche Arbeiten, die einen originellen Beitrag zur Erforschung von Theorie und/oder Geschichte der Fotografie leisten. Im Jahr 2023 wird er das nächste Mal ausgeschrieben werden.

Folkwang Finale 20/21

Nach einem erzwungenen Jahr Pause findet in diesem Herbst endlich wieder am Ende des Sommersemesters das große Finale des akademischen Jahrs statt – und es heißt auch gerade so: »Folkwang Finale«. Alle Absolven:tinnen, die im Lauf der letzten Semester am Fachbereich Gestaltung ihren B.A.- oder M.A.-Abschluss erfolgreich absolviert haben, stellen gemeinsam im SANAA-Gebäude auf dem Campus Zollverein aus und geben durch die Präsentation ihrer Arbeiten einen Einblick in die aktuellen Fragen von Fotografie, Industrial Design und Kommunikationsdesign.

Traditionell stellt die Fachgruppe Fotografie in der großen Halle des SANAA-Gebäudes im ersten Obergeschoss die Arbeiten ihrer Absolvent:innen aus. Mit dabei sind dieses Mal insgesamt 22 Bachelor- und 13 Master-Studierende: Julius Barghop, Hannah Braue, Claudius Dorner, Marie Dzingel, Hendrik Hinkelmann, Lisi Högler, Max Hytrek, Julia Jaksch, Raphael Janzer, Jonas Kamm, Eleni Kritikos, Nils Limberg, Patrick Lohse, Ruth Magers, Luzie Marquardt, Ya Ning, Robert Reugels, Virginia Sammeck, Leif-Erik Schmitt, Killa Schütze, Yashar Shirdelaghjehmasshad und Anja Segermann für die B.A. Fotografie. Inga Barnick, Niklas Baumberger, Kai Behrendt, Pauli Beutel, Tim Dechent, Eric Greven, Patrick Möckesch, Adeola Olagunju, Frederik Pajunk, Daniela Risch, Michael-Paul Romstöck, Franziska Schrödinger und Bahram Shabani Kolour für den M.A. Photography Studies and Practice.

Mit ihren Arbeiten spiegeln sie die ganze Breite von Strategien, die gegenwärtig leitend sind und nicht zuletzt zukünftig für die künstlerische Fotografie bedeutsam werden: als gerahmtes oder projiziertes Bild an der Wand, als Installation im Raum oder als Buch. Dabei verfolgen sie ebenso dokumentarische Interessen wie sie auf künstlerischem Weg die Möglichkeiten der Computer Generated Imagery ausloten.

Zu sehen ist die Ausstellung vom 24. September bis 3. Oktober 2021, täglich von 12 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zur Ausstellung erscheint auch dieses Jahr wieder eine Zeitung, die alle ausgestellten Arbeiten vorstellt und außerdem Abstracts aller Masterarbeiten enthält, die in den beiden wissenschaftlichen M.A.-Studiengängen Kunst- und Designwissenschaft und M.A. Photography Studies and Research entstanden sind – im Master für Theorie und Geschichte der Fotografie haben mit Franziska Barth, Judith Böttger, Isabelle Castera, Angela Deußen, Sandra Happekotte, Vera Knippschild, Marie-Luise Meyer, Laura Niederhoff und Tania Luz Olivares Achach insgesamt neun Studentinnen ihr Studfium erfolgreich abgeschlossen.

Jonas Kamm exhibits at the photo festival »Les Rencontres d'Arles«

Jonas Kamm, »The Inhabitants«, installation view from the 52nd Rencontres d'Arles, July–September 2021.

It is with great pleasure that we announce Jonas Kamm’s participation at the renowned photo festival »Les Rencontres d'Arles«, taking place this summer from July 4 through August 29, 2021. Jonas Kamm, who was, until last year, a student of Folkwang University’s B.A. photography program, has been invited by photo curator Sonia Voss to represent our university at the Louis Roederer Discovery Award, featuring eleven international institutions and artists. Jonas’ series »The Inhabitants« from 2020 will be on display in the city center of Arles, in the Église des Frères Prêcheurs, together with works by Farah Al Qasimi, Ketuta Alexi-Meskhishvili, Mariana Hahn, Ilanit Illouz, Tarrah Krajnak, Massao Mascaro, Zora J Murff, Aykan Safoğlu, Andrzej Steinbach, and Marie Tomanova.

Jonas participates in the exhibition with two different series. First, his series »The Inhabitants«, the result of a hybrid production process, at the crossroads of architecture, sculpture, and photography. These images—two-dimensional renderings drawn from 3D virtual space—initially take shape in a space modeled by the artist with the aid of computer software. Kamm then, using virtual tools, sculpts figures based on a texture that he has previously »harvested« with the camera from his physical environment. Once the figures have been shaped, the software—simulating the tools of photography—permits the artist to choose an angle and to adjust, from a practically unlimited spectrum of possibilities, his light sources, his focus, his aperture, etc. Kamm’s figures, vaguely anthropomorphic, appear as intermediaries between the real and immaterial worlds. The reductive character, the unclassifiable nature of these images turns them into vectors of inchoate narratives, carriers of a potential meaning which has yet to be defined and which remains mysterious, opening a void that we are invited to fill.

Furthermore, Jonas shows the first parts of a new series which is currently in progress: »Parametric Archeology«. It takes off from the purely economic goal of creating a small program that helps to generate shapes in an automated and efficient way. A freely chosen form runs through various modifiable parameters and multiplies itself in various slightly modified forms. After having been selected by the artist, the resulting output presents itself as if being arranged on an examination table. Forms and arrangement play with the concepts of the archive or the archaeological excavation, yet they merely refer to digital inputs and processes. In Jonas’ words: »This rather absurd play with something we are supposed to know, but what, in fact, escapes our understanding, is fun for me.«

During the opening week in early July, the jury will bestow the Louis Roederer Discovery Award, which comes with an acquisition worth 15,000 euros. Furthermore, the public will vote for the Public Award which is worth 5,000 euros for an acquisition.

B/U/ILD im Neuen Kunstverein Wuppertal

Patrick Lohse: Cool Down Pink, 2018. Aus der Serie: Modus: 3 × 4, C-Print kaschiert auf Plexiglas.

B/U/ILD zeigt die Arbeiten vier junger Künstler*innen, die in ihren Fotografien sowohl das Bild als auch das Bilden verhandeln. Es werden Stoffe drapiert, Kulissen gebaut, Posen eingenommen oder Vektoren modelliert. Der unmittelbare Abschluss des dreidimensionalen Schaffensprozesses wird hier jedoch gleichzeitig zum Auslöser einer zweidimensionalen Fotografie. Die bewusste Entscheidung für das Medium als finales künstlerisches Produkt bestätigt die Künstler*innen nicht nur in ihrer Rolle als aktive Bildproduzent*innen, sondern markiert darüber hinaus auch eine Differenz, die durch den Rücktritt aus dem Raum etwas hervortreten lässt. Die Arbeiten von Jonas Kamm, Patrick Lohse, Elizaveta Podgornaia und Isabelle Wenzel erzählen auf jeweils eigene Weise vom Suchen und Finden einer geeigneten Bildform, die sich produktiv zum Dargestellten ins Verhältnis setzt. Darüber hinaus machen sie deutlich, wie leicht der Versuch einer begrifflichen Einordnung der Werke ins Wanken gerät.

Mit Jonas Kamm, Patrick Lohse und Elizaveta Podgornaia sind nicht allein drei der vier ausstellenden Künstler*innen Alumni der Folkwang Universität der Künste. Kuratiert wurde die Ausstellung zudem von Franziska Barth, Angela Deußen und Sandra Happekotte, die alle drei Absolventinnen des M.A. Photography Studies and Research sind.

Die Eröffnung (soft opening) ist am Sonntag, den 4. Juli von 14 bis 18 Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis zum 6. August 2021 im Neuen Kunstverein Wuppertal (Hofaue 51, 42103 Wuppertal). Am Samstag, den 10. Juli sowie am Samstag, den 24. Juli finden jeweils um 15 Uhr Führungen statt.

Timm Rautert: Fotobücher

Seit seinem Studium an der Folkwangschule in Essen-Werden, das heißt seit den späten 1960er Jahren, hat sich der Fotograf Timm Rautert intensiv mit den Zeigemöglichkeiten des Fotobuchs auseinandergesetzt. Ob in den Werkkatalogen von Franz Erhard Walther oder in Form der gesammelten, gemeinsam mit Michael Holzach erarbeiteten Reportagen, ob in den zusammen mit Otl Aicher entwickelten Bänden oder in den Ausstellungskatalogen und konzeptuellen Künstlermonografien, das Medium des Buches hat die fotografische Arbeit von Timm Rautert in den letzten fünfzig Jahren nicht allein begleitet, sondern auf intensive Weise geprägt. Auf diese Weise sind mehr als fünfzig Bücher entstanden.

Anlässlich der am Museum Folkwang ausgerichtete Retrospektive »Timm Rautert und die Leben der Fotografie« werden am 6. Mai 2021 Steffen Siegel, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie, und Jan Wenzel, Verleger von Spector Books Leipzig, über diese besondere Dimension in Timm Rauterts fotografischen Werk sprechen. Anhand ausgewählter Bücher – darunter die verschiedenen Ausgaben der »Bildanalytischen Photographie« und die Gemeinschaftsprojekte mit Aicher – sollen Rauterts ästhetische Strategien insbesondere aus dem Blickwinkel des Fotobuchs diskutiert werden.

Ausgangspunkt des Gesprächs ist dabei ein weiteres Buch, an dem Steffen Siegel und Jan Wenzel gegenwärtig arbeiten und das im Herbst dieses Jahres erscheinen wird: eine monografische Zusammenschau von Rauterts Fotobüchern. Idee und Struktur dieses Buch sollen anlässlich dieses Gesprächs erstmals öffentlich vorgestellt werden.

Das Gespräch findet statt am Donnerstag, den 6. Mai 2021 ab 19 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der Zugangslink zur Online-Veranstaltung wird zugesandt nach einer Anmeldung per eMail.

Drei neue Stipendiat:innen im Förderprogramm »Museumskuratoren für Fotografie«

Nadine Isabelle Henrich, Matthias Pfaller und Marie-Luise Mayer bei der ersten Besprechung mit der Krupp-Stiftung, April 2021.

Seit 1999 schreibt die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung alle zwei Jahre das Stipendien­programm Museumskuratoren für Fotografie, und in diesem Jahr stammen zwei der drei geförderten Kurator*innen der nächsten Generation von der Folkwang Universität der Künste. Hierüber freuen wir uns natürlich sehr! Neben Nadine Isabelle Henrich von Freien Universität Berlin wurden Marie-Luise Mayer und Matthias Pfaller ausgezeichnet. Marie-Luise Mayer schloss 2020 ihren Master in unserem Programm Photography Studies and Research ab. Matthias Pfaller ist derzeit noch an der Folkwang Universität der Künste als Doktorand eingeschrieben, wo er die von ihm bereits eingereichte Dissertation »The National Paradigma s a Provocation to the Historiography of Photography. Chile as a Case Study« in Kürze verteidigen wird.

Im Rahmen eines umfassenden Auswahlverfahrens entschied sich eine Jury, bestehend aus Dr. Kathrin Schönegg, Kuratorin, C/O Berlin und ehemalige Stipendiatin des Programms, Dr. Doris Gassert, Research Curator am Fotomuseum Winterthur in der Schweiz, Dr. Ulrich Pohlmann, Leiter der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums, Thomas Seelig, Leiter der Fotografischen Sammlung des Museum Folkwangs und Dr. Ingomar Lorch, Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung in Essen, für zwei Stipendiatinnen und einen Stipendiaten, die bereits erste Erfahrungen im Bereich der Fotografie gemacht haben.

Die Krupp-Stiftung fördert die Stipendien mit jeweils rund 55.000 Euro und arbeitet dabei mit der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang, Essen, der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum, dem Fotomuseum Winterthur, dem Getty Research Institute, Los Angeles, dem Centre Georges-Pompidou, Paris, und dem Victoria and Albert Museum, London zusammen. Im Verlauf des Stipendienprogramms haben die Stipendiat*innen die Möglichkeit, für jeweils sechs Monate an den drei Partnermuseen in Deutschland und der Schweiz und einer der drei kooperierenden Einrichtungen im Ausland eine museumsspezifische Ausbildung zu erhalten und mindestens an einem Ausstellungsprojekt oder Forschungsvorhaben zur Fotografie mitzuarbeiten. Bestandteil des Programms ist auch die selbstständige Organisation und Durchführung eines Symposiums oder Workshops zu besonderen Fragestellungen der Fotografie.

Vier Alumni in den Photonews

In der April-Ausgabe der in Hamburg erscheinenden »Photonews« werden sogleich vier unserer Alumni aus älterer und jüngerer Zeit mit einem eigenen Beitrag gewürdigt. Kerstin Stremmel, alsbald neue Sammlungsleiterin für Fotografie und Medienkunst am Museum der Moderne in Salzburg, bespricht die derzeit am Museum Folkwang ausgerichtete Retrospektive von Timm Rautert. Anna Gripp interviewt Franziska Kunze, die im Jahr 2018 mit ihrer Dissertation »Opake Fotografien« im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste promoviert worden ist und vor genau einem Jahr ihre Tätigkeit als Sammlungsleiterin für Fotografie und Medienkunst an der Pinakothek der Moderne in München aufgenommen hat. Außerdem werden in einem gemeinsamen Artikel die beiden Masterarbeiten von Franziska Schrödinger und Michael Rostock vorgestellt, mit denen sie im vergangenen Jahr im M.A. Photography Studies and Practice abgeschlossen haben.

Timm Rautert und die Leben der Fotografie

Timm Rautert, einer der namhaftesten deutschen Gegenwartsfotografen und Alumnus der Folkwang Universität, wird dieses Jahr nicht allein achtzig Jahre alt, sondern derzeit mit einer großen Retrospektive seines Werks im Museum Folkwang geehrt. Kuratiert wurde sie von Thomas Seelig, dem Leiter der fotografische Sammlung des Museums Folkwang. Danach wird die Ausstellung »Timm Rautert und die Leben der Fotografie« übrigens auch im Bombas Gens in Valencia zu sehen sein.

Anlässlich dieser Ausstellung ist im Steidl Verlag aus Göttingen ein Katalog erschienen, der diese vielen Leben der Fotografie auf 520 Seiten und in 332 Abbildungen entfaltet. Begleitet wird das Buch durch sechs Essays, die in verschiedene Aspekte des Werks einführen. Sie stammen von Bertram Kaschek, Nicole Mayer-Ahuja, Jürgen Müller, Gisela Parak, Steffen Siegel und Ulf Erdmann Ziegler. Außerdem hat Sophie-Charlotte Opitz eine kommentierte Biografie beigesteuert.

Michael Paul Romstöcks »zur Linde« erschienen

Michael Paul Romstöck: zur Linde, Dortmund (Kettler Verlag) 2021.

Vor wenigen Monaten erst hat Michael Paul Romstöck mit seinem Projekt »zur Linde« an der Folkwang Universität der Künste den M.A. Photography Studies and Practice erfolgreich abgeschlossen. Nun ist seine fotografische Befragung zur Symbolik und Bedeutung der Linde im Kettler Verlag als Buch erschienen. Die Bildtafeln sind im Duoton-Verfahren gedruckt. Das Hardcover-Buch im Format 21 × 25 cm umfasst 144 Seiten und ist ab sofort im Buchhandel erhältlich! ISBN: 978-3-86206-882-1.

In der Ankündigung des Dortmunder Verlags heißt es: Die Linde ist im deutschen Kulturraum als Ort der Gemeinschaft und Chiffre der Gerechtigkeit und Liebe verankert. Man begegnet ihr als Dorf-, Gerichts- und Friedhofslinde oder als Motiv in Kunst und Literatur. In gleicher Weise hat sich der Lindenbaum – losgelöst von Brauchtum und Folklore – in den gesellschaftlichen Alltag eingeschrieben: als Ortsbeschreibung, TV-Serie oder Mittel zur Stadtbegrünung. In seinem Buch geht der Fotograf Michael Romstöck der Bedeutung der Linde nach – vom Schauplatz vorchristlicher Versammlungen über den romantischen Blick auf die Natur bis hin zu ideologischen Vereinnahmungen. Mit der analogen Großformatkamera hat Romstöck in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren über 60 Orte in der Bundesrepublik aufgesucht, an denen sich entweder ein kulturhistorisch konnotierter Lindenbaum selbst oder ein anderer Bezug zur Symbolik der Linde auffinden lässt. Aus einer Bestandsaufnahme heraus kombiniert Romstöck verschiedene Motive, Bildtypen und Textfragmente zu einer essayistischen Erzählung: Aus welchen Gründen errichteten frühere Generationen (Natur-)Denkmäler und wie gehen wir langfristig mit ihnen um? Wie bestehen und verhalten sich diese in der heutigen, sich rasant verändernden Welt? Was können sie uns mitteilen und was verraten sie über uns?

Jonas Kamm ist für den Louis Roederer Discovery Award der Rencontres d’Arles nominiert

Jonas Kamm: DAVE, DEE & DOZY, 2020.

Jonas Kamm, der im vergangenen Jahr an der Folkwang Universität der Künste im Studiengang Fotografie seinen Bachelor of Arts erworben hat, wurde für den Louis Roederer Discovery Award nominiert. Gemeinsam mit zehn weiteren Künstlerinnen und Künstlern aus insgesamt neun Ländern steht er damit auf der Short List dieses Preises. Neben Deutschland stammen sie aus Frankreich, Georgia, Peru, Polen, der Tschechischen Republik, der Türkei, den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie alle werden im Rahmen der diesjährigen Rencontres d’Arles im Rahmen einer Gruppenausstellung gezeigt werden. In der Eröffnungswoche vom 5. bis zum 12. Juli 2021 wird neben dem mit 15.000 Euro dotierten Discovery Award auch ein mit 5.000 Euro dotierter Publikumspreis verliehen werden. Ausführlichere Informationen finden sich hier.

Porträt der nordrhein-westfälischen Kunsthochschulen

Vor wenigen Wochen wurde der diesjährige NRW.BANK Kunstpreis verliehen. Unter den Preisträgern ist Folkwang-Alumnus Kai Behrendt, dem in der Kategorie »Skulptur und Installation« für seine Arbeit UNTITLED (LASER ETCHINGS) die Auszeichnung zugesprochen wurde. Anlässlich der Preisverleihung wurde ein kurzer Film produziert, der alle teilnehmenden Kunsthochschulen aus Nordrhein-Westfalen vorstellt – unter ihnen die Folkwang Universität der Künste. Im Film gibt Elke Seeger, Professorin für Fotografie und Konzeption und Prorektorin unserer Hochschule, über die Idee unserer Studienprogramme Auskunft. Der von STEFAN VOBIS FILM produzierte Film ist hier abrufbar.

Kai Behrendt gewinnt den NRW.BANK.Kunstpreis 2020

Kai Behrendt: Untitled (Laser Etchings), 2019, Installationsansicht im Quartier Nord.

In einer virtuell ausgerichteten Preisverleihung wurden am 17. November 2020 die Gewinner des diesjährigen NRW.BANK.Kunstpreises bekanntgeben. Kai Behrendt, der im zurückliegenden Sommersemester an der Folkwang Universität der Künste im Fach Photography Studies and Practice mit dem Master of Arts abschloss, wurde in der Kategorie »Skulptur und Installation« für seine Arbeit UNTITLED (LASER ETCHINGS) ausgezeichnet. Herzlichen Glückwunsch!

Auf den schultafelgroßen Bildreliefs seiner Arbeiten werden verschiedene Informationen belichtet und graviert – darunter Kalibrierungsbilder, ägyptologische Transliterationen, analo­ge und digitale Lensflares, von einer A.I. erzeugte Texte, Fotografien, Trauminterpretationen, Texturen von Fotogrammetrien und Ausschnitte aus einem Handbuch für Programmierer. Diese semantischen Ebenen sind durch die Lasergravur in eine spezifische Faktur eingebettet. Die Bilder reproduzieren die komplexen Kodierungen und Ambivalenzen, die die Informationsgesellschaft hervorbringt. Die so entstehenden C-Prints sind an der Wand oder in Rahmenkonstruktionen angebracht und fächerförmig angeordnet. In dieser raumgreifenden Konstellation über­lagern sich die einzelnen Objekte in einem rhizomatischen Beziehungsnetz, das die Hierarchien zwischen den ineinander verschränkten Bildelementen weiter auflöst – und im Ganzen sind sie ein Grenzgang zwischen Fotografie und Skulptur.

 

Anlässlich der Auszeichnung sprach Christoph Dorsz am 19. November 2020 mit Kai Behrendt:

Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung mit dem NRW.BANK.Kunstpreis?

Ich habe mich sehr darüber gefreut! Das Preisgeld wird in meine künstlerische Praxis investiert und mir eine Zeit eigenständigen und freien Arbeitens ermöglichen. Das ist natürlich im Coronawinter sehr wertvoll.

Ihre Arbeiten wanderten schon immer über die Gattungsgrenzen hinweg, sie waren nur selten »reine Fotografie« oder »reine Grafik«. Was motiviert Sie, Bildern eine körperliche Qualität zu verleihen und in den Raum zu übertragen?

Ich glaube nicht, dass das automatisch besser ist, als Bilder an die Wand zu hängen. Aber die letzten Arbeiten schienen neue Formen des Displays zu erfordern, die nicht mit traditionellen Formen des Fotografie-Ausstellens zu lösen waren. Bei den Laser Etchings war es mir wichtig, dass es direkte Überschneidungspunkte zwischen den Bildern gibt, wodurch sie in ein semantisches Beziehungsnetz gebracht werden. Dafür musste es Bilder geben, die vor anderen stehen, was nur in einer räumlichen Konstellation möglich ist.

Was hat Ihnen die Ausbildung an Folkwang gebracht?

Vor allem viele gute Gespräche mit Kommiliton*innen, Werkstattleiter*innen und Dozent*innen. Außerdem hat der Fachbereich 4 sehr gut ausgestattete Werkstätten, die für meine Arbeitsweise ziemlich wichtig sind.

Franziska Kunze wird Kuratorin an der Pinakothek der Moderne in München

Franziska Kunze ist an die Münchner Pinakothek der Moderne als Kuratorin für den Sammlungsbereich Fotografie und Medienkunst berufen worden. Sie wird ihre Tätigkeit am 1. August aufnehmen. Im Jahr 2018 wurde Franziska Kunze mit ihrer Dissertation Opake Fotografien. Das Sichtbarmachen fotografischer Materialität als künstlerische Strategie an der Folkwang Universität der Künste im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie promoviert. 2019 ist diese Arbeit beim Reimer Verlag als Buch erschienen. Nach ihrer Zeit als Stipendiatin der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung im Programm Museumskuratoren für Fotografie war sie bisher stellvertretend als Sammlungsleiterin für Gegenwartskunst LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster tätig.

DGPh-Bildungspreis 2019 für Nafiseh Fathollahzadeh

Folkwang Alumna Nafiseh Fathollahzadeh (MA Photography Studies and Practice 2018) wurde von der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) mit dem von der Gesellschaft alle zwei Jahre verliehenen Bildungspreis geehrt. Mit dieser wichtigen Auszeichnung würdigt die Jury das kollaborative Projekt „Momentography of a failure“ der aus dem Iran stammenden Künstlerin. Die Jury würdigt den „sehr reflektierten, konzeptuellen Umgang mit dem Medium Fotografie [...], der Menschen aus verschiedenen Disziplinen fördert und das Bestreben hat, die Welt auf vielfältigen Ebenen zu erschließen.“ Fathollahzadeh und ihr Team konnten sich so gegen 32 Mitbewerber*innen durchsetzen. Ziel der DGPh ist es, mit dem seit 2013 verliehenen Preis interessante Projekte im Bereich der Vermittlung von und mit Fotografie zu entdecken und bekannt zu machen sowie die öffentliche Wahrnehmung fotografischer Bildungsarbeit zu steigern. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert.

Nafiseh Fathollahzadeh hat das Projekt 2017 gegründet. Gemeinsam mit einem Team aus Städteforscher*innen, Geograf*innen, Aktivist*innen, Fotograf*innen und Anwohner*innen führt sie seit 2018 in verschiedenen Städten Workshops durch, in denen urbane Kontexte ausgewählter Stadtviertel erschlossen werden. Bisherige Stationen waren unter anderem Berlin, Addis Abeba und Gelsenkirchen.

Ergänzend zu den Workshops wurde eine App entwickelt, auf der Informationen zu den besuchten Regionen hochgeladen werden können. Auf diese Weise entstehen Foto-Essays auf der Weltkarte, die mit Kategorien wie „Menschenrechte“, „Wirtschaft“, „Freiheit“, „Rassismus“ und „Friede“ versehen werden und so auf Probleme und Potentiale der verschiedenen Bezirke aufmerksam machen. User der App können ihre eigenen Fotografien hochladen und somit interaktiv an „Momentography of a failure“ teilnehmen. Die Nutzung des Mediums Fotografie als vermittelndem Ausdrucksträger zieht sich durch alle Ebenen des Projekts. Neben den extra hierfür gefertigten Fotografien findet auch gefundenes Bildmaterial wie Familienalben und Postkarten Eingang in die gemeinsame Arbeit.

Website der DGPh

Kritik

EFEG #9 Aglaia Konrad / Carrara

In der neunten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über »Carrara« von Aglaia Konrad. Erschienen ist das Buch 2011 bei Roma Publications in Amsterdam. Die Fotografin fragmentiert mit dem »Ausschnitt-Werkzeug« Fotokamera die Marmor-Steinbrüche von Carrara und konstruiert aus den Bildern eine ungewöhnliche Seherfahrung. Das Buch enthält außerdem einen Text von Angelika Stepken. Ca. 29 cm × 21,5 cm, 136 Seiten, 119 Schwarzweiß- und 18 Farb-Fotografien (sowie die Farbfotografie auf dem Schutzumschlag).

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren, 1990–1992 Studium der Fotografie an der Jan von Eyck Academie in Maastricht. Seit 2007 ist sie Professorin an der Sint-Lukas in Brüssel. Zahlreiche Auszeichnungen, 1997 Teilnehmerin der documenta X, 2003 Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie, 2023 Österreichischer Staatspreis für Fotografie.
 

EFEG #8 Katja Stuke / Supernatural

In der achten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über zwei Bücher von Katja Stuke: »Supernatural« von 2010 und »Supernatural 2021« aus dem titelgebenden Jahr. In diesem Projekt »Supernatural« hat Katja Stuke Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen am Fernseher beobachtet und in einem Moment großer Konzentration direkt vor ihrer sportlichen Leistung fotografiert. »Supernatural 2021« ist eine Weiterentwicklung, es ändert sich die Auswahl der Athlet:innen, der Sportarten, es ändern sich aber auch der Blick und der Umgang mit den Bildern im Heft.

Katja Stuke (*1968) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium an der FH Düsseldorf. Ausgezeichnet unter anderem mit dem LUMA Rencontres Dummy Book Award at the Rencontres d’Arles 2017 und als Lauréat Regards du Grand Paris Ateliers Medicis, Centre national des arts plastiques Paris (beides mit Oliver Sieber).

 

EFEG #7 Helga Paris / Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85

In der siebten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Helga Paris’ »Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85«. Das Buch ist zuerst 1986 erschienen und auch nicht erschienen – bevor es dann einige Jahre später in einer Neuausgabe endgültig erscheinen konnte.

Helga Paris wollte Halle an der Saale wie eine ganz fremde Stadt fotografieren. Das Buch beginnt mit Straßenansichten, es folgen Porträts, die sie hauptsächlich auf der Straße fotografiert hat. Die Ausstellung, zu der Paris dieses Buch gemacht hat, durfte 1986 nicht gezeigt werden und wurde 1990 nachgeholt.

 

EFEG #6 Deanna Templeton / What She Said

In der sechsten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« besprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl das Fotobuch »What She Said« von Deanna Templeton. Erschienen ist es 2021 bei Mack Books in London.

Deanna Templeton fotografiert weibliche Teenager und junge Frauen und stellt diese Porträts in einen Zusammenhang mit Tagebucheinträgen und Konzertflyern aus ihrer eigenen Jugend in den 1980er Jahren.

Rein theoretisch #6 Fotografierverbot

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der sechsten Folge ihres Podcasts »Rein theoretisch« über Fotografierverbote.

Was haben das Van Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam? Spoiler: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu fotografieren. 

Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen Auswirkungen könnten diese haben?

Fink & Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden sollten oder nicht.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.
 

EFEG #5 Bettina Lockemann / Southward – nach Süden

In der fünften Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über Bettina Lockemanns »Southward – nach Süden«, erschienen beim Fotohof Salzburg im Jahr 2021.

Bettina Lockemann ist 2017 in die Südstaaten der USA gereist. Dort trifft sie auf Gegenden und Städte, die einerseits mit vielen Hypotheken aus der Vergangenheit zu kämpfen haben, in denen sich aber auch viele Initiativen wie zum Beispiel das Rural Studio finden. Das gehört zur Auburn University, und seine Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Methoden zum Bau günstigen Wohnraums. Lockemann sucht viele dieser Initiativen auf, spricht mit den Beteiligten und fügt ihren Fotografien kurze Texte bei, die aus Sicht dieser Menschen die Situation beschreiben.

Bettina Lockemann wurde 1971 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin studierte sie an der HGB in Leipzig. Promotion in Kunstgeschichte, Lehre an vielen unterschiedlichen Hochschulen im In- und Ausland, sechs Jahre lang war sie Professorin für Fotografie an der HBK Braunschweig. Bettina Lockemann hat eine sehr informative Website.

Ca. 24,5 cm × 16,5 cm, Klappenbroschur, 156 Seiten, Schwarzweiß und Farbe, 90 Fotografien.

 

EFEG #4 Hannah Darabi / Soleil of Persian Square

In der vierten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »Soleil of Persian Square« von Hannah Darabi. Erschienen ist dieses Buch 2021 bei den Éditions Gwinzegal in Paris. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Der Titel von Hannah Darabis Buch bezieht sich auf das Bistro »Soleil« am »Persian Square« in Los Angeles, das auf einem ihrer Fotos zu finden ist. Stadtansichten von Los Angeles mit Hinweisen auf die dortige iranische Diaspora treffen in dem Buch auf Abbildungen von Musikkassetten, Ausschnitten aus den Gelben Seiten von Los Angeles, Stills aus Musikvideos und informellen Porträts, von denen es jeweils zwei gibt.

Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran geboren. Nach einem Studium an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und an der Universität Paris VIII-Saint-Denis lebt sie heute als Künstlerin in Paris.

Einige weiterführende Hinweise: Das im Gespräch erwähnte Video der Wüstenrot-Stiftung ist hier zu finden. ● Hannah Darabi: Enghelab Street. A Revolution through Books: Iran 1979–1983, Leipzig (Spector Books) 2019. ● Das Buch von Bahman Jalali und Rana Javadi von 1979, »Days of Blood, Days of Fire«, ist 2020 als Reprint ebenfalls bei Spector Books erschienen, es enthält einen Einleger mit einem einführenden Text auch auf Englisch. Bedauerlicherweise gibt es keine Übersetzung der im Buch selbst vorkommenden Texte und Bildunterschriften. ● Inka Schube (Hg.): Bahman Jalali, Köln (König) 2011. ● Auf der Bandcamp Seite von ANYWAVE findet ihr das Tape »Soleil of Persian Square / Post California« zum streamen.

Hannah Darabi: Soleil of Persian Square, Paris (Éditions Gwinzegal) 2021. Etwa 28 cm x 22 cm, Broschur, 220 Seiten.

 

Rein theoretisch #5 Gelöschte Fotografien

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der fünften Folge ihres Podcasts REIN THEORETISCH über gelöschte Fotografien.

Mit der Zeit sammeln sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen visueller Erinnerungen.

Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein Risiko, wie Robert Capas Fotografien des D-Day in der Normandie zeigen. Jedoch sind private Handybilder als digitale Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen. Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, (die wir namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu verstärken) wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann. Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem, dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind, umso mehr gespeichert und geteilt werden.

Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil unserer Realität aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.

Rein theoretisch #4 Blickregime

Die vierte Folge befasst sich mit Blickregimen: In der Fachsprache werden Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink & Wolf anhand der Konzepte »Male Gaze« und »Colonial Gaze«. Die Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als »normal« empfinden und welche Bilder zur systematischen Diskriminierung beitragen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Hosen haben Röcke an

Besprochen von Steffen Siegel

Das letzte Bild im Buch ist das charmanteste: die Künstlerinnengruppe Erfurt als Diagramm, alle porträtieren alle, ein Tableau aus 64 Beziehungen. Entscheidender aber ist das gemeinsame Ganze. Wer Gabriele Stötzer autobiografisches Buch »Der lange Arm der Stasi« – vor einem Jahr erschienen bei Spector Books – gelesen hat, kennt die Umrisse. Denn eigentlich ist Stötzers Buch das Porträt einer weit verzweigten Gruppe oppositioneller Erfurter Künstlerinnen und Künstlern.

»Hosen haben Röcke an«, dieses Jahr beim Hatje Cantz Verlag erschienen, ist beides zugleich: eine Engführung und eine Erweiterung. Einerseits konzentriert sich der Katalog auf jene Gruppe von etwa 15 Künstlerinnen, die zwischen 1984 und 1994 unter wechselndem Namen auftraten. Andererseits reicht das Interesse hier, analog zur Entwicklung der Gruppe, über die Epochenwende von 1989/1990 hinaus. Es waren Auftritte im engen Sinn des Wortes: Performances, Filme, Fotosessions, Modenschauen, Happenings, am 4. Dezember 1989 dann die Besetzung der Erfurter Staatssicherheit – überhaupt die erste in der DDR und eine der wichtigsten wie folgenreichsten Performances jener Zeit. Das Buch ist der nachgereichte Katalog zu einer Ausstellung, die bereits vor eineinhalb Jahren in der nGBK Berlin zu sehen war, und es ist absolut lesenswert.

Gebaut haben die fünf Autorinnen – Susanne Altmann, Katalin Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt und Sonia Voss – das Buch um fünf Filme der Künstlerinnengruppe, von denen aus die Geschichten von Widerstand, Subversion, Appropriation und Parodie erzählt werden. Das geht, was die Filme selbst angeht, im Buch natürlich nur bedingt gut auf, das mehr als reiche und wohl fast immer zum ersten Mal publizierte Archivmaterial macht das indes wett.

Das von Klimaite Klimaite Berlin wunderbar gestaltete Buch schließt dieses Archiv schlaglichtartig kommentierend auf. Alle Texte finden sich im Buch durchgehend zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Wer es noch genauer wissen will, findet in einer von Christin Müller erstellten Chronologie und einer umfassenden Bibliografie weitere Informationen. Man kann aber auch einfach nach Thüringen fahren und dort im Kunsthaus Erfurt vorbeischauen. Gegründet wurde es 1990 in der Michaelisstraße 34, wo es sich nach wie vor befindet und für die lokale wie überregionale Kunst- und Kulturarbeit ein wichtiges Zentrum ist. Aus einer Initiative der Künstlerinnengruppe hervorgegangen, wird es unverändert von Monique Förster, einem ihrer Mitglieder, geleitet.  

Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss: Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt, 1984–1994 / Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists’ Group, 1984–1994, Berlin (Hatje Cantz) 2023. Broschur, 256 Seiten, 200 Abbildungen, 26,5 × 19,5 cm. ISBN: 978-3-7757-5258-9.

 

Rein theoretisch #3 Bildgedächtnis

Die dritte Folge von REIN THEORETISCH handelt vom Bildgedächtnis: Fotografien sind Teil eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Sie werden zu Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen ausschließen, überlegen Fink&Wolf unter anderem anhand der fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes »The Terror of War« von Nick Ut und der Ausstellung »A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions« von Arthur Jafa.

Anders funktionieren detaillierte Bildbeschreibungen. Der sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte Menschen mit Worten wieder und lässt sie vor unserem inneren Auge sichtbar werden, ohne sie je gesehen haben zu müssen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

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Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die

Besprochen von Steffen Siegel

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Buchkunst die von ihr in diesem Jahr ausgezeichneten »Schönsten Deutschen Bücher« bekannt gegeben. Eines ist »Statues Also Die« von Jan Mammey und Falk Messerschmidt, erschienen bei Kodoji aus Baden in der Schweiz und gestaltet von Helmut Völter. Ob sich die beiden Künstler gewundert haben, dass ihr Fotobuch in der Kategorie »Sachbuch/Ratgeber« ausgezeichnet wurde? Ebenso gut hätte es in die (bei der Preisvergabe nicht vorgesehene) Kategorie »Reiseführer« gepasst – jedenfalls in einem besonderen Sinn von Reise. Wer das Buch öffnet, wird sich in einer solchen Deutung bestätigt sehen: Im vorderen Klappcover findet sich ein Stadtplan von Paris, der sich auch als Inhaltsverzeichnis verwenden lässt.

Vor genau siebzig Jahren kam »Les statues meurent aussi« – gemeinsam von Alain Resnais, Chris Marker und Ghislain Cloquet gedreht – in die Kinos. Dass er heute ein Klassiker ist, lässt all zu schnell vergessen, dass er in Frankreich eineinhalb Jahrzehnte lang nur zensiert zu sehen war. Grund war die in ihm formulierte Kolonialismus-Kritik, und genau hieran schließen Mammey und Messerschmidt an – der übernommene Werktitel verdeutlicht es. Vor allem aber teilen sie mit dem Film die Schlüsselfrage nach der Sichtbarkeit des Kolonialismus. Sie fuhren dafür nicht in frühere französische Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, sondern durchmusterten in ganzer Breite den Stadtraum von Paris (dem Ansatz von »Berlin Postkolonial« vergleichbar). Vom Ladenschild über Denkmäler bis hin zu ganzen Institutionen, ja Stadtteilen reicht die im Fotobuch zusammengeführte Sammlung.

Vielleicht ist das angesprochene Ladenschild tatsächlich der überraschendste Ort einer solchen Präsenz. Nicht ganz zufällig wird es auf der Rückseite des Covers besonders prominent ausgestellt, allerdings im Zustand eines Kommentars. Gegeben wurde er in violetter Farbe, vermutlich als Farbbeutel an das Schild geworfen. Es gehörte zu einem Laden, bei dem nicht allein sein Name »Au n*** joyeux« (also in etwa: »Zum fröhlichen N***«) eine solche Tat herausforderte, sondern auch ein gemaltes Bild, das mit rassistischen Klischees nicht geizig war. Genau besehen erzählt das Buch eine Geschichte: Zwei Aufnahmen zeigen Zustände vom Oktober 2016 und Dezember 2018 – und in ihnen bildet sich eine Entwicklung ab. Wer heute an die Place de la Contrescarpe geht, wird weder Schild noch Beschriftung finden.

Im Ganzen kommen Mammey und Messerschmidt auf gut drei Dutzend Pariser Erinnerungsorte, die allerdings in der Mehrzahl gerade das nicht sind: ein Anlass zur Erinnerung. Die kolonialen Wurzeln sind verdeckt, werden übersehen oder proaktiv ignoriert. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet: Wer dieses nicht nur schöne, sondern auch wichtige Fotobuch auf die nächste Paris-Reise mitnimmt, wird diese oft gesehene Stadt ganz gewiss mit neuen Augen betrachten.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die, Baden CH (Kodoji Press) 2022. Mit einer Short Novel von Arno Bertina. 16,5 × 22,5 cm, 276 Seiten, 147 Farb- und Schwarz/Weiß- Abbildungen. Soft-Klappcover. ISBN 978-3-03747-108-1

 

EFEG #3 Jo Ractliffe / The Borderlands

In der dritten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »The Borderlands« von Jo Ractliffe. Erschienen ist dieses Buch 2015 bei Editorial RM. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Nachdem Ractliffe für ihre beiden vorangegangenen Arbeiten »Terreno Occupado« und »As Terras do Fim do Mundo« in Angola fotografiert hatte, führt sie ihr Thema – die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Angola und dem Befreiungskampf in Namibia sowie den Verstrickungen Südafrikas darin – in Südafrika selbst weiter, von wo aus viele Militäreinsätze ihren Anfang genommen haben. Dabei verfolgt sie, wie sie selbst sagt, die Idee einer Landschaft als (ehemals) militarisierter Zone.

Jo Ractliffe wurde 1961 in Kapstadt geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Ruth Prowse School of Art, Woodstock, und an der Michaelis School of Fine Art at the University of Cape Town (Bachelor of Fine Arts 1985, Master of Fine Arts 1988). Heute unterrichtet sie an der Witwatersrand School of Arts at Wits University, Johannesburg.

Jo Ractliffe: The Borderlands, Barcelona, Mexiko City (Editorial RM) 2015. Ca. 30 cm x 25 cm, Hardcover, keine Seitenzahlen, 4 Ausklappseiten, Bildteil 148 Seiten, Textteil 24 Seiten, 89 Fotografien.

Rein theoretisch #2 Anonymisierung

Die zweite Folge von REIN THEORETISCH widmet sich eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll. Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt. Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von Zensur?

Fink & Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial durch anonyme Porträtfotografien. REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studierenden an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Rein theoretisch #1 Zensur und Content Moderation

Fotografien für die Ohren! REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Anhand von Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Sie sprechen über Bilder, die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den Augen in den Sinn. Der Intro-Song stammt von Hossein Mousavifaraz, ebenfalls Student in unserem Research-Master.

In der ersten Folge beschäftigen sich Fink & Wolf mit den Themen Zensur und Content Moderation. In diesen Fällen sind Fotografien zwar potenziell vorhanden, aber durch bewusste Regelungen nicht mehr zu sehen. Autoritäre politische Systeme scheinen unerwünschte Abbildungen ungehemmt zu zensieren, wie das Beispiel einer Fotografie-Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy in der DDR zeigt.

Aber auch in Demokratien werden Bilder gelöscht bevor oder nachdem sie in Umlauf gebracht werden. Anhand von Content Moderation in Sozialen Medien stellt sich die Frage, ob hier auch von Zensur zu sprechen ist. Ist Zensur immer etwas Schlechtes oder ist sie heute eine Notwendigkeit zum Schutz vor traumatisierenden Bildern in digitalen Netzwerken?

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

EFEG #2 LaToya Ruby Fraziers / The Notion Of Family

Die zweite Folge von Einige Fotobücher, einige Gedanken haben Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld dem Fotobuch »The Notion of Family« der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivist LaToya Ruby Frazier gewidmet, erschienen 2016 bei Aperture in New York.

Im ersten Buch von LaToya Ruby Frazier sehen wir sie selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter sowie ihre Heimatstadt Braddock, Pennsylvania im sogenannten Rust Belt. Die Fotos sind in einem Zeitraum von über zehn Jahren entstanden. Frazier wendet unterschiedliche bildnerische Strategien an, mal mehr, mal weniger inszeniert und experimentell.

LaToya Ruby Frazier wurde 1982 in Braddock, Pennsylvania geboren. Sie studierte an der Edinboro University of Pennsylvania (Bachelor of Fine Arts, 2004), an der Syracuse University (Master of Fine Arts, 2007) und im Whitney Museum Independent Study Program (2011). Sie ist Professorin für Fotografie an der School of the Art Institute of Chicago.

Die neue Folge von EFEG ist 1 Stunde und 21 Minuten lang und steht hier jederzeit zum Abruf bereit.

EFEG #1 Germaine Krull / Paris-Biarritz

In der ersten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Germaine Krulls »La Route Paris–Biarritz« von 1931, erschienen in Paris bei den Éditions Jacques Haumont; ca. 22 cm × 15 cm, Broschur, 96 Seiten mit 87 Fotografien.

Germaine Krull fährt 1931 mit dem Auto von Paris nach Biarritz beziehungsweise noch darüber hinaus und fotografiert unterwegs sowohl Baudenkmäler, Stadtansichten und Landschaften als auch das Fahren selbst. Auch Claude Farrère begibt sich für sein Vorwort auf diese Reise...

Das einstündige Gespräch gibt es ab sofort auf dem YouTube-Kanal von EFEG.

Eric Meier: FF

Besprochen von Steffen Siegel

Es gibt Fotografien, bei denen genaues Hinsehen nicht reichen wird. »FF« von Eric Meier, erschienen bei sèche editions in Berlin, erinnert daran schon auf dem Cover. Wer den großformatigen, gut zwei Kilo schweren Band in die Hand nimmt, muss es spüren: Die Buchstaben sind so rau wie Schleifpapier. Damit ist zugleich ein Ton gesetzt. Es geht hier um eine Form der Sinnlichkeit, die die Augen ebenso viel angeht wie die Fingerkuppen.

Ein neunseitiges Intro, gesetzt in großen Lettern, wirft für »FF« stakkatohafte Lyrics hin: „Es riecht nach Money Honey, aber nicht für Dich.« Oder: »Es ist 93, 94, 95, 96, 99 Uhr. Millennium. Im Takt der Zonierung ist die Zornierung produktiv gesteigert.« Oder: »Wie schön der Schutt ist oder die Blume, die sich durch die Platte gräbt.« Und: »Die Tür ist jedoch immer einen Spalt auf. Und wenn nicht, rennen wir durch die Scheibe. Welt offen.« Direkt danach, auf Seite 13, kann man diese Scheibe sehen.

Doch folgen keine Blick ins Offene, sondern 250 Seiten voller Close-Ups, immer schwarz-weiß. Fotografien für die Fingerspitzen: die kleinen glatten Kiesel im porösen Waschbeton, der feinkörnige Rost auf dem schmalen Treppengeländer, die glatten Kachelfliesen der fensterlosen Fassaden, die scharfkantigen Schuppen der splitternden Ölfarbe, die kubistischen Formbausteine, zusammengefügt wie die Betonplatten für Hauswände und Gehsteige, zwischen ihnen ein Kleber aus Teer, der im Sonnenschein an Härte verliert und dunkel zu riechen beginnt. Spätestens hier kommt auch die Nase ins Spiel.

Es ist nicht schwer, solche materiellen Qualitäten metaphorisch aufzufassen – und gewiss ist es auch nicht falsch, gerade solche Schlüsse zu ziehen. Oft genug ist das, was Eric Meier in seinen Bildern zeigt, brüchig, marode, verfallen oder sogar mutwillig zerstört. Allerdings liegt unter dieser rauen Ikonografie eine zweite Ebene, und gerade hierfür benötigt es den fotografischen Blick. Der ist aufmerksam, intensiv, genau. Die so entstehenden Fotografien sind dabei vor allem eines: den Dingen zugewandt.

Kein einziges dieser Bilder zeigt Menschen – und doch geht es auf allen Seiten des Buches nie um etwas anderes. Eine Lebenswelt voller alter und einiger neuer Zeichen im Habitat »FF« wie Frankfurt an der Oder. Michael Schmidt eröffnete sein legendäres (gerade wieder aufgelegtes) Buch »Ein-heit« mit einem Blick ins Gelände der ostdeutschen Plattenbaugebiete, weitete dann aber sehr schnell die Perspektive. Eric Meier bleibt hier beharrlich: Seine Ortserkundung folgt geduldig den großen Formen und kleinen Zeichen, sammelt Blicke für Augen und Fingerspitzen – und verdichtet sie zu einem meisterhaft präzisen Fotobuch.

Eric Meier: FF, Berlin (sèche editions) 2021. 304 Seiten, Hardcover, 24 × 32 cm. Gestaltet von HOMI Creative Studio, mit Texten von Eric Meier, Malina Lauterbach und Clemens Vilinger. ISBN: 978-3-949495-01-4

Fototechnik-a

Besprochen von Steffen Siegel

Es gehört zu den prägenden Ideen des Diskurses zur Fotografie, dass er das Medium und den menschlichen Körper zusammendenkt. Eigentlich von Anfang an, denn immerhin hatte schon im Januar 1839 der Chemiker Biot die fotografische Platte mit einer künstlichen Netzhaut verglichen. Sehr viel später würde dafür in Toronto das schöne Wort von den »extensions of man« geprägt werden. Die englische Sprache hat allerdings auch die Eigenart, mit einer solchen Formulierung wichtige Differenzen zudecken zu können. Marshall McLuhan dachte vermutlich, als er so formulierte, an medial ermöglichte Erweiterungen des Menschen, nicht aber des Mannes. Ein gerade eben im Fotohof Salzburg erschienener Band fragt nun aber zurück: War vielleicht doch nur der Mann gemeint? Hat Fotografie (abgesehen vom grammatikalischen Femininum) traditionell ein Geschlecht? Anders formuliert: »Wie weiblich ist die Fototechnik?«

Der typografisch anspruchsvolle Titel des Buches ist programmatisch gewählt und lässt sich hier nur indirekt zitieren: »Fototechnik-a«, mit hochgestelltem a. Was die Herausgeberinnen und Autorinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast und Claudia Rohrauer auf 110 großformatigen Seiten zusammentragen, ist keine systematische Untersuchung dieses sehr weiten Feldes, sondern ein Versuch, Schlaglichter zu setzen. Nur ein Beispiel: Seit 1839 und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind Hand- und Anleitungsbücher zur fotografischen Technik und ihrer Anwendung wie Sand am Meer erschienen. Es gibt wirklich zu denken, worauf Caroline Heider aufmerksam macht: Fast stets wurden diese Bücher von einem Mann geschrieben. Dass damit ein handfester Sexismus einhergeht, zeigt die Künstlerin anhand von Illustrationen aus solchen Büchern und nicht zuletzt der noch immer überreich verlegten Foto-Magazine.

Von besonderem Wert ist in diesem Band das Zusammenspiel der verschiedenen Wissensformen: wissenschaftliche Aufsätze (ausführlich von Ulrike Matzer und Katharina Steidl) stehen neben künstlerischen Reflexionen (neben Caroline Heider sind das Lisa Rastl und Claudia Rohrauer). Zusammengehalten wird das alles auf charmante Weise durch die Stimme von Ruth Horak, die die Beiträge erläuternd anmoderiert.

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer: FOTOTECHNIK-A, Salzburg (Fotohof) 2023. 110 Seiten, broschiert, zahlreiche Farbabbildungen, 30,5 × 22 cm, ISBN: 978-3-903334-55-7.

Gloria Ruiz Melendez on the Exhibition »On Display«

»On Display«, exhibition view at Kunstmuseum Ahlen, 2022. Photo: Samuel Solazzo.

The Unattainable Border
By Gloria Ruiz Melendez

»A wormhole«, I wrote in my note app as the first impression of the double feature in the Ahlen Kunstmuseum: »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« and »On Display: Der Körper der Fotografie«. A feeling of symmetry, of a mirrored image, of a question as old as the technology of Photography: Where do the possibilities end? Is there more? Questions asked in the 19th century with a resonance in today’s contemporary Art and Photography theorization and practice world, not only in this specific set of expositions but also in others that aim to reflect on the very nature of the limits of the medium, in a time when photography has become absolutely immersive in our everyday life, integrated into our routine as something that it’s »there« and we seldom think about. Photography has become the way we see and not the other way around, a mass of data that flows with a life of its own, like a river.

In »On Display: Der Körper der Fotografie«, more than an exploration body, it’s the attempt of digging it to its bones, confronting the audience with the notion that we’re watching, confronting us with our expectations around photography in our private and public life, something mundane but also intimate. Joan Fontcuberta explains in »Photography, Crisis in History«: In Photography two facets have necessarily coexisted: (1) the image as visual information (2) the physical support of a medium, objectual dimension. In the daguerreotype, the plate embodies an image. In the archive, the information aspect prevails. In a museum, it’s the objectual aspect. On Display takes on the specific task to scratch, taking techniques and methods of the past into a contemporary while »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! with their stereographs, which have been the basis of the very contemporary world of Augmented Reality and Virtual Reality, reminds us that this urge to grasp reality in new and more encompassing ways has been a part of the very nature of Photography since it’s conception.

The rules about photography keep changing and getting looser, as nowadays we’re able to create images that don’t really exist, and Artificial Intelligence can combine, merge and interpret images in a way that sounded like science fiction only mere decades ago. The urge to adopt and reject technology, the urge to keep photography in »its body«, like a reversed exorcism, when Photography seems to start losing its materiality and becoming pure data. Photography is about control, but also about leaving room for coincidence and exploration while finding a lot of the same urges in the neighbor Exposition: »to have been there«, memories, events, the word Truth.

Where does the border lie? For Photography, it feels like the Borgean »Book of Sand«: never-ending, shapeshifting, always bringing a new page into a seemingly never-ending book.

Gloria Ruiz Melendez has been a DAAD student at Folkwang University of the Arts since 2021.