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»Vermessene Bilder« ist erschienen

Soeben ist die 172. Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift Fotogeschichte. Beiträge zu Geschichte und Ästhetik der Fotografie erschienen. Es widmet sich dem Thema »Vermessene Bilder. Von der Fotogrammetrie zur Bildforensik« und wurde von Mira Anneli Naß und Steffen Siegel herausgegeben.

Im Mittelpunkt der Beiträge stehen Praktiken der Vermessung: Sie sind mit zentralen Problemen der Fotogeschichte verbunden. Hierzu gehören nicht allein das Erfassen, Ordnen und Archivieren von Fotografien, sondern auch bildbasierte Strategien von Normierung, Kontrolle, Vermarktung und Machtausübung. Die Beiträge dieses Themenheftes interessieren sich für das Wechselverhältnis von Maß nehmen und Maß geben. In den Blick gelangen dabei wissenschaftliche und künstlerische Praktiken, nicht zuletzt aber auch solche der Amateurkultur.

Alle Beiträge teilen dieselbe Prämisse. Mit vermessenden Formen der Bildprüfung gehen immer auch theoretische Vorannahmen einher: über die Zeigekraft von Fotografien, ihre technologischen und diskursiven Grundlagen, ihre vielfältigen Kontexte und Gebrauchsweisen. Um diesen Zusammenhang besser zu verstehen, spannt das Themenheft einen historisch wie diskursiv weiten Bogen: von der Fotogrammetrie zur Bildforensik.

Autorinnen und Autoren des Heftes sind Dominik Schrey, Mira Anneli Naß (Alumna des M.A. Photography Studies and Research), Vera Knippschild, Jakob Schnetz & Rebecca Racine Ramershoven (Studentin im M.A. Photography Studies and Practice), Roland Meyer und Steffen Siegel.

Ausführlichere Informationen gibt es hier.

 

 

Was ist erschienen?

An dieser Stelle informieren wir fortlaufend über neueste Publikationen unserer Team-Mitarbeiter:innen, der Doktorand:innen sowie von Studierenden der Fachgruppe Fotografie. Ausführlichere Informationen zu unseren Monografien und Katalogen finden sich hier.

2024
● Steffen Siegel: Unmittelbar. Immediate. In: Dörte Eißfeldt: Stehen Liegen Hängen, Berlin 2024, nicht paginiert.
● Steffen Siegel: Szenen der Fotokritik. In: Fotogeschichte 44 (2024), Heft 172, S. 45–51.
● Jakob Schnetz, Rebecca Racine Ramershoven: Vermessung des Angemessenen? Ein kritischer Experimentbericht zur fotografischen Repräsentation von Hautfarbe. In: Fotogeschichte 44 (2024), Heft 172, S. 30–37.
● Vera Knippschild: Der Mensch als Maß und Ziel. Über Fotografie, Format und Skalierung. In: Fotogeschichte 44 (2024), Heft 172, S. 22–29.
● Vermessene Bilder. Von der Fotogrammetrie zur Bildforensik. Fotogeschichte 44 (2024), Heft 172, hg. von Mira Anneli Naß und Steffen Siegel.
● Steffen Siegel: Lucia Moholy’s Modern History of Photography. In: Jordan Troeller (Hg.): Lucia Moholy. Exposures, Berlin 2024, S. 122–135.
● Steffen Siegel: Burkhard Maus: L’artiste Hans-Peter Feldmann fait une manifestation à la foire Art Cologne. In: Photographica Nr. 8 (April 2024), S. 0–1. Open Access
● Jana Müller: Falscher Hase / Mock Rabbit, Berlin 2024.
● Steffen Siegel: Fotografischer Postverkehr. In: Linda Conze (Hg.): Size Matters. Größe in der Fotografie, Berlin 2024, S. 67.
● Vera Knippschild: August 6, 2011 A really big thumb tack! We grabbed what we could for size comparison (6016328604).jpg. In: Linda Conze (Hg.): Size Matters. Größe in der Fotografie, Berlin 2024, S. 63.

2023
● Steffen Siegel: Welche Spuren? Bildforensik der Fotogeschichte. In: Bildwelten des Wissens 19 (2023), S. 21–33  ☞ PDF
● Paul Werling: Does this Person Exist? KI-Generierte Porträts und ihre prekäre Existenz im Digitalen Raum. In: 21. Inquiries into Art, History, and Visual Culture 4 (2023), S. 745–781  PDF
● Steffen Siegel: A Special Kind of Paper: An Emerging Value System for Photography. In: Afterimage 50.4 (2023), S. 14–18 ☞ PDF
● Christopher Muller: easy tools, Köln 2023.
● Steffen Siegel: Nicéphore Niépce et l’idée de »réplication photographique«. In: Histoire de l’art Nr. 92 (Dezember 2023), S. 63–74.
● Stefanie Regina Dietzel: Art. Ludwig Windstosser. In: Neue Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 28. Bd., 2023, S. 237–238.
● Steffen Siegel: Erscheinungsweisen. Versuch über Adrian Sauers bildnerisches Werk. Modes of Appearance. An Essay on Adrian Sauer’s Pictorial Work. In: Adrian Sauer: Truth Table, Leipzig 2023, S. 209–213 ☞ PDF
● Steffen Siegel: Make-up. Manipulation und Postmanipulation in Sebastian Riemers Press Paintings. In: Sebastian Riemer: Press Paintings, Leipzig 2023. Zeitgleich erschienen in: Fabienne Liptay (Hg.): Postproduktion: Bildpraktiken zwischen Film und Fotografie, Marburg 2023, S. 27–42.
● Anna Chiesorin: In die Zukunft schauen. Rendern als Kulturtechnik, Berlin 2023.
● Ramona Schacht. PICTURES AS A PROMISE (p.a.a.p.); Interview mit Christiane Eisler, Stefanie Regina Dietzel und Ramona Schacht. In: Dokumentarfotografie Förderpreise 14, hg. von der Wüstenrot Stiftung, Ludwigsburg 2023, S. 49–60.
● Stefanie Regina Dietzel: Exklusive Einblicke? Das Fotoalbum als Repräsentationsmedium der Industrie der DDR. In: Kuratierte Erinnerungen. Das Fotoalbum, Tagungsband der Kommission Fotografie in der Deutsche Gesellschaft für Empirische Kulturwissenschaft, Münster 2023, S. 200–208.
● Oliver Heise: symptom. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft Nr. 29 (2023), S. 9–18 (drei Fotografien aus der Serie).
● Aslı Özçelik: Sıhhatler olsun, Leipzig 2023.
● Steffen Siegel: Der Gutachter des Fotografen. Über die Entstehungsbedingungen von Dirk Alvermanns Fotobüchern. In: Fotogeschichte 43 (2023), Heft 168, S. 21–30.
● Malte Radtki: Erinnere mich – zu meinen Bedingungen! Nachlassbewusstsein im privaten Fotoalbum. In: Rundbrief Fotografie 30.2 (2023), S. 22–36.
● Francisco Vogel: Ein Museumsbesuch. Fotografie und Exponat im Austausch. In: KWI-BLOG vom 6. März 2023.
● Stefanie R. Dietzel: Produzieren und Repräsentieren. Arbeiter*innen als Sujet und Zielgruppe der Industriefotografie. In: Stefanie Regina Dietzel, Carola Jüllig (Hg.): Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland, Berlin 2023, S. 64–75.
● Steffen Siegel: Der Platz der Arbeit, der Ort der Bilder. In: Stefanie R. Dietzel, Carola Jüllig (Hg.): Fortschritt als Versprechen: Industriefotografie im geteilten Deutschland, Berlin 2023, S. 54–63.
● Stefanie R. Dietzel, Carola Jüllig (Hg.): Fortschritt als Versprechen: Industriefotografie im geteilten Deutschland, Berlin 2023.
● Steffen Siegel: Ludwig Belitskis »15 venezianische Glasgefäße«. In: Frauke von der Haar, Lothar Schirmer (Hg.): Ulrich Pohlmann. Fotografie sammeln: Dem Leiter der Sammlung Fotografie im Münchner Stadtmuseum – Eine Festschrift, München 2023, S. 110–111.

2022
● Clara Mühle: Eine Kamera und ein Bier. »Innenansicht« aus dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR. In: Rundbrief Fotografie 29.3–4 (2022), S. 4–7.
● »Nicht Grenzen setzen, sondern ermöglichen«. Ute Eskildsen im Gespräch mit Steffen Siegel. In: Fotogeschichte 42 (2022), Heft 166, S. 12–22.
● The Work of Critique. Abigail Solomon-Godeau in Conversation with Steffen Siegel. In: Fotogeschichte 42 (2022), Heft 166, S. 5–11.
● Fotogeschichte 42 (2022), Heft 166: Schreiben über Fotografie II, hg. von Steffen Siegel und Bernd Stiegler.
● Elisabeth Neudörfl: Die Autorin als Produzentin. Eine persönliche Notiz. In: Friederike Wappler, Arno Giesinger: History Matters. Konstellation Benjamin, Leipzig 2022, S. 118–121.
● Steffen Siegel: Bausteine für eine künstlerische Theorie der Fotografie. Building Blocks for an Artistic Theory of Photography. In: Camera Austria International Nr. 160 (2022), S. 9–18.
● Judith Riemer: »Beste«, »mittlere« und »schlechte Fotos«. Kurt Schwitters als fotografierender Typograf. In: Fotogeschichte 42 (2022), Heft 165, S. 16–25.
● Samuel Solazzo: Zweite Sonne. Bilder verstrahlter Gestade. In: Rundbrief Fotografie 29.2 (2022), S. 4–7.
● Lily von Wild: Die reisende Bergemann vor 1989. In: Thomas Köhler, Katia Reich (Hg.): Sibylle Bergemann. Stadt Land Hund. Fotografien 1966–2010, Berlin 2022, S. 193–203.
● Ardelle SchneiderButterflies and Caterpillars, Dortmund 2022.
● Martina Padberg, Elke Seeger, Steffen Siegel (Hg.): On Display. Der Körper der Fotografie, Essen 2022.
● Wolfram HahnBurgbergstraße, Zürich 2022.
● Jakob Schnetz: Kacheln, Mosaike, Raster. Kalkulierte Natürlichkeit in der digitalen Farbfotografie. In: Rundbrief Fotografie 29.1 (2022), S. 7–20.
● Paul Werling: Das Aussterben anderer betrachten. Zur letzten Sichtung des Kaua’i ‘O-‘o. In: Rundbrief Fotografie 29.1 (2022), S. 4–6.
● Christina Leber (Hg.): Passagen, Frankfurt am Main 2022.
● Michael Romstöck (Red.): FOTO – TEXT – TEXT – FOTO, Essen 2022.
● Paul Werling: Verpixeltes Korn. In: Photonews 34.5 (2022), S. 31.
● Steffen Siegel: Farbfotografie und farbige Fotografie. In: Fotogeschichte 42 (2022), Heft 163, S. 9–18.
● Matthias Gründig, Elke Seeger (Hg.): A List of Distractions, Essen 2022.
● Sophia Greiff: Zwischen Fakt und Erfahrbarkeit – Erzählen an den kreativen Rändern des Fotojournalismus. In: Elke Grittmann, Felix Koltermann (Hg.): Fotojournalismus im Umbruch. Hybrid, multimedial, prekär, Köln 2022, S. 405–431.
● Steffen Siegel: »Alle anderen Bilder sind echt«. Fotografische Aprilscherze in der »Berliner Illustrirten Zeitung«. In: Zeitschrift für Ideengeschichte 16.1 (2022), S. 83–100 ☞ PDF

2021
● Matthias Gründig: Ten Dollar Faces: On Photographic Portraiture and Paper Money in the 1860s. In: History of Photography 45 (2021), S. 5–19.
● History of Photography 45.1 (2021): Circulating Photographs, hg. von Maria Antonella Pelizzari, Steffen Siegel.
● Hannes Wietschel: Der Cotopaxi im fotografischen Nebel: Hans Meyers Blick auf widerständige Fotografien. In: Tatjana Bartsch, Ralf Bockmann, Paul Pasieka, Johannes Röll (Hg.): Faktizität und Gebrauch früher Fotografie. Factuality and Utilization of Early Photography, Wiesbaden 2021, S. 139–149.
● Steffen Siegel: Was sich sehen lässt: Zur vergangenen Zukunft des Fotografischen. In: Tatjana Bartsch, Ralf Bockmann, Paul Pasieka, Johannes Röll (Hg.): Faktizität und Gebrauch früher Fotografie. Factuality and Utilization of Early Photography, Wiesbaden 2022, S. 31–45.
● Steffen Siegel: Ein Bild von einem Bild? Über fotowissenschaftliche Reproduktionsstile. In: Rundbrief Fotografie 28.4 (2021), S. 7–16  PDF
● Steffen Siegel: Nicéphore Niépce and the Industry of Photographic Replication. In: The Burlington Magazine 163 (2021), Nr. 1425, S. 1112–1119  ☞ PDF
● Fotostadt Essen, Ausgabe 2 (November 2021), hg. vom Zentrum für Fotografie in Essen.
● Hannes Wietschel: Fotografien in der geographischen Bildkritik / Photos in the Context of Geographical Image Criticism. In: Gisela Parak, Elke Bauer (Hg.): Die Empirik des Blicks. Bedeutungszuweisungen wissenschaftlicher Expeditionsfotografie / The Empirical Gaze. Interpretations of Scientific Expedition Photography, Halle an der Saale 2021, S. 52–73.
● Steffen Siegel: Bilder gebrauchen. Fotografien zwischen Kunst, Theorie und Politik / Using Pictures: Photographs Between Art, Theory and Politics. In: Stefan Gronert (Hg.): True Pictures? Zeitgenössische Fotografie aus Kanada und den USA / True Pictures? True Pictures? Contemporary Photography from Canada and the USA, Köln 2021, S. 130–136.
● Steffen Siegel: Wo anfangen? Über die vielfältigen Ursprünge der Fotografie / Where to Begin? On the Multiple Origins of Photography. In: Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie / New Truth? Small Miracles! The Early Years of Photography, Köln 2021, S. 18–31.
● Judith Riemer: Möglichkeitsraum Fotoalbum. Gestalterische Strategien von Künstler*innen in den 1920er und 1930er Jahren. In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 161, S. 64–67.
● Steffen Siegel: Die Perücke des Patriarchen. Private und öffentliche Blicke im Fotoalbum. In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 161, S. 25–34.
● Fotostadt Essen, Ausgabe 1 (September 2021), hg. vom Zentrum für Fotografie in Essen.
● Matthias Pfaller: Two Photographic Albums at the Getty and Their Relation to the Stock-Photography Market in 1860s Chile. In: Getty Research Journal Nr. 14 (2021), S. 81–102.
● Michael Ponstingl: Wien-imaginaire. Straßenfotografie im 19. Jahrhundert. In: Anton Holzer, Frauke Kreutler (Hg.): Augenblick! Straßenfotografie in Wien, Heidelberg 2021, S. 74–79.
● Steffen Siegel: Über Propagandafotografie / Propaganda Photography. In: Kristina Lemke (Hg.): Neu sehen. Die Fotografie der 20er und 30er Jahre / New Ways of Seeing. The Photography of the 1920s and 1930s, Bielefeld 2021, S. 168–187, 238–241.
● Elisabeth NeudörflOut in the Streets, Berlin (Hatje Cantz Verlag) Berlin 2021.
● Maxie Fischer, Erdmut Wizisla: »Wir müssen imaginieren«. Ein Gespräch über Bertolt Brecht, Michael Schmidt und die Arbeit mit Archivmaterialien. In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 159, S. 49–55.
● Steffen Siegel: Was ist kein Fotobuch? In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 159, S. 43–48.
● Elisabeth Neudörfl: Das Foto-Fotobuch. In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 159, S. 29–34.
● Sophia Greiff: Artefakte der Recherche. Text, Dokument und Found Footage als narrative Elemente im Fotobuch. In: Fotogeschichte 41 (2021), Heft 159, S. 21–28.
● Fotogeschichte 41 (2021), Heft 159: Weiterblättern! Neue Perspektiven der Fotobuchforschung, hg. von Anja Schürmann und Steffen Siegel.
● Matthias Pfaller: In Kontakt mit dem Medium. Die chilenische Krise im Livestream der Galería CIMA. In: Rundbrief Fotografie 28.2 (2021), S. 7–15.
● Anne Breimaier, Matthias Gründig (Hg.): Hollis Frampton: ADSVMVS ABSVMVS, in memory of Hollis William Frampton, Sr., 1913–1980, abest, Essen (Folkwang Universität der Künste) 2021.
● Steffen Siegel: Wie wird man Fotograf? Timm Rauterts Jahre an der Folkwangschule Essen. In: Timm Rautert und die Leben der Fotografie, Göttingen 2021, S. 18–24.
● Elisabeth Neudörfl: Photographer's Dilemma: »Good« Photography vs. »Good« Architecture. In: Candide. Journal for Architectural Knowledge Nr. 12 (2021), S. 173–190.
● Matthias Gründig: Das Atelier als Goldmühle. Zur Porträt-Photographie des 19. Jahrhunderts als Dispositiv. In: Eckhard Leuschner (Hg.): Der Photopionier Carl Albert Dauthendey. Zur Frühzeit der Photographie in Deutschland und Russland, Petersberg 2021, S. 39–48.
● Steffen Siegel: Der Photograph. Ursprünge eines Berufsbilds um 1840. In: Eckhard Leuschner (Hg.): Der Photopionier Carl Albert Dauthendey. Zur Frühzeit der Photographie in Deutschland und Russland, Petersberg 2021, S. 28–37.


 

»easy tools« erschienen

Frisch aus der Druckerei: »easy tools« – das neue Buch von Christopher Muller, Professor für künstlerische Fotografie. Erschienen ist es bei Snoeck in Köln und wird durch einen Text von Peter Friese begleitet. In einer breiten Auswahl bietet das Buch einen Überblick über die jüngeren Arbeiten von Christopher Muller.

Christopher Mullers wesentliches künstlerisches Interesse gilt den Stillleben. Seine jüngst ent­standenen fotografischen Collagen sowie die zusehends einen breiteren Raum einnehmenden Aquarelle thematisieren das Verhältnis der Dinge zueinander und zugleich unsere Sicht auf sie. Die Bilder verdeutlichen, dass die Betrachter:innen in ein komplexes Gewebe von Gefühlen, Vorlieben und Abneigungen ­verwickelt sind, die auch von ihren Erwar­tungen und Handlungen im Alltag bestimmt werden.

 

 

Soeben erschienen: »In die Zukunft schauen«

In die Zukunft zu schauen und sichere Prognosen zu wagen – das ist eine hohe Kunst. Immerhin so viel aber lässt sich doch sagen: Zukünftig ist es möglich, Anna Chiesorins Dissertation, mit der sie 2021 an der Folkwang Universität der Künste im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie zur Dr. phil. promoviert worden ist, als Buch zu lesen. Gerade eben ist »In die Zukunft schauen. Rendern als Kulturtechnik« im Berliner Kulturverlag Kadmos erschienen!

Ausführliche Informationen zum Buch gibt es hier. Wir gratulieren Anna Chiesorin herzlich und wünschen ihr viele aufmerksame Leserinnen und Leser!
 

Zwei neue Podcasts

Das neue Jahr beginnt mit sogleich zwei neuen Podcasts zur Fotogeschichte. Steffen Siegel, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Folkwang Universität der Künste, spricht mit Alexander Hamann von Die Motive über das Essener Studienprogramm – in Theorie wie Praxis, über die Bedeutung fotografischer Bilder in unserer eigenen Gegenwart, aber auch über ganz persönliche Vorlieben im Feld des Fotografischen. Christoph Wieland Blaas, Doktorand für Theorie und Geschichte der Fotografie, stellt in der 15. Ausgabe des DFA-Podcast seine Dissertation zu Horst H. Baumann vor und spricht dabei nicht zuletzt über seine Erfahrungen in der Archivarbeit und die Vorbereitungen einer Ausstellung, die sehr bald in Mannheim eröffnen wird.

Am besten gleich reinhören!

Die »Passagen« sind eröffnet

Ausstellung »Passagen« in der Kunststiftung DZ Bank, 2022. Foto: Silviu Guiman.

Am 31. Mai haben wir in der Kunststiftung DZ Bank in Frankfurt am Main die Ausstellung »Passagen« eröffnet. Zu sehen ist sie nun bis zum 15. Oktober dieses Jahres. Anlässlich der Eröffnung sprachen Dr. Cornelius Riese, Co-Vorstandsvorsitzender der DZ BANK AG, Dr. Christina Leber, künstlerische Leiterin der Kunststiftung DZ Bank sowie für die Folkwang Universität der Künste Clara Mühle und Max Beck, beide Studierende im M.A. Photography Studies and Research, sowie Prof. Dr. Steffen Siegel.

Die gesamt kuratorische Arbeit an dieser Ausstellung – von der Konzeption, Einrichtung bis hin nun zur Vermittlung – basierte auf einem Kooperationsseminar zwischen der Kunststiftung und der Folkwang Universität der Künste. Unterrichtet wurde es im Wintersemester 2021/2022 gemeinsam von Christina Leber und Katrin Thomschke von der Kunststiftung und von Steffen Siegel. Insgesamt 16 Master-Studierende des wissenschaftlichen Master-Studiengangs zur Theorie und Geschichte der Fotografie haben hieran teilgenommen.

Die Ausstellung stellt die Frage nach gesellschaftlichen wie persönlichen Passagen. Anhand von künstlerischen Werken, die von insgesamt dreizehn Künstlerinnen und Künstlern stammen, sollen diese Fragen auf dem Weg einer Ausstellung aufgegriffen und vertieft werden. Die ausgestellten Werke stammen von Gwenneth Boelens, Christian Boltanski, Françoise & Daniel Cartier, Raphael Hefti, Sven Johne, Timo Kahlen, Sandra Kranich, Lilly Lulay, Beatrice Minda, Richard Mosse, Manfred Paul und Stefan Schenk.

Zur Ausstellung erscheint, wie stets in der Kunststiftung, ein Katalog, der dieses Mal von allen beteiligten Studierenden Texte enthält, die in freier Form zu den Fragen und Werken der Ausstellung Bezug nehmen. Der Katalog ist auch als PDF online verfügbar. Außerdem wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten werden, das ebenfalls zu großen Teilen durch den Studierenden der Folkwang Universität getragen werden wird. Details hierzu finden sich am Ende des Katalogs.

Passagen

Gemeinsames Erarbeiten der Ausstellungshängung anhand eines Grundrisses der Ausstellungshalle, Christina Leber und Steffen Siegel mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars »Passagen« im Wintersemester 2021/2022 an der Folkwang Universität der Künste, Essen. Foto: Silviu Guiman

Am 31. Mai 2022 wird in der Kunststiftung DZ Bank in Frankfurt am Main die Ausstellung »Passagen« eröffnet, gemeinsam kuratiert von 13 Studierenden des M.A. Photography Studies and Research* und 3 Studierenden des M.A. Photography Studies and Practice** an der Folkwang Universität der Künste im Rahmen eines Seminars von Christina Leber und Steffen Siegel.

Die Ausstellung zeigt Werke von Gwenneth Boelens, Christian Boltanski, Françoise & Daniel Cartier, Raphael Hefti, Sven Johne, Timo Kahlen, Sandra Kranich, Lilly Lulay, Beatrice Minda, Richard Mosse, Manfred Paul und Stefan Schenk.

Zu sehen ist sie bis zum 15. Oktober dieses Jahres; und wie stets in der Kunststiftung wird sie von einem Katalogheft begleitet, das dieses Mal die Studierende der Folkwang Universität verfasst haben. Während der Laufzeit bieten sie außerdem thematische Führungen an.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogheft, das in der Kunstsammlung für die Besucher:innen kostenlos ausliegt und nach der Eröffnung der Ausstellung auch hier auf der Website als PDF-Download verfügbar sein wird.

* Özlem Arslan, Max Beck, Dortje Fink, Tabea Funke, Sarah Gramotke, Deborah Herber, Clara Mühle, Annekathrin Müller, Malte Radtki, Jakob Schnetz, Paul Werling, Lily Wild und Julia Wolf
** Silviu Guiman, Marie Lansing und Philipp Niemeyer

Zwei Bücher, ein Book Launch

Gerade eben sind mit FOTO – TEXT – TEXT – FOTO und A LIST OF DISTRACTIONS gleich zwei Bücher auf einmal erschienen, an denen Kommiliton:innen, Alumni und Lehrende der Fotografie der Folkwang Universität der Künste mitgewirkt haben. Wir wollen diese tolle Zusammenarbeit mit euch feiern und laden alle Interessierten herzlich zu einer doppelten Buchpräsentation ein:

Am Dienstag, den 24. Mai um 18.00 Uhr im Grundlagenraum der Fotografie 1.52!

Wir freuen uns, mit euch über die Projekte, die entstandenen Bücher und das Büchermachen ins Gespräch zu kommen!
 

On Display. Der Körper der Fotografie

Vom Februar bis zum Mai dieses Jahres lässt sich im Kunstmuseum Ahlen die Fotografie in einem reizvollen Kontrast erleben: Zu sind zeitgleich zwei Sonderausstellungen, die sich mit dem Ursprüngen und der Gegenwart der Fotografie beschäftigen. Neben der Ausstellung »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« zeigen insgesamt achtzehn Studierende der Folkwang Universität aus dem B.A. Fotografie und im M.A. Photography Studies and Practice Arbeiten, die sich mit materiellen Vielfalt des Fotografischen auseinandersetzen.

Um in Erscheinung treten zu können, benötigen Fotografien einen Körper – ein Medium. Das Erscheinen auf der rückseitig beleuchteten Glasscheibe des Smartphones ist nur eine der zahlreichen »Rahmungen« digitaler Bildlichkeit. Die eigens für die Ausstellung entwickelten Werke gehen visuell und haptisch, nicht zuletzt aber auch virtuell neue Wege. Als Objekte oder fluide Gebilde im Raum sowie durch die Wahl hybrider Werkformen rühren sie an den etablierten fotografischen Präsentationsformen. Stets zielt diese Vielfalt darauf ab, den Körper des Fotografischen zu befragen und herauszufordern. Die Anfänge der Fotografie, ihre Gegenwart und Zukunft sind so in einer gemeinsamen Präsentation miteinander verbunden.

An der Ausstellung beteiligen sich Eleonora Arnold, Kara Bukowski, Linda Hafeneger, Helen Hickl, Hendrik Hinkelmann, Anjali Janssens, Marie Laforge, Katharina Ley, Wiebke Meischner, Majid Moussavi, David Müller, Asli Özcelik, Simon Ringelhan, Damian Rosellen, Samuel Solazzo, Anna Traskalikov, Julian Weigandt und Larissa Zauser. Kurator*innen sind Dr. Martina Padberg, Kunstmuseum Ahlen, und Prof. Elke Seeger sowie Prof. Dr. Steffen Siegel von der Folkwang Universität der Künste.

Im Mai wird ein Katalog erscheinen, der neben einer umfangreichen Dokumentation aller ausgestellten Werke auch Texte enthalten wird, die von Studierenden der beiden M.A.-Programme Photography Studies and Practice und Photography Studies and Research verfasst worden sind.

Special Issue von »History of Photography« ist erschienen

»Circulating Photographs« heißt ein Themenheft, das gerade eben als ein Special Issue der wissenschaftlichen Zeitschrift History of Photography erschienen ist. Herausgegeben wurde es von Maria Antonella Pelizzari (Hunter College, The City University of New York) und Steffen Siegel. Neben einer Einleitung der beiden Herausgeber:innen enthält das Heft insgesamt sieben Beiträge, die sich den Fragen der globalen Zirkulation von fotografischen Bildern widmen und dabei vor allem die Jahre zwischen 1860 und 1940 in den Blick nehmen. Sie stammen von Matthias Gründig, Anne Strachan Cross, Édouard de Saint-Ours, Julien Faure-Conorton, Max Bonhomme, Jonathan Dentler und Kate Fogle.

Am Beginn des Heftes stand der internationale Workshop »Circulating Photographs: Materials, Practices, Institutions«, der im März 2019 gemeinsam von der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, und der Folkwang Universität der Künste ausgerichtet worden ist. Der Workshop fand in Rom statt und wurde dort von Antonella Pelizzari und Steffen Siegel gemeinsam mit Johannes Röll und Tatjana Bartsch von der Hertziana geleitet. Die einwöchige Veranstaltung richtete sich an internationale Doktorand:innen und Post-Doktorand:innen, die zu Fragen der Fotogeschichte forschen. Im kommenden Jahr soll diese Form der Kooperation zwischen der Bibliotheca Hertziana und der Folkwang Universität der Künste fortgesetzt werden. 

Die zweite Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Nach der ersten Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen«, das Anfang September erschienen ist, folgt nun das zweite Heft. Es erscheint zunächst als digitale Ausgabe und kann hier vollständig durchgeblättert werden. Außerdem wird es am 27. November der Süddeutschen Zeitung in einer Druckfassung beliegen.

Wie bereits beim ersten Heft ist diese zweite Ausgabe das Ergebnis einer gemeinschaftlichen Produktion des Zentrums für Fotografie Essen – einem Zusammschluss der Folkwang Universität der Künste, des Historischen Archivs Krupp, des Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Auch dieses Mal umfasst das Magazin 76 reich illustrierte Seiten. 

Mit Nachdruck treten die Beiträge der zweite Ausgabe dafür ein, die von der Bundesregierung angestoßene Initiative zur Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie nun zeitnah zu verwirklichen. Die konzeptuellen und planerischen Vorbereitungen sind weit fortgeschritten, auf dem UNESCO-Welterbe Campus Zeche Zollverein steht der hierfür nötige Baugrund zur Verfügung, und die direkte Nachbarschaft zu den Institutionen des Zentrums für Fotografie Essen sichert einen ebenso differenzierten wie engen professionellen Zusammenhang für diese neue Einrichtung.

In einem für die zweite Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen« geführten Exklusivinterview unterstreicht Isabel Pfeiffer-Poensgen, die Kultus- und Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, dass dieses Bundesland und hier insbesondere die Stadt Essen ein hervorragender Standort für das Bundesinstitut sein wird. »Bisher fehlt in Deutschland«, so die Ministerin, »eine zentrale Einrichtung, die der besonderen Rolle der Fotografie Rechnung trägt, sie sammelt, restauriert, erforscht, der Öffentlichkeit zugänglich macht und zukunftsfähig aufstellt. Deshalb braucht es ein Bundesinstitut für Fotografie!«

Vier Alumni der Folkwang Universität der Künste – Inga Barnick, Bahram Shabani, Killa Schütze und Michael Romstöck – haben sich dem durch einen Bauzaun gesicherten Grundstück auf Zollverein in ganz eigener Weise genähert. In großformatigen, auf halbtransparentem Mesh-Gewebe gedruckten Bildern hüllen sie das Gelände fotografisch ein und markieren auf einem etwa 350 Meter langen, immer wieder für Durchblicke unterbrochenen Fries einen Baugrund, auf dem bald schon das Bundesinstitut errichtet werden könnte.

Auf eben diesem Gelände und in der direkten Nachbarschaft hat auch der Berliner Künstler Paul Hutchinson fotografiert. Seine Bilder sind zu einem Portfolio zusammengefasst, das eigens für die zweite Ausgabe des Magazins entstanden ist und unter dem Titel »Von der Kunst, loszulassen« auf poetische Weise den Welterbe-Campus interpretiert.

Nicht zuletzt aber geben insgesamt 28 Akteurinnen und Akteure aus dem Feld des Fotografischen ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage, warum ein Bundesinstitut für Fotografie wichtig ist. Die Antworten stammen von Künstlerinnen und Künstlern wie Jürgen Klauke, Dörte Eißfeldt, Ute Mahler, Beate Gütschow, Viktoria Binschtok und Sven Johne, von Kuratorinnen und Kuratoren wie Ulrich Pohlmann, Inka Schube, Christina Leber, Stephan Erfurt, Stefan Gronert und Esther Ruelfs, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Bernd Stiegler, Katharina Sykora, Hubert Locher, Costanza Caraffa und Wolfgang Ullrich sowie von Restauratorinnen und Restauratoren wie Marjen Schmidt und Martin Jürgens. Im Ganzen fügen sich diese Auskünfte zu einem Panorama, das eindrucksvoll unterstreicht, dass es höchste Zeit ist für die Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie!

 

Nothing's gonna change my world?

Auf der Website www.raumwww.de haben Johannes Mundinger und Daniel Hahn im letzten Jahr Ausstellungen und künstlerische Veranstaltungen gesammelt, die abgesagt oder verschoben werden mussten. Ganz ohne Frage war die Ausnahmesituation der zurückliegenden Monate und bald Jahre für Künstlerinnen und Künstler ganz unterschiedlicher Sparten eine besonders schwere Zeit. Wird sich nun etwas ändern? Oder aber gilt: Nothing's gonna change my world?

Dieser Frage war im Spätsommer dieses Jahres in Berlin eine Ausstellung gewidmet, und gerade so heißt auch ein Katalog, der nun erschienen ist. Er versammelt Antworten von 230 bildenden Künstlerinnen und Künstlern – unter ihnen auch Tabea Borchardt, Sissy Schneider und Sophia Uckmann, die an der Folkwang Universität der Künste im B.A. Fotografie und im M.A. Photography Studies and Practice studiert haben.

Im Fokus von Ausstellung wie Buch stehen vier Fragen: 1. Wie sehr warst Du von den Lockdowns betroffen – und wie bist Du mit der Situation umgegangen? 2. Inwiefern hat sich daraus Deine Arbeitssituation und Arbeitsweise verändert? 3. Wie schätzt Du die Veränderungen für den Kunstbetrieb ein? 4. Welche Auswirkungen hat die Pandemie, aus Deiner Sicht, auf die Bedeutung der Kunst, für die Gesellschaft?

Der Katalog umfasst 270 Seiten, wurde von Daniel Hahn gestaltet und beim Druckhaus Sportflieger in Berlin gedruckt. Zu beziehen ist er hier.

 

Die erste Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Am 4. September ist als Beilage der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« ein 76-seitiges Magazin zur Fotostadt Essen. Publiziert wird es vom Zentrum für Fotografie Essen, einem Zusammenschluss der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Es kann hier auch digital durchgeblättert werden.

Das Magazin gibt einen Einblick in die gemeinsame Arbeit dieser vier Partnerinstitutionen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Fotografie in ihrer ganzen Vielfalt ernst zu nehmen; und nicht zuletzt zeigt es, warum es eine gute und richtige Entscheidung ist, das Bundesinstitut für Fotografie auf dem Welterbe-Campus Zollverein anzusiedeln. Sowohl eine hochrangige Expertenkommission als auch das von der Bundesregierung beauftragte Team von Partnerschaft Deutschland haben Zollverein als den besten Standort empfohlen. An der Folkwang Universität werden wir direkte Nachbarn dieser herausragenden neuen Institution sein!

Das Titelbild des Magazins stammt von David Müller, Student im B.A. Fotografie, und erinnert mit seiner Anspielung an Nicéphore Niépce an die Anfänge des Mediums vor zweihundert Jahren. Eine Luftbildaufnahme (im Heft auf der Doppelseite 6/7) von Silviu Guiman, Student im M.A. Photography Studies and Practice, weist wiederum in die Zukunft: Es zeigt jenes Baufeld auf Zollverein, auf dem das Bundesinstitut errichtet werden wird.

In insgesamt zwanzig Text- und Bildbeiträgen entfaltet diese erste Ausgabe des Magazins ein Bild von der »Fotostadt Essen«. Unter dem Titel »Bilder von morgen« gibt Elke Seeger einen Einblick in die Arbeit der Fachgruppe Fotografie und ihrer drei künstlerischen und wissenschaftlichen Studiengänge. Steffen Siegel nimmt Nicéphore Niépces und David Müllers »Blick aus dem Fenster« zum Anlass, die deutschlandweit einzigartigen Studienangebote zur wissenschaftlichen Spezialisierung in Theorie und Geschichte der Fotografie auf Master- und Promotionsebene vorzustellen.

In der Sendung »Kultur heute« des Deutschlandfunk hat Steffen Siegel am 4. September 2021 mit Jörg Biesler über die Hintergründe gesprochen und zum aktuellen Stand der Diskussion um das Bundesinstitut für Fotografie Auskunft gegeben.

Kara Bukowski: Als der Frosch das Ufer sah

Kara Bukowski: Als der Frosch das Ufer sah, 2021.

Kara Bukowski, seit 2019 Studentin im B.A. Fotografie, hat in diesem Sommer im Re:sonar Verlag aus Hannover ihr erstes Zine veröffentlicht. Entstanden ist ihre fotografische Serie »Als der Frosch das Ufer sah« während des Frühsommers 2020 im Grundlagenkurs von Gisela Bullacher.

Monatelang galt es, sich an eine neue Einheit zu gewöhnen: 1,5 Meter sollten uns schützten, aber auch voneinander trennen. Doch dann kam der Sommer, und der Frosch sah das Ufer. Wie fühlt sich Annäherung an, wenn Distanz zur Normalität geworden ist? Wie Sonne auf der Haut, Haut auf Haut und Berührungen im Freien? In ihren Bildern vermittelt Kara Bukowski den Eindruck eines scheinbar schwerelosen Sommers 2020. Sie sind ein Intermezzo im pandemischen Alltag und eine Studie der Hoffnung.

Das Zine – eine Broschur mit Fadenheftung – ist im Juni 2021 erschienen, es umfasst 48 Seiten mit 25 digitalen Fotografien. Ausführlichere Informationen gibt es hier.

»1839« erhält Auszeichnung bei den Rencontres d'Arles

Das im Pariser Verlag Macula erschienene Buch »1839. Daguerre, Talbot et la publication de la photographie«, herausgegeben von Steffen Siegel, wurde bei den 52. Rencontres de la photographie, die gegenwärtig im südfranzösischen Arles stattfinden, durch die Jury mit einer »Mention spéciale« ausgezeichnet. Wie jedes Jahr wurden die »Prix du livre« in drei verschiedenen Kategorien ausgeschrieben: »Photo-Texte«, »Livre Historique« und »Livre d’Auteur«. Für die drei Shortlists wurden 636 eingesandten Werken insgesamt 48 Bücher ausgewählt.

Gewinner in der Kategorie der historischen Bücher ist der bei Aperture in New York erschienene Band »To Make Their Own Way in the World. The Enduring Legacy of the Zealy Daguerreotypes«. Das mit dem zweiten Preris, der »Mention spéciale«, ausgezeichnete Buch von Steffen Siegel führt auf mehr als 650 Seiten die wichtigsten Text- und Bildquellen zusammen, die sich mit der Publikation der frühesten fotografischen Verfahren im Jahr 1839 verbinden. Durch einen ausführlichen Kommentar des Herausgebers werden diese Quellen für die heutige Forschung erschlossen.

Elisabeth Neudörfls Buch »Out in the Streets« ist erschienen

Bereits seit Ende April ist in der Galerie Barbara Wien in Berlin Elisabeth Neudörfls Ausstellung »Out in the Streets« zu sehen. Gerade eben wurde sie nicht allein bis zum 22. August verlängert, vielmehr ist nun auch das begleitende Fotobuch im Verlag Hatje Cantz in Berlin erschienen. Mit seinen insgesamt 136 farbige Abbildungen öffnet es den Blick auf die gesamte, im Frühjahr 2020 in Hongkong entstandene Serie. Gestaltet wurde des Buch von Nicola Reiter.

In der Verlagsankündigung heißt es zur Idee des Buches: Hongkong im Jahr 2020: Das ist medizinischer, wirtschaftlicher und vor allem auch politischer Ausnahmezustand – alles zugleich. Die Vielschichtigkeit dieser Krise lässt sich kaum in Worte fassen. Aber dafür in Bilder. Elisabeth Neudörfl hat sich auf den Weg in die lebhafte Metropole gemacht, um die Situation vor Ort fotografisch festzuhalten. Sie traf auf eine Stadt, die tief geprägt war von Protesten und ihrem Kampf um Demokratie, der Unnachgiebigkeit der Macht und dem Aufziehen der Covid-19-Pandemie. Neudörfls Bilder entstanden unter anderem auf den Demonstrationsrouten und an den Universitäten. Und überall blickt man auf eine Dystopie: geschlossene Läden, Straßen ohne Verkehr, menschenleere Metrostationen. Allein die Graffiti spiegeln die Auseinandersetzungen und die Veränderungen in der Stadt. Mit diesen Aufnahmen vermag man sich selbst ein Bild der Katastrophe zu machen.

Zum Beginn des Wintersemesters soll das Buch an der Folkwang Universität in einer öffentlichen Veranstaltung vorgestellt werden.

Hollis Frampton: ADSVMVS ABSVMVS

Gleich in doppelter Weise ist kürzlich das von Anne Breimaier und Matthias Gründig herausgegebene Buch »Hollis Frampton: ADSVMVS ABSVMVS, in memory of Hollis William Frampton, Sr., 1913–1980, abest« zum gleichnamigen Werk aus dem Jahr 1982 erschienen: physisch in der hochschuleigenen Folkwang Edition | Book und digital als frei verfügbares E-Book in der Heidelberger Publikationsinitiative Arthistoricum.net-Art-Books.

Ab jetzt kann das Buch ganz einfach über das Bestellformular des Folkwang Shops bezogen werden. Alle Einnahmen aus den Buchverkäufen dienen exklusiv der Steigerung der Auflagenzahl. Das E-Book ist unter der Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-ND 4.0) veröffentlicht und kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Die Publikation bildet den Abschluss eines Kooperationsprojektes zwischen der Freien Universität Berlin und der Folkwang Universität der Künste zum Werk des US-amerikanischen Künstlers Hollis Frampton, in dessen Rahmen im Wintersemester 2017/2018 Seminare, Exkursionen und die Ausstellung von Framptons Arbeit »ADSVMVS ABSVMVS« im UG im Folkwang, im Museum Folkwang, stattfanden. Ausführlichere Informationen zum Buch gibt es auf der Seite der Publikation.

Julius Barghop: Just Man

Julius Barghop: Just Man, 2021.

In diesem Frühjahr hat Julius Barghop mit seinem Buch »Just Man« erfolgreich sein Studium im B.A. Fotografie abgeschlossen. Das Buch im Format 24 cm × 33,5 cm und mit 130 Fotografien umfasst 264 Seiten. Produziert wurde es im Digitaldruck in einer Auflage von 15 Exemplaren.

Julius Barghop schreibt über die Idee seines Buch: Die Arbeit »Just Man« ist eine Annäherung an die neoliberale Stadt, eine Bewegung durch ihre Büro- und Bankenviertel, entlang repräsentativer Monumente von Macht und Erfolg. In dieser Stadt erstreckt sich der Raum als ständige Wiederholung der immer selben Motive. In ihr gibt es kein Entrinnen, keinen Punkt, der Halt bietet. Als einziges Gegenüber verbleibt die Oberfläche, die steinerne Mauer, die den Blick versperrt. »Just Man« ist eine Untersuchung der Bildwelt dieser modernen Stadt und stellt die Frage, was in ihr sichtbar und erfahrbar bleibt.

Timm Rautert: Fotobücher

Seit seinem Studium an der Folkwangschule in Essen-Werden, das heißt seit den späten 1960er Jahren, hat sich der Fotograf Timm Rautert intensiv mit den Zeigemöglichkeiten des Fotobuchs auseinandergesetzt. Ob in den Werkkatalogen von Franz Erhard Walther oder in Form der gesammelten, gemeinsam mit Michael Holzach erarbeiteten Reportagen, ob in den zusammen mit Otl Aicher entwickelten Bänden oder in den Ausstellungskatalogen und konzeptuellen Künstlermonografien, das Medium des Buches hat die fotografische Arbeit von Timm Rautert in den letzten fünfzig Jahren nicht allein begleitet, sondern auf intensive Weise geprägt. Auf diese Weise sind mehr als fünfzig Bücher entstanden.

Anlässlich der am Museum Folkwang ausgerichtete Retrospektive »Timm Rautert und die Leben der Fotografie« werden am 6. Mai 2021 Steffen Siegel, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie, und Jan Wenzel, Verleger von Spector Books Leipzig, über diese besondere Dimension in Timm Rauterts fotografischen Werk sprechen. Anhand ausgewählter Bücher – darunter die verschiedenen Ausgaben der »Bildanalytischen Photographie« und die Gemeinschaftsprojekte mit Aicher – sollen Rauterts ästhetische Strategien insbesondere aus dem Blickwinkel des Fotobuchs diskutiert werden.

Ausgangspunkt des Gesprächs ist dabei ein weiteres Buch, an dem Steffen Siegel und Jan Wenzel gegenwärtig arbeiten und das im Herbst dieses Jahres erscheinen wird: eine monografische Zusammenschau von Rauterts Fotobüchern. Idee und Struktur dieses Buch sollen anlässlich dieses Gesprächs erstmals öffentlich vorgestellt werden.

Das Gespräch findet statt am Donnerstag, den 6. Mai 2021 ab 19 Uhr. Die Teilnahme ist kostenfrei. Der Zugangslink zur Online-Veranstaltung wird zugesandt nach einer Anmeldung per eMail.

HfG Ulm: Ausstellungsfieber

»Gestaltung ausstellen. Die Sichtbarkeit der HfG Ulm« heißt ein auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt, das seit 2017 von der VolkswagenStiftung gefördert und gemeinsam von Martin Mäntele (HfG-Archiv Ulm), Thomas Hensel (Hochschule Pforzheim) und Steffen Siegel (Folkwang Universität der Künste Essen) geleitet wird. Im Rahmen dieses Projekts entstanden zwei Dissertationen, die Christopher Haaf und Linus Rapp im Sommer 2020 im Promotionsprogramm zur Theorie und Geschichte der Fotografie erfolgreich verteidigt haben und die in wenigen Monaten als Bücher erscheinen werden.

Bereits zuvor aber wird im HfG Archiv Ulm die Ausstellung »HfG Ulm: Ausstellungsfieber« zu sehen sein, die wichtige Ergebnisse des Forschungsprojekts öffentlich vorgestellt und Viktoria Heinrich gemeinsam mit Christopher Haaf und Linus Rapp kuratiert hat. Die Laufzeit der Ausstellung ist vom 1. Mai bis zum 19. September 2021, danach werden weitere Stationen im deutschsprachigen Raum folgen.

Erstmals wird mit dieser Ausstellung der die Geschichte der HfG Ulm prägende Zusammenhang von Design und Ausstellungen ausführlich thematisiert. Die Präsentation soll einen neuen Blick auf die Designhochschule im internationalen Kontext ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei die Ausstellungstätigkeit der HfG, die wesentlich zu ihrer weltweiten Wahrnehmung beitrug. Die zahlreichen Schul- und Auftragsausstellungen, die zwischen 1953 und 1968 von der HfG konzipiert und im In- und Ausland präsentiert wurden, finden dabei besondere Beachtung. An der HfG nutzte man neben hochschulinternen Ausstellungen aber auch Messeauftritte großer Firmen — zum Beispiel für Braun, BASF oder SONOR — als Experimentierfeld, um Ausstellungssysteme zu konstruieren und zu testen. Industriell gefertigte Messe- und Ausstellungssysteme etablierten sich in den 1960er Jahren zum Standard, die Ausstellungen der HfG tragen einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung bei.

Unveröffentlichte Quellentexte und historisches Material, darunter Ausstellungsstände, Systementwürfe sowie Fotografien, werden in der Ausstellung diese Entwurfs- und Ausstellungspraxis veranschaulichen. Ein von den Projektleitern herausgegebener und die beiden Monografien begleitender Materialband wird dabei wichtige Text- und Bildquellen erstmals überhaupt öffentlich zugänglichen machen. Begleitet sind sie von einem umfassenden Glossar, das dieses faszinierende Material aufschließen hilft.

Kritik

EFEG #9 Aglaia Konrad / Carrara

In der neunten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über »Carrara« von Aglaia Konrad. Erschienen ist das Buch 2011 bei Roma Publications in Amsterdam. Die Fotografin fragmentiert mit dem »Ausschnitt-Werkzeug« Fotokamera die Marmor-Steinbrüche von Carrara und konstruiert aus den Bildern eine ungewöhnliche Seherfahrung. Das Buch enthält außerdem einen Text von Angelika Stepken. Ca. 29 cm × 21,5 cm, 136 Seiten, 119 Schwarzweiß- und 18 Farb-Fotografien (sowie die Farbfotografie auf dem Schutzumschlag).

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren, 1990–1992 Studium der Fotografie an der Jan von Eyck Academie in Maastricht. Seit 2007 ist sie Professorin an der Sint-Lukas in Brüssel. Zahlreiche Auszeichnungen, 1997 Teilnehmerin der documenta X, 2003 Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie, 2023 Österreichischer Staatspreis für Fotografie.
 

EFEG #8 Katja Stuke / Supernatural

In der achten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über zwei Bücher von Katja Stuke: »Supernatural« von 2010 und »Supernatural 2021« aus dem titelgebenden Jahr. In diesem Projekt »Supernatural« hat Katja Stuke Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen am Fernseher beobachtet und in einem Moment großer Konzentration direkt vor ihrer sportlichen Leistung fotografiert. »Supernatural 2021« ist eine Weiterentwicklung, es ändert sich die Auswahl der Athlet:innen, der Sportarten, es ändern sich aber auch der Blick und der Umgang mit den Bildern im Heft.

Katja Stuke (*1968) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium an der FH Düsseldorf. Ausgezeichnet unter anderem mit dem LUMA Rencontres Dummy Book Award at the Rencontres d’Arles 2017 und als Lauréat Regards du Grand Paris Ateliers Medicis, Centre national des arts plastiques Paris (beides mit Oliver Sieber).

 

EFEG #7 Helga Paris / Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85

In der siebten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Helga Paris’ »Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85«. Das Buch ist zuerst 1986 erschienen und auch nicht erschienen – bevor es dann einige Jahre später in einer Neuausgabe endgültig erscheinen konnte.

Helga Paris wollte Halle an der Saale wie eine ganz fremde Stadt fotografieren. Das Buch beginnt mit Straßenansichten, es folgen Porträts, die sie hauptsächlich auf der Straße fotografiert hat. Die Ausstellung, zu der Paris dieses Buch gemacht hat, durfte 1986 nicht gezeigt werden und wurde 1990 nachgeholt.

 

EFEG #6 Deanna Templeton / What She Said

In der sechsten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« besprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl das Fotobuch »What She Said« von Deanna Templeton. Erschienen ist es 2021 bei Mack Books in London.

Deanna Templeton fotografiert weibliche Teenager und junge Frauen und stellt diese Porträts in einen Zusammenhang mit Tagebucheinträgen und Konzertflyern aus ihrer eigenen Jugend in den 1980er Jahren.

Rein theoretisch #6 Fotografierverbot

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der sechsten Folge ihres Podcasts »Rein theoretisch« über Fotografierverbote.

Was haben das Van Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam? Spoiler: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu fotografieren. 

Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen Auswirkungen könnten diese haben?

Fink & Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden sollten oder nicht.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.
 

EFEG #5 Bettina Lockemann / Southward – nach Süden

In der fünften Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über Bettina Lockemanns »Southward – nach Süden«, erschienen beim Fotohof Salzburg im Jahr 2021.

Bettina Lockemann ist 2017 in die Südstaaten der USA gereist. Dort trifft sie auf Gegenden und Städte, die einerseits mit vielen Hypotheken aus der Vergangenheit zu kämpfen haben, in denen sich aber auch viele Initiativen wie zum Beispiel das Rural Studio finden. Das gehört zur Auburn University, und seine Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Methoden zum Bau günstigen Wohnraums. Lockemann sucht viele dieser Initiativen auf, spricht mit den Beteiligten und fügt ihren Fotografien kurze Texte bei, die aus Sicht dieser Menschen die Situation beschreiben.

Bettina Lockemann wurde 1971 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin studierte sie an der HGB in Leipzig. Promotion in Kunstgeschichte, Lehre an vielen unterschiedlichen Hochschulen im In- und Ausland, sechs Jahre lang war sie Professorin für Fotografie an der HBK Braunschweig. Bettina Lockemann hat eine sehr informative Website.

Ca. 24,5 cm × 16,5 cm, Klappenbroschur, 156 Seiten, Schwarzweiß und Farbe, 90 Fotografien.

 

EFEG #4 Hannah Darabi / Soleil of Persian Square

In der vierten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »Soleil of Persian Square« von Hannah Darabi. Erschienen ist dieses Buch 2021 bei den Éditions Gwinzegal in Paris. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Der Titel von Hannah Darabis Buch bezieht sich auf das Bistro »Soleil« am »Persian Square« in Los Angeles, das auf einem ihrer Fotos zu finden ist. Stadtansichten von Los Angeles mit Hinweisen auf die dortige iranische Diaspora treffen in dem Buch auf Abbildungen von Musikkassetten, Ausschnitten aus den Gelben Seiten von Los Angeles, Stills aus Musikvideos und informellen Porträts, von denen es jeweils zwei gibt.

Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran geboren. Nach einem Studium an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und an der Universität Paris VIII-Saint-Denis lebt sie heute als Künstlerin in Paris.

Einige weiterführende Hinweise: Das im Gespräch erwähnte Video der Wüstenrot-Stiftung ist hier zu finden. ● Hannah Darabi: Enghelab Street. A Revolution through Books: Iran 1979–1983, Leipzig (Spector Books) 2019. ● Das Buch von Bahman Jalali und Rana Javadi von 1979, »Days of Blood, Days of Fire«, ist 2020 als Reprint ebenfalls bei Spector Books erschienen, es enthält einen Einleger mit einem einführenden Text auch auf Englisch. Bedauerlicherweise gibt es keine Übersetzung der im Buch selbst vorkommenden Texte und Bildunterschriften. ● Inka Schube (Hg.): Bahman Jalali, Köln (König) 2011. ● Auf der Bandcamp Seite von ANYWAVE findet ihr das Tape »Soleil of Persian Square / Post California« zum streamen.

Hannah Darabi: Soleil of Persian Square, Paris (Éditions Gwinzegal) 2021. Etwa 28 cm x 22 cm, Broschur, 220 Seiten.

 

Rein theoretisch #5 Gelöschte Fotografien

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der fünften Folge ihres Podcasts REIN THEORETISCH über gelöschte Fotografien.

Mit der Zeit sammeln sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen visueller Erinnerungen.

Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein Risiko, wie Robert Capas Fotografien des D-Day in der Normandie zeigen. Jedoch sind private Handybilder als digitale Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen. Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, (die wir namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu verstärken) wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann. Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem, dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind, umso mehr gespeichert und geteilt werden.

Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil unserer Realität aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.

Rein theoretisch #4 Blickregime

Die vierte Folge befasst sich mit Blickregimen: In der Fachsprache werden Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink & Wolf anhand der Konzepte »Male Gaze« und »Colonial Gaze«. Die Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als »normal« empfinden und welche Bilder zur systematischen Diskriminierung beitragen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Hosen haben Röcke an

Besprochen von Steffen Siegel

Das letzte Bild im Buch ist das charmanteste: die Künstlerinnengruppe Erfurt als Diagramm, alle porträtieren alle, ein Tableau aus 64 Beziehungen. Entscheidender aber ist das gemeinsame Ganze. Wer Gabriele Stötzer autobiografisches Buch »Der lange Arm der Stasi« – vor einem Jahr erschienen bei Spector Books – gelesen hat, kennt die Umrisse. Denn eigentlich ist Stötzers Buch das Porträt einer weit verzweigten Gruppe oppositioneller Erfurter Künstlerinnen und Künstlern.

»Hosen haben Röcke an«, dieses Jahr beim Hatje Cantz Verlag erschienen, ist beides zugleich: eine Engführung und eine Erweiterung. Einerseits konzentriert sich der Katalog auf jene Gruppe von etwa 15 Künstlerinnen, die zwischen 1984 und 1994 unter wechselndem Namen auftraten. Andererseits reicht das Interesse hier, analog zur Entwicklung der Gruppe, über die Epochenwende von 1989/1990 hinaus. Es waren Auftritte im engen Sinn des Wortes: Performances, Filme, Fotosessions, Modenschauen, Happenings, am 4. Dezember 1989 dann die Besetzung der Erfurter Staatssicherheit – überhaupt die erste in der DDR und eine der wichtigsten wie folgenreichsten Performances jener Zeit. Das Buch ist der nachgereichte Katalog zu einer Ausstellung, die bereits vor eineinhalb Jahren in der nGBK Berlin zu sehen war, und es ist absolut lesenswert.

Gebaut haben die fünf Autorinnen – Susanne Altmann, Katalin Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt und Sonia Voss – das Buch um fünf Filme der Künstlerinnengruppe, von denen aus die Geschichten von Widerstand, Subversion, Appropriation und Parodie erzählt werden. Das geht, was die Filme selbst angeht, im Buch natürlich nur bedingt gut auf, das mehr als reiche und wohl fast immer zum ersten Mal publizierte Archivmaterial macht das indes wett.

Das von Klimaite Klimaite Berlin wunderbar gestaltete Buch schließt dieses Archiv schlaglichtartig kommentierend auf. Alle Texte finden sich im Buch durchgehend zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Wer es noch genauer wissen will, findet in einer von Christin Müller erstellten Chronologie und einer umfassenden Bibliografie weitere Informationen. Man kann aber auch einfach nach Thüringen fahren und dort im Kunsthaus Erfurt vorbeischauen. Gegründet wurde es 1990 in der Michaelisstraße 34, wo es sich nach wie vor befindet und für die lokale wie überregionale Kunst- und Kulturarbeit ein wichtiges Zentrum ist. Aus einer Initiative der Künstlerinnengruppe hervorgegangen, wird es unverändert von Monique Förster, einem ihrer Mitglieder, geleitet.  

Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss: Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt, 1984–1994 / Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists’ Group, 1984–1994, Berlin (Hatje Cantz) 2023. Broschur, 256 Seiten, 200 Abbildungen, 26,5 × 19,5 cm. ISBN: 978-3-7757-5258-9.

 

Rein theoretisch #3 Bildgedächtnis

Die dritte Folge von REIN THEORETISCH handelt vom Bildgedächtnis: Fotografien sind Teil eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Sie werden zu Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen ausschließen, überlegen Fink&Wolf unter anderem anhand der fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes »The Terror of War« von Nick Ut und der Ausstellung »A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions« von Arthur Jafa.

Anders funktionieren detaillierte Bildbeschreibungen. Der sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte Menschen mit Worten wieder und lässt sie vor unserem inneren Auge sichtbar werden, ohne sie je gesehen haben zu müssen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

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Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die

Besprochen von Steffen Siegel

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Buchkunst die von ihr in diesem Jahr ausgezeichneten »Schönsten Deutschen Bücher« bekannt gegeben. Eines ist »Statues Also Die« von Jan Mammey und Falk Messerschmidt, erschienen bei Kodoji aus Baden in der Schweiz und gestaltet von Helmut Völter. Ob sich die beiden Künstler gewundert haben, dass ihr Fotobuch in der Kategorie »Sachbuch/Ratgeber« ausgezeichnet wurde? Ebenso gut hätte es in die (bei der Preisvergabe nicht vorgesehene) Kategorie »Reiseführer« gepasst – jedenfalls in einem besonderen Sinn von Reise. Wer das Buch öffnet, wird sich in einer solchen Deutung bestätigt sehen: Im vorderen Klappcover findet sich ein Stadtplan von Paris, der sich auch als Inhaltsverzeichnis verwenden lässt.

Vor genau siebzig Jahren kam »Les statues meurent aussi« – gemeinsam von Alain Resnais, Chris Marker und Ghislain Cloquet gedreht – in die Kinos. Dass er heute ein Klassiker ist, lässt all zu schnell vergessen, dass er in Frankreich eineinhalb Jahrzehnte lang nur zensiert zu sehen war. Grund war die in ihm formulierte Kolonialismus-Kritik, und genau hieran schließen Mammey und Messerschmidt an – der übernommene Werktitel verdeutlicht es. Vor allem aber teilen sie mit dem Film die Schlüsselfrage nach der Sichtbarkeit des Kolonialismus. Sie fuhren dafür nicht in frühere französische Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, sondern durchmusterten in ganzer Breite den Stadtraum von Paris (dem Ansatz von »Berlin Postkolonial« vergleichbar). Vom Ladenschild über Denkmäler bis hin zu ganzen Institutionen, ja Stadtteilen reicht die im Fotobuch zusammengeführte Sammlung.

Vielleicht ist das angesprochene Ladenschild tatsächlich der überraschendste Ort einer solchen Präsenz. Nicht ganz zufällig wird es auf der Rückseite des Covers besonders prominent ausgestellt, allerdings im Zustand eines Kommentars. Gegeben wurde er in violetter Farbe, vermutlich als Farbbeutel an das Schild geworfen. Es gehörte zu einem Laden, bei dem nicht allein sein Name »Au n*** joyeux« (also in etwa: »Zum fröhlichen N***«) eine solche Tat herausforderte, sondern auch ein gemaltes Bild, das mit rassistischen Klischees nicht geizig war. Genau besehen erzählt das Buch eine Geschichte: Zwei Aufnahmen zeigen Zustände vom Oktober 2016 und Dezember 2018 – und in ihnen bildet sich eine Entwicklung ab. Wer heute an die Place de la Contrescarpe geht, wird weder Schild noch Beschriftung finden.

Im Ganzen kommen Mammey und Messerschmidt auf gut drei Dutzend Pariser Erinnerungsorte, die allerdings in der Mehrzahl gerade das nicht sind: ein Anlass zur Erinnerung. Die kolonialen Wurzeln sind verdeckt, werden übersehen oder proaktiv ignoriert. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet: Wer dieses nicht nur schöne, sondern auch wichtige Fotobuch auf die nächste Paris-Reise mitnimmt, wird diese oft gesehene Stadt ganz gewiss mit neuen Augen betrachten.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die, Baden CH (Kodoji Press) 2022. Mit einer Short Novel von Arno Bertina. 16,5 × 22,5 cm, 276 Seiten, 147 Farb- und Schwarz/Weiß- Abbildungen. Soft-Klappcover. ISBN 978-3-03747-108-1

 

EFEG #3 Jo Ractliffe / The Borderlands

In der dritten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »The Borderlands« von Jo Ractliffe. Erschienen ist dieses Buch 2015 bei Editorial RM. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Nachdem Ractliffe für ihre beiden vorangegangenen Arbeiten »Terreno Occupado« und »As Terras do Fim do Mundo« in Angola fotografiert hatte, führt sie ihr Thema – die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Angola und dem Befreiungskampf in Namibia sowie den Verstrickungen Südafrikas darin – in Südafrika selbst weiter, von wo aus viele Militäreinsätze ihren Anfang genommen haben. Dabei verfolgt sie, wie sie selbst sagt, die Idee einer Landschaft als (ehemals) militarisierter Zone.

Jo Ractliffe wurde 1961 in Kapstadt geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Ruth Prowse School of Art, Woodstock, und an der Michaelis School of Fine Art at the University of Cape Town (Bachelor of Fine Arts 1985, Master of Fine Arts 1988). Heute unterrichtet sie an der Witwatersrand School of Arts at Wits University, Johannesburg.

Jo Ractliffe: The Borderlands, Barcelona, Mexiko City (Editorial RM) 2015. Ca. 30 cm x 25 cm, Hardcover, keine Seitenzahlen, 4 Ausklappseiten, Bildteil 148 Seiten, Textteil 24 Seiten, 89 Fotografien.

Rein theoretisch #2 Anonymisierung

Die zweite Folge von REIN THEORETISCH widmet sich eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll. Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt. Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von Zensur?

Fink & Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial durch anonyme Porträtfotografien. REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studierenden an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Rein theoretisch #1 Zensur und Content Moderation

Fotografien für die Ohren! REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Anhand von Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Sie sprechen über Bilder, die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den Augen in den Sinn. Der Intro-Song stammt von Hossein Mousavifaraz, ebenfalls Student in unserem Research-Master.

In der ersten Folge beschäftigen sich Fink & Wolf mit den Themen Zensur und Content Moderation. In diesen Fällen sind Fotografien zwar potenziell vorhanden, aber durch bewusste Regelungen nicht mehr zu sehen. Autoritäre politische Systeme scheinen unerwünschte Abbildungen ungehemmt zu zensieren, wie das Beispiel einer Fotografie-Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy in der DDR zeigt.

Aber auch in Demokratien werden Bilder gelöscht bevor oder nachdem sie in Umlauf gebracht werden. Anhand von Content Moderation in Sozialen Medien stellt sich die Frage, ob hier auch von Zensur zu sprechen ist. Ist Zensur immer etwas Schlechtes oder ist sie heute eine Notwendigkeit zum Schutz vor traumatisierenden Bildern in digitalen Netzwerken?

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

EFEG #2 LaToya Ruby Fraziers / The Notion Of Family

Die zweite Folge von Einige Fotobücher, einige Gedanken haben Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld dem Fotobuch »The Notion of Family« der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivist LaToya Ruby Frazier gewidmet, erschienen 2016 bei Aperture in New York.

Im ersten Buch von LaToya Ruby Frazier sehen wir sie selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter sowie ihre Heimatstadt Braddock, Pennsylvania im sogenannten Rust Belt. Die Fotos sind in einem Zeitraum von über zehn Jahren entstanden. Frazier wendet unterschiedliche bildnerische Strategien an, mal mehr, mal weniger inszeniert und experimentell.

LaToya Ruby Frazier wurde 1982 in Braddock, Pennsylvania geboren. Sie studierte an der Edinboro University of Pennsylvania (Bachelor of Fine Arts, 2004), an der Syracuse University (Master of Fine Arts, 2007) und im Whitney Museum Independent Study Program (2011). Sie ist Professorin für Fotografie an der School of the Art Institute of Chicago.

Die neue Folge von EFEG ist 1 Stunde und 21 Minuten lang und steht hier jederzeit zum Abruf bereit.

EFEG #1 Germaine Krull / Paris-Biarritz

In der ersten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Germaine Krulls »La Route Paris–Biarritz« von 1931, erschienen in Paris bei den Éditions Jacques Haumont; ca. 22 cm × 15 cm, Broschur, 96 Seiten mit 87 Fotografien.

Germaine Krull fährt 1931 mit dem Auto von Paris nach Biarritz beziehungsweise noch darüber hinaus und fotografiert unterwegs sowohl Baudenkmäler, Stadtansichten und Landschaften als auch das Fahren selbst. Auch Claude Farrère begibt sich für sein Vorwort auf diese Reise...

Das einstündige Gespräch gibt es ab sofort auf dem YouTube-Kanal von EFEG.

Eric Meier: FF

Besprochen von Steffen Siegel

Es gibt Fotografien, bei denen genaues Hinsehen nicht reichen wird. »FF« von Eric Meier, erschienen bei sèche editions in Berlin, erinnert daran schon auf dem Cover. Wer den großformatigen, gut zwei Kilo schweren Band in die Hand nimmt, muss es spüren: Die Buchstaben sind so rau wie Schleifpapier. Damit ist zugleich ein Ton gesetzt. Es geht hier um eine Form der Sinnlichkeit, die die Augen ebenso viel angeht wie die Fingerkuppen.

Ein neunseitiges Intro, gesetzt in großen Lettern, wirft für »FF« stakkatohafte Lyrics hin: „Es riecht nach Money Honey, aber nicht für Dich.« Oder: »Es ist 93, 94, 95, 96, 99 Uhr. Millennium. Im Takt der Zonierung ist die Zornierung produktiv gesteigert.« Oder: »Wie schön der Schutt ist oder die Blume, die sich durch die Platte gräbt.« Und: »Die Tür ist jedoch immer einen Spalt auf. Und wenn nicht, rennen wir durch die Scheibe. Welt offen.« Direkt danach, auf Seite 13, kann man diese Scheibe sehen.

Doch folgen keine Blick ins Offene, sondern 250 Seiten voller Close-Ups, immer schwarz-weiß. Fotografien für die Fingerspitzen: die kleinen glatten Kiesel im porösen Waschbeton, der feinkörnige Rost auf dem schmalen Treppengeländer, die glatten Kachelfliesen der fensterlosen Fassaden, die scharfkantigen Schuppen der splitternden Ölfarbe, die kubistischen Formbausteine, zusammengefügt wie die Betonplatten für Hauswände und Gehsteige, zwischen ihnen ein Kleber aus Teer, der im Sonnenschein an Härte verliert und dunkel zu riechen beginnt. Spätestens hier kommt auch die Nase ins Spiel.

Es ist nicht schwer, solche materiellen Qualitäten metaphorisch aufzufassen – und gewiss ist es auch nicht falsch, gerade solche Schlüsse zu ziehen. Oft genug ist das, was Eric Meier in seinen Bildern zeigt, brüchig, marode, verfallen oder sogar mutwillig zerstört. Allerdings liegt unter dieser rauen Ikonografie eine zweite Ebene, und gerade hierfür benötigt es den fotografischen Blick. Der ist aufmerksam, intensiv, genau. Die so entstehenden Fotografien sind dabei vor allem eines: den Dingen zugewandt.

Kein einziges dieser Bilder zeigt Menschen – und doch geht es auf allen Seiten des Buches nie um etwas anderes. Eine Lebenswelt voller alter und einiger neuer Zeichen im Habitat »FF« wie Frankfurt an der Oder. Michael Schmidt eröffnete sein legendäres (gerade wieder aufgelegtes) Buch »Ein-heit« mit einem Blick ins Gelände der ostdeutschen Plattenbaugebiete, weitete dann aber sehr schnell die Perspektive. Eric Meier bleibt hier beharrlich: Seine Ortserkundung folgt geduldig den großen Formen und kleinen Zeichen, sammelt Blicke für Augen und Fingerspitzen – und verdichtet sie zu einem meisterhaft präzisen Fotobuch.

Eric Meier: FF, Berlin (sèche editions) 2021. 304 Seiten, Hardcover, 24 × 32 cm. Gestaltet von HOMI Creative Studio, mit Texten von Eric Meier, Malina Lauterbach und Clemens Vilinger. ISBN: 978-3-949495-01-4

Fototechnik-a

Besprochen von Steffen Siegel

Es gehört zu den prägenden Ideen des Diskurses zur Fotografie, dass er das Medium und den menschlichen Körper zusammendenkt. Eigentlich von Anfang an, denn immerhin hatte schon im Januar 1839 der Chemiker Biot die fotografische Platte mit einer künstlichen Netzhaut verglichen. Sehr viel später würde dafür in Toronto das schöne Wort von den »extensions of man« geprägt werden. Die englische Sprache hat allerdings auch die Eigenart, mit einer solchen Formulierung wichtige Differenzen zudecken zu können. Marshall McLuhan dachte vermutlich, als er so formulierte, an medial ermöglichte Erweiterungen des Menschen, nicht aber des Mannes. Ein gerade eben im Fotohof Salzburg erschienener Band fragt nun aber zurück: War vielleicht doch nur der Mann gemeint? Hat Fotografie (abgesehen vom grammatikalischen Femininum) traditionell ein Geschlecht? Anders formuliert: »Wie weiblich ist die Fototechnik?«

Der typografisch anspruchsvolle Titel des Buches ist programmatisch gewählt und lässt sich hier nur indirekt zitieren: »Fototechnik-a«, mit hochgestelltem a. Was die Herausgeberinnen und Autorinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast und Claudia Rohrauer auf 110 großformatigen Seiten zusammentragen, ist keine systematische Untersuchung dieses sehr weiten Feldes, sondern ein Versuch, Schlaglichter zu setzen. Nur ein Beispiel: Seit 1839 und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind Hand- und Anleitungsbücher zur fotografischen Technik und ihrer Anwendung wie Sand am Meer erschienen. Es gibt wirklich zu denken, worauf Caroline Heider aufmerksam macht: Fast stets wurden diese Bücher von einem Mann geschrieben. Dass damit ein handfester Sexismus einhergeht, zeigt die Künstlerin anhand von Illustrationen aus solchen Büchern und nicht zuletzt der noch immer überreich verlegten Foto-Magazine.

Von besonderem Wert ist in diesem Band das Zusammenspiel der verschiedenen Wissensformen: wissenschaftliche Aufsätze (ausführlich von Ulrike Matzer und Katharina Steidl) stehen neben künstlerischen Reflexionen (neben Caroline Heider sind das Lisa Rastl und Claudia Rohrauer). Zusammengehalten wird das alles auf charmante Weise durch die Stimme von Ruth Horak, die die Beiträge erläuternd anmoderiert.

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer: FOTOTECHNIK-A, Salzburg (Fotohof) 2023. 110 Seiten, broschiert, zahlreiche Farbabbildungen, 30,5 × 22 cm, ISBN: 978-3-903334-55-7.

Gloria Ruiz Melendez on the Exhibition »On Display«

»On Display«, exhibition view at Kunstmuseum Ahlen, 2022. Photo: Samuel Solazzo.

The Unattainable Border
By Gloria Ruiz Melendez

»A wormhole«, I wrote in my note app as the first impression of the double feature in the Ahlen Kunstmuseum: »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« and »On Display: Der Körper der Fotografie«. A feeling of symmetry, of a mirrored image, of a question as old as the technology of Photography: Where do the possibilities end? Is there more? Questions asked in the 19th century with a resonance in today’s contemporary Art and Photography theorization and practice world, not only in this specific set of expositions but also in others that aim to reflect on the very nature of the limits of the medium, in a time when photography has become absolutely immersive in our everyday life, integrated into our routine as something that it’s »there« and we seldom think about. Photography has become the way we see and not the other way around, a mass of data that flows with a life of its own, like a river.

In »On Display: Der Körper der Fotografie«, more than an exploration body, it’s the attempt of digging it to its bones, confronting the audience with the notion that we’re watching, confronting us with our expectations around photography in our private and public life, something mundane but also intimate. Joan Fontcuberta explains in »Photography, Crisis in History«: In Photography two facets have necessarily coexisted: (1) the image as visual information (2) the physical support of a medium, objectual dimension. In the daguerreotype, the plate embodies an image. In the archive, the information aspect prevails. In a museum, it’s the objectual aspect. On Display takes on the specific task to scratch, taking techniques and methods of the past into a contemporary while »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! with their stereographs, which have been the basis of the very contemporary world of Augmented Reality and Virtual Reality, reminds us that this urge to grasp reality in new and more encompassing ways has been a part of the very nature of Photography since it’s conception.

The rules about photography keep changing and getting looser, as nowadays we’re able to create images that don’t really exist, and Artificial Intelligence can combine, merge and interpret images in a way that sounded like science fiction only mere decades ago. The urge to adopt and reject technology, the urge to keep photography in »its body«, like a reversed exorcism, when Photography seems to start losing its materiality and becoming pure data. Photography is about control, but also about leaving room for coincidence and exploration while finding a lot of the same urges in the neighbor Exposition: »to have been there«, memories, events, the word Truth.

Where does the border lie? For Photography, it feels like the Borgean »Book of Sand«: never-ending, shapeshifting, always bringing a new page into a seemingly never-ending book.

Gloria Ruiz Melendez has been a DAAD student at Folkwang University of the Arts since 2021.