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Das ehemalige Schalthaus 2.0 auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein, Schacht XII, wird ab dem Wintersemester 2024/2025 neu genutzt: als experimenteller Ort für Ausstellungen, Veranstaltungen und Treffen des Fachbereichs Gestaltung der Folkwang Universität der Künste. Ehemalige Fotografie-Student:innen der Folkwang Universität der Künste stellen ihre künstlerische Position in Dialog zu einer aktuellen studentischen Arbeit.

Die Präsentationen der Ergebnisse in Form von öffentlichen Ausstellungen finden erstmalig an diesem neuen Ausstellungsort auf dem Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein statt. Organisiert wird die Ausstellungsreihe von Lorenza Kaib in Zusammenarbeit mit Prof. Elke Seeger und Larissa Zauser.

Ein Schwerpunkt des Projektes liegt auf der Vernetzung: Zum einen wird das Verhältnis der Alumni zur Hochschule gestärkt und vertieft, zum anderen bekommen Studierende Einblicke in Lebenswege und Karrieren nach der Zeit an der Folkwang Universität der Künste. Darüber hinaus sind vielfältige Verknüpfungen innerhalb der kulturellen Landschaft auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein möglich.

Die Ausstellung ist Teil des Projekts BLICKFELD ZOLLVEREIN, einer Kooperation der Folkwang Universität der Künste und der Stiftung Zollverein. Ermöglicht wird das Projekt durch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der Stiftung Zollverein (GFF) und die RAG-Stiftung.

Für den Auftakt sind drei Ausstellungen geplant:


● Ruth Magers gemeinsam mit Pinkas Fritscher & Acaymo Hülsmann Benlloch
Eröffnung: 21.11.2024, 19 Uhr, Laufzeit: bis 01.12.2024, Öffnungszeiten: freitags 16 bis 18 Uhr, samstags & sonntags 14 bis 18 Uhr

Ruth Magers studierte von 2015 bis 2021 Fotografie an der Folkwang Universität der Künste insbesondere bei Christopher Muller und Elke Seeger. Seit 2020 studiert sie an de Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Peter Piller. Neben Ausstellungen in Essen zeigte sie ihre Arbeiten bereits überregional sowie international, unter anderem an der University of Portland, Oregon (2019), im Künstlerhaus Betanken, Berlin (2022) und the pool, Düsseldorf (2023). Für ihr künstlerisches Schaffen wurde Magers 2019 mit dem Marianne Ingenwerth-Exzellenzstipendium ausgezeichnet. Seit 2022 organisiert sie zusammen mit Jacob Lambert den von Künstler*innen geführten Ausstellungsraum »etta« in Düsseldorf.


● Eva Olbricht gemeinsam mit Luis Lucyga
Eröffnung: 20.12.2024, 19 Uhr, Laufzeit: bis 12.01.2025, Öffnungszeiten: freitags 16 bis 18 Uhr, samstags & sonntags 14 bis 18 Uhr, geschlossen vom 27.12.2024 bis 05.01.2025

Von 2014 bis 2019 studierte Eva Olbricht Fotografie an der Folkwang Universität der Künste. Neben fotografischen Auseinandersetzungen arbeitet Olbricht seit ihrem Abschluss auch mit Ton und schafft Keramiken, die zwischen Gebrauchsgegenstand und künstlerischem Objekt oszillieren. Olbrichts Arbeiten waren vielfach im Ruhrgebiet und Rheinland zu sehen. Darüber hinaus stellte sie ihre Arbeiten unter anderem in Leipzig (2021, 2024), Saarbrücken (2018), Wien (2017) und Freiburg im Breisgau (2019, 2018) aus.


● Joanna Kischka gemeinsam mit tbd
Eröffnung: 23.01.2025, 19 Uhr, Laufzeit: bis 02.02.2025, Öffnungszeiten: freitags 16 bis 18 Uhr, samstags & sonntags 14 bis 18 Uhr

Kischka studierte von 2009 bis 2014 Fotografie an der Folkwang Universität und der Mimar Sinai Universitesi Istanbul. Daran schloß sie von 2015 bis 2019 ein Masterstudium der Medien- und Kulturwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf an. Ihre Arbeiten haben bereits Eingang in Privatsammlungen und das Stadtmuseum Düsseldorf gefunden. Publiziert wurden sie außerdem in den Zeitschriften Photonews, Hant magazine, njuuz, Dekamired und S-Magazine. In ihrer seit 2012 bestehenden Ausstellungspraxis zeigte Kischka ihre Arbeiten vielfach in Essen und Düsseldorf, aber auch in Polen, der Türkei und weiteren Städten im Ruhrgebiet und Bergischen Land. 

 

 

 

Das Archiv Michael Schmidt kommt nach Essen

Einblick in die Berliner Räume des Archivs Michael Schmidt (mit der Fotobibliothek von Prof. Thomas Weski).

Das Archiv des Fotografen Michael Schmidt (1945–2014) wird im Herbst dieses Jahres ins Museum Folkwang umziehen. Damit wird der Nachlass eines der bedeutendsten deutschen Fotografen künftig Teil der Fotografischen Sammlung des Essener Museums sein und dort die reichen Bestände erweitern und ergänzen. Der Nachlass umfasst umfasst neben den Vintages auch sämtliche Negative, über 20.000 Kontakt-, Arbeits- und Testabzüge, Entwürfe für die einzelnen Werkgruppen, insbesondere auch Dummies für die Buchprojekte, Korrespondenz, persönliche Unterlagen und den Aktenbestand des Studios sowie Michael Schmidts private Bibliothek.

Möglich wird dieser Umzug durch eine zwischen der Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt und der Stadt Essen unterzeichnete Vereinbarung. Die Stiftung wurde 1999 gegründet und hat ihren Sitz in Hannover. Ihre Stifter waren Michael Schmidt, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V. und die Norddeutsche Landesbank Girozentrale. Weitere Mitglieder der Sparkassen-Finanzgruppe zählen zu ihren Unterstützern.

Außerdem haben die Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt und die Folkwang Universität der Künste vereinbart, dass die auf Fotografie spezialisierten Bibliotheken von Dr. Rolf Gerlach und Prof. Thomas Weski ebenfalls nach Essen kommen werden. Zusammen umfassen diese beide Bibliotheken etwa 3.500 Bücher und Zeitschriften. Sie werden öffentlich zugänglich sein und an der Folkwang Universität der Künste für Forschung und Lehre zur Verfügung stehen. Mit ihren Schwerpunkten zur künstlerischen Fotografie erweitern sie auf ideale Weise die umfassenden Bibliotheksbestände der Folkwang Universität. Auf Zollverein wächst so ein herausragend ausgestattetes Studienzentrum zur Ästhetik, Geschichte und Theorie der Fotografie.

Mit dem Umzug des Archivs Michael Schmidt kehrt einer der wichtigsten deutschen Fotografen der zurückliegenden Jahrzehnte nach Essen zurück — in eine Stadt, die vielfach mit seiner Arbeit verbunden ist. In den Jahren um 1980 war Michael Schmidt als Lehrbeauftragter für Fotografie in Essen tätig und zog mit seiner persönlichen Auffassung von der fotografischen Praxis ästhetische Linien aus, die noch weit über die Zeit seiner Lehrtätigkeit große Wirkung entfalteten.

Bereits 1981 stellte Ute Eskildsen – zwischen 1979 und 2012 Leiterin der Fotografischen Sammlung – Michael Schmidt am Museum Folkwang aus. 1984 erhielt er das Stipendium für Zeitgenössische Deutsche Fotografie der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. In den folgenden Jahrzehnten wurde sein Werk am Museum Folkwang in zahlreichen Ausstellungen präsentiert, zuletzt 2016 mit »Das rebellische Bild«, die seine Tätigkeit als in Essen tätiger Hochschullehrer würdigte.

Das Zentrum für Fotografie Essen wird künftig aktiv daran mitwirken, das reiche und unverändert aktuelle Werk von Michael Schmidt weiter zu erschließen und zu erforschen, öffentlich zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Neben Ausstellungen und Symposien wird dabei ein besonderer Schwerpunkt auf der universitären Lehre liegen. An der Folkwang Universität sind bereits jetzt Seminare für die Studierenden der fotografischen Praxis sowie von Theorie und Geschichte der Fotografie in Vorbereitung.

Kontakt zum Zentrum für Fotografie Essen
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Zentrum für Fotografie Essen

Das Zentrum für Fotografie Essen ist ein Zusammenschluss von vier Partnerinstitutionen: der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und dem Ruhr Museum.

Bereits seit Jahren arbeiten diese vier Institutionen eng zusammen. Gemeinsam spannen sie ein Netzwerk für die Fotografie. Hieraus entstanden und entstehen unter anderem Ausstellungen, Tagungen und Lehrveranstaltungen. Ebenso wichtig sind aber auch Kooperationen, die nicht unmittelbar öffentlich sichtbar werden, zum Beispiel bei Fragen der Restaurierung und Konservierung von Fotografien.

Zwei umfangreiche Magazine, herausgegeben vom Zentrum für Fotografie Essen, stellen die Fotostadt Essen vor. Dieses erste und zweite Heft lassen sich weiterhin auf der Website des Zentrums einsehen und herunterladen. Das Internationale Symposium Von unikal bis umlimitiert. Werte des Fotografischen bildete im Dezember 2021 den Auftakt für eine neue Veranstaltungsreihe. Künftig wird das Zentrum für Fotografie Essen stets im Februar eine öffentliche Tagung zur Fotografie ausrichten, beginnend 2025 mit einem Symposium über Best Practice bei der Bearbeitung fotografischer Vor- und Nachlässe.

Zentrale Aufgabe des Zentrums für Fotografie Essen ist die Förderung der Zusammenarbeit zwischen den vier Partnerinstitutionen im wissenschaftlichen, kuratorischen, pädagogischen, archivarischen und restauratorischen Bereich. Das Zentrum vertritt eine weite Auffassung von der Fotografie. Ob in künstlerischen oder angewandten, spezialisierten oder alltäglichen Kontexten entstanden, stets handelt es sich bei Fotografien um schützenswertes Kulturgut.

In seiner Arbeit wird das Zentrum einen besonderen Fokus auf jene Fotografie legen, die in einem sachlichen Zusammenhang mit Essen und der Region steht. Zugleich wird das Zentrum mit nationalen und internationalen Foto-Institutionen enge Kooperationen unterhalten und für die Förderung des Mediums insgesamt eintreten.

Die Aktivitäten des Zentrums für Fotografie Essen werden zukünftig von einem eingetragenen gemeinnützigen Verein mit Sitz auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein koordiniert. Die Gründung erfolgte am 31. Januar 2024 im Museum Folkwang. Getragen wird er von Vertreterinnen und Vertretern aus allen vier Essener Institutionen. Mitglieder des Vorstandes sind Prof. Dr. Steffen Siegel (Vorsitzender, Folkwang Universität der Künste), Manuela Fellner-Feldhaus (Historisches Archiv Krupp), Stefanie Grebe (Ruhr Museum) und Thomas Seelig (Museum Folkwang).

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Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung fördert Tagungsserie

Was vor drei Jahren seinen Auftakt erlebte, wird bis 2027 dreimal seine Fortsetzung finden: Im März 2019 veranstaltete die Bibliotheca Hertziana, das Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, gemeinsam mit der Folkwang Universität der Künste in Essen einen einwöchigen Studienkurs, der sich an Doktorand:innen richtete, die zur Theorie und Geschichte der Fotografie forschen.

Fotoforscher:innen aus insgesamt acht Ländern haben in Rom ihre Projekte zum Thema »Circulating Photographs: Materials, Practices, Institutions« vorgestellt und diskutiert. Darüber hinaus standen vier »field trips« zu renommierten Fotoarchiven und -sammlungen auf dem Programm. Die Ergebnisse dieser Tagung sind 2021 als ein Themenheft der Zeitschrift History of Photography erschienen.

Hieran wollen Johannes Röll und Tatjana Bartsch von der Fototeca der Bibliotheca Hertziana und Steffen Siegel von der Folkwang Universität anknüpfen. Mit großzügiger Förderung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung werden sie auch in den Jahren 2023, 2025 und 2027 internationale Studienkurse zur Fotogeschichte ausrichten. 2019 konnte Antonella Pelizzari vom Hunter College in New York als Kooperationspartnerin gewonnen werden, 2023 wird Elizabeth Otto von der University at Buffalo die Mitveranstalterin sein.

Der nächste Studienkurs wird sich vom 20. bis 24. März 2023 dem Thema »Archival Absences: An Incomplete History of Photography« widmen. Ausgeschrieben wird er Ende August dieses Jahres.

... keine Stadt, keine Stelle, kein Standort, der bestehen bleibt

Anlässlich des Folkwang Rundgangs 2022 laden wir herzlich dazu ein, vom 23. bis 26. Juni in der Pfarrkirche Heilig-Geist in Essen-Katernberg vorbeizuschauen. Die Kirche liegt in unmittelbarer Nähe zur Zeche Zollverein und unserem Hauptgebäude, dem Quartier Nord. Sie wurde zwischen 1955 und 1957 nach den Plänen des Architekten Gottfried Böhm erbaut und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Sie soll demnächst profaniert werden.

Präsentiert werden dort Arbeiten des zweiten Semesters B.A. Fotografie der Folkwang Universität der Künste. Alle Arbeiten sind in der Pfarrkirche und in Auseinandersetzung mit dem Raum, seiner Bedeutung und seiner Geschichte entstanden. Mit ihren Fotografien und installativen Eingriffen versuchen die Studierenden auf vielfältige Weise den Charakter und die architektonische Atmosphäre des Ortes zu visualisieren. Die räumliche Beschaffenheit wird aus ganz unterschiedlichen Beweggründen auf ihre Materialität, Farbigkeit, Konstruktion und Funktion hin untersucht. Die Kirche als Ausstellungsraum für künstlerische Arbeiten zu nutzen, fordert stets zu einer Neuinterpretation des Ortes auf. So werden alle Arbeiten mit der Absicht präsentiert, die Interaktion zwischen Bild, Ort und Raum zu mobilisieren und eine neue Sicht auf den Kirchenraum vorstellbar zu machen.

Zu sehen sind Arbeiten von Jasmin Ahmad, Julian Duprat Petrich, Maximilian Cyrill Esters, Johanna Kastner, Annika Käufer, Andreas Keddeinis, Luise Klemann, Lennart Pimpl, Konstantin Pütz, Jonas Schlütter, Jana Stormanns, Robin Thomas und Lena Zülch.

Eröffnung ist am Donnerstag, 23. Juni von 20 bis 21 Uhr. Führungen durch die Ausstellung Samstag und Sonntag von 15 bis 16 Uhr. Geöffnet Freitag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr. Ort: Pfarrkirche Heilig-Geist, Schonnebeckhöfe/Meybuschhof, 45327 Essen.

Projektbetreuung: Prof. Gisela Bullacher

re.21.lettres.a.la.photographie@gmx.de auf der Phototriennale Hamburg

Phototriennale Hamburg, wir kommen! Im Oktober konnte unsere aus Masterstudierenden und Mitarbeiter:innen bestehende Performancegruppe re.21.lettres.a.la.photographie@gmx.de im Museum Folkwang erstmals auf das pseudonyme Kunstprojekt 21.lettres.a.la.photographie@gmx.de reagieren − die Namensgebung ist offenbar so verwirrend, dass uns die Photonews in der jüngsten Ausgabe durcheinander gebracht hat. In Form einer Intervention zeigten wir das Bildermachen als harte, aber auch witzige Arbeit zwischen Aktenablage und Scanner, Office-Kopierer und Mail-Versand. An diesem Wochenende geht das Projekt im Programm Triennal Expanded der Phototriennale Hamburg in die nächste Runde. Kommt vorbei, wenn ihr in der Nähe seid und drückt uns die Daumen, dass es keinen Papierstau gibt!

Alle Informationen zum Abend und dem spannenden Programm finden sich auf der Website der Phototriennale.

Passagen

Gemeinsames Erarbeiten der Ausstellungshängung anhand eines Grundrisses der Ausstellungshalle, Christina Leber und Steffen Siegel mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars »Passagen« im Wintersemester 2021/2022 an der Folkwang Universität der Künste, Essen. Foto: Silviu Guiman

Am 31. Mai 2022 wird in der Kunststiftung DZ Bank in Frankfurt am Main die Ausstellung »Passagen« eröffnet, gemeinsam kuratiert von 13 Studierenden des M.A. Photography Studies and Research* und 3 Studierenden des M.A. Photography Studies and Practice** an der Folkwang Universität der Künste im Rahmen eines Seminars von Christina Leber und Steffen Siegel.

Die Ausstellung zeigt Werke von Gwenneth Boelens, Christian Boltanski, Françoise & Daniel Cartier, Raphael Hefti, Sven Johne, Timo Kahlen, Sandra Kranich, Lilly Lulay, Beatrice Minda, Richard Mosse, Manfred Paul und Stefan Schenk.

Zu sehen ist sie bis zum 15. Oktober dieses Jahres; und wie stets in der Kunststiftung wird sie von einem Katalogheft begleitet, das dieses Mal die Studierende der Folkwang Universität verfasst haben. Während der Laufzeit bieten sie außerdem thematische Führungen an.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogheft, das in der Kunstsammlung für die Besucher:innen kostenlos ausliegt und nach der Eröffnung der Ausstellung auch hier auf der Website als PDF-Download verfügbar sein wird.

* Özlem Arslan, Max Beck, Dortje Fink, Tabea Funke, Sarah Gramotke, Deborah Herber, Clara Mühle, Annekathrin Müller, Malte Radtki, Jakob Schnetz, Paul Werling, Lily Wild und Julia Wolf
** Silviu Guiman, Marie Lansing und Philipp Niemeyer

Dialog im Zwischenraum

»DIALOG IM ZWISCHENRAUM – im Austausch mit dem Stadtteil Katernberg«
ein Fotografie-Projekt mit Studierenden der Folkwang Universität der Künste

Eröffnung am Do., 24.3. um 18 Uhr
Ausstellungsdauer von 25.3.–9.4.2022
Öffnungszeiten von Do.–Sa. von 14–18 Uhr und nach Vereinbarung

Werkstadt PACT Zollverein
Viktoriastraße 5
45327 Essen

Ausgangspunkt für das Projekt war die Frage, wie im Format einer Ausstellung mit dem Stadtteil Katernberg kommuniziert werden kann. Das fordert natürlich dazu auf, die örtlichen Gegebenheiten mit einzubeziehen. Die Studierende haben sich dieser Herausforderung gestellt und ihr Interesse am Stadtteilleben und ihre Beziehung zum Bezirk mithilfe von Fotografie, Video, Diaprojektion, Interaktion und Installation im Außenraum visualisiert.

Über das Ausstellen hinaus versucht das Projekt verschiedene Ebenen der Kommunikation miteinander zu verknüpfen. Im Rahmen von »Kurzvorträgen“ werden die einzelnen Beiträge im Bürgerzentrum Kon-Takt nochmals vorgestellt und mit der Bevölkerung diskutiert.

Mit Arbeiten von Luisa Feier, Kathleen Kayser, Simon Ringelhan, Daniel Senzek, Maksim Stamenic, Jan Sternberg, Moritz Wondrak, Jiaying Yu, Yanru Zhang, Miriam Zieglmeier.

Alle Arbeiten sind im Rahmen des Kurses »Fotografie im Experiment« und im Austausch mit Prof. Gisela Bullacher entstanden.

Best of Cmd+c

Im vergangenen Semester beschäftigten wir uns im Bachelor-Kurs »Cmd+c« theoretisch mit dem Kopieren als Kulturtechnik und damit mit dem Zitieren, Plagiieren, Fälschen, Appropriieren, mit den Simulakren Baudrillards ebenso wie mit digitalem Sampling. Ganz praktisch endete das Seminar in einem gemeinsamen Fotokopier-Workshop, in dem kleine DIY-Zines entstanden, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine kleine Pop-up-Ausstellungswand neben dem Eingang zur Galerie 52 im zweiten Stockwerk des Quartier Nord zeigt jetzt ein Best-of der so entstandenen Hefte. Die Ausstellungswand kann jederzeit beliebig erweitert werden.

Auf theoretischer Ebene befragte das Seminar zuletzt insbesondere die Ideen von Besitz und Copyright und suchte nach alternativen, gemeinschaftlichen Formen der Teilhabe. Im Seminarraum befand sich dafür von der ersten Sitzung an ein sperriges Kopiergerät, das die Teilnehmerinnen nutzten, um Fundstücke, Fragmente, Bilder und Texte miteinander zu teilen. Über das Semester hinweg entstand so ein Fundus von mehreren hundert kopierten Blättern, die einen gemeinsamen Grundstock für die Zines bildeten. In digitaler Form kann die dadurch entstande Kopiensammlung zur freien Verwendung hier heruntergeladen werden (Größe: 700 MB).

Wer sich für die Kunst- und Mediengeschichte des Fotokopierers interessiert, dem bietet die Website des Mülheimer Museum für Fotokopie, das wir im Seminar besuchen konnten, einen ersten Einstieg. Eine eklektische Liste an Internet-Fundstücken zum Kopieren findet sich auf dem Linktree zum Seminar ebenso wie auf der Cmd+c-Youtube-Playlist.

Die zweite Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Nach der ersten Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen«, das Anfang September erschienen ist, folgt nun das zweite Heft. Es erscheint zunächst als digitale Ausgabe und kann hier vollständig durchgeblättert werden. Außerdem wird es am 27. November der Süddeutschen Zeitung in einer Druckfassung beliegen.

Wie bereits beim ersten Heft ist diese zweite Ausgabe das Ergebnis einer gemeinschaftlichen Produktion des Zentrums für Fotografie Essen – einem Zusammschluss der Folkwang Universität der Künste, des Historischen Archivs Krupp, des Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Auch dieses Mal umfasst das Magazin 76 reich illustrierte Seiten. 

Mit Nachdruck treten die Beiträge der zweite Ausgabe dafür ein, die von der Bundesregierung angestoßene Initiative zur Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie nun zeitnah zu verwirklichen. Die konzeptuellen und planerischen Vorbereitungen sind weit fortgeschritten, auf dem UNESCO-Welterbe Campus Zeche Zollverein steht der hierfür nötige Baugrund zur Verfügung, und die direkte Nachbarschaft zu den Institutionen des Zentrums für Fotografie Essen sichert einen ebenso differenzierten wie engen professionellen Zusammenhang für diese neue Einrichtung.

In einem für die zweite Ausgabe des Magazins »Fotostadt Essen« geführten Exklusivinterview unterstreicht Isabel Pfeiffer-Poensgen, die Kultus- und Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen, dass dieses Bundesland und hier insbesondere die Stadt Essen ein hervorragender Standort für das Bundesinstitut sein wird. »Bisher fehlt in Deutschland«, so die Ministerin, »eine zentrale Einrichtung, die der besonderen Rolle der Fotografie Rechnung trägt, sie sammelt, restauriert, erforscht, der Öffentlichkeit zugänglich macht und zukunftsfähig aufstellt. Deshalb braucht es ein Bundesinstitut für Fotografie!«

Vier Alumni der Folkwang Universität der Künste – Inga Barnick, Bahram Shabani, Killa Schütze und Michael Romstöck – haben sich dem durch einen Bauzaun gesicherten Grundstück auf Zollverein in ganz eigener Weise genähert. In großformatigen, auf halbtransparentem Mesh-Gewebe gedruckten Bildern hüllen sie das Gelände fotografisch ein und markieren auf einem etwa 350 Meter langen, immer wieder für Durchblicke unterbrochenen Fries einen Baugrund, auf dem bald schon das Bundesinstitut errichtet werden könnte.

Auf eben diesem Gelände und in der direkten Nachbarschaft hat auch der Berliner Künstler Paul Hutchinson fotografiert. Seine Bilder sind zu einem Portfolio zusammengefasst, das eigens für die zweite Ausgabe des Magazins entstanden ist und unter dem Titel »Von der Kunst, loszulassen« auf poetische Weise den Welterbe-Campus interpretiert.

Nicht zuletzt aber geben insgesamt 28 Akteurinnen und Akteure aus dem Feld des Fotografischen ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage, warum ein Bundesinstitut für Fotografie wichtig ist. Die Antworten stammen von Künstlerinnen und Künstlern wie Jürgen Klauke, Dörte Eißfeldt, Ute Mahler, Beate Gütschow, Viktoria Binschtok und Sven Johne, von Kuratorinnen und Kuratoren wie Ulrich Pohlmann, Inka Schube, Christina Leber, Stephan Erfurt, Stefan Gronert und Esther Ruelfs, von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wie Bernd Stiegler, Katharina Sykora, Hubert Locher, Costanza Caraffa und Wolfgang Ullrich sowie von Restauratorinnen und Restauratoren wie Marjen Schmidt und Martin Jürgens. Im Ganzen fügen sich diese Auskünfte zu einem Panorama, das eindrucksvoll unterstreicht, dass es höchste Zeit ist für die Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie!

 

Vera Knippschild wird wissenschaftliche Mitarbeiterin

Das Türschild für Raum 2.33 ist bereits installiert: Seit dem 15. November 2021 ist Vera Knippschild wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Theorie und Geschichte der Fotografie und verstärkt auf diese Weise das gesamte Team der Fachgruppe Fotografie. Sie wird künftig gemeinsam mit Matthias Gründig und Steffen Siegel die wissenschaftliche Lehre und Forschung zur Fotografie vertreten.

Nach einem Bachelor-Studium der Medienwissenschaft an der Bauhaus-Universität Weimar wechselte Vera Knippschild 2018 an die Folkwang Universität der Künste nach Essen und studierte hier im M.A. Photography Studies and Research. Unter anderem nahm sie dabei am Projekt Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980 teil, das als ein Seminar in Essen und Konstanz begann und schließlich als Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg 2019 sowie im Museum für Fotografie in Berlin im Jahr 2020 zu sehen war. Zwischen 2019 und 2021 war Vera Knippschild außerdem als kuratorische Assistentin in der Abteilung Fotografie am Kunstpalast Düsseldorf tätig.

In ihrer eigenen Forschung und Lehre wird sie künftig einen medientheoretischen Schwerpunkt setzen – nicht zuletzt mit einem Dissertationsprojekt, das »Fotografischen Formaten« gewidmet sein wird.

Die Fachgruppe Fotografie begrüßt ihre neue wissenschaftliche Mitarbeiterin sehr herzlich und freut sich auf die kommende gemeinsame Zusammenarbeit!

 

Die erste Ausgabe von »Fotostadt Essen« ist erschienen

Am 4. September ist als Beilage der »Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung« ein 76-seitiges Magazin zur Fotostadt Essen. Publiziert wird es vom Zentrum für Fotografie Essen, einem Zusammenschluss der Folkwang Universität der Künste, dem Historischen Archiv Krupp, dem Museum Folkwang und des Ruhr Museums. Es kann hier auch digital durchgeblättert werden.

Das Magazin gibt einen Einblick in die gemeinsame Arbeit dieser vier Partnerinstitutionen. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die Fotografie in ihrer ganzen Vielfalt ernst zu nehmen; und nicht zuletzt zeigt es, warum es eine gute und richtige Entscheidung ist, das Bundesinstitut für Fotografie auf dem Welterbe-Campus Zollverein anzusiedeln. Sowohl eine hochrangige Expertenkommission als auch das von der Bundesregierung beauftragte Team von Partnerschaft Deutschland haben Zollverein als den besten Standort empfohlen. An der Folkwang Universität werden wir direkte Nachbarn dieser herausragenden neuen Institution sein!

Das Titelbild des Magazins stammt von David Müller, Student im B.A. Fotografie, und erinnert mit seiner Anspielung an Nicéphore Niépce an die Anfänge des Mediums vor zweihundert Jahren. Eine Luftbildaufnahme (im Heft auf der Doppelseite 6/7) von Silviu Guiman, Student im M.A. Photography Studies and Practice, weist wiederum in die Zukunft: Es zeigt jenes Baufeld auf Zollverein, auf dem das Bundesinstitut errichtet werden wird.

In insgesamt zwanzig Text- und Bildbeiträgen entfaltet diese erste Ausgabe des Magazins ein Bild von der »Fotostadt Essen«. Unter dem Titel »Bilder von morgen« gibt Elke Seeger einen Einblick in die Arbeit der Fachgruppe Fotografie und ihrer drei künstlerischen und wissenschaftlichen Studiengänge. Steffen Siegel nimmt Nicéphore Niépces und David Müllers »Blick aus dem Fenster« zum Anlass, die deutschlandweit einzigartigen Studienangebote zur wissenschaftlichen Spezialisierung in Theorie und Geschichte der Fotografie auf Master- und Promotionsebene vorzustellen.

In der Sendung »Kultur heute« des Deutschlandfunk hat Steffen Siegel am 4. September 2021 mit Jörg Biesler über die Hintergründe gesprochen und zum aktuellen Stand der Diskussion um das Bundesinstitut für Fotografie Auskunft gegeben.

Matthias Pfaller zum Dr. phil. promoviert

Ganz ohne Frage besitzt das Territorium des chilenischen Staates einen der interessantesten geografischen Umrisse: Die Nord-Süd-Ausdehnung Chiles beträgt 4.200 Kilometer, von Westen nach Osten jedoch durchschnittlich kaum mehr als 200. Wie jedoch steht es – nun im übertragenen Sinn – mit den inneren Umrissen Chiles, und hier speziell der Fotogeschichte? Nach welchen Parametern sollte sie geschrieben werden? Mehr noch: Ist es am Beginn des 21. Jahrhunderts und in einer sich immer stärker globalisierenden Welt überhaupt zeitgemäß, die Fotogeschichte zu speziell einer Nation zu schreiben? Diese Fragen hat Matthias Pfaller, seit 2018 Doktorand im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie, in seiner Dissertation »The Paradigm of the Nation as a Provocation to the Historiography of Photography. Chile 1860–1960« aufgeworfen.
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Der Titel zeigt es bereits an: Ziel der Arbeit ist es gerade nicht, der inzwischen reichen Zahl an nationalen Fotogeschichten eine weitere, nun zu Chile, an die Seite zu stellen. Demgegenüber tritt Pfaller in seiner Dissertation einen Schritt zurück und stellt grundlegende methodologische Fragen. Anhand von vier leitenden Kategorien – Territory, Time, The Other, The Foreign – diskutiert er die Möglichkeiten, Probleme und Risiken eines solchen Paradigmas. Zur Sprache kommen hierbei nicht zuletzt die vielfältigen Probleme einer globalen Verflechtungsgeschichte.
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Betreuer und schließlich Gutachter der Dissertation waren Steffen Siegel und Andrés Mario Zervigón, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie an der Rutgers University, The State University of New Jersey, in New Brunswick. Mit Professor Zervigón betreute nicht allein ein international ausgewiesener Experte für Fotogeschichte die Arbeit, sondern auch der Autor des Buches »Photography and Germany«, das 2017 bei Reaktion Books in London erschienen ist. Am heutigen Nachmittag hat Matthias Pfaller seine Arbeit an der Folkwang Universität erfolgreich verteidigt und wurde zum Doktor der Philosophie promoviert. Er hat vor, seine auf Englisch verfasste Dissertation zeitnah in einem US-amerikanischen Verlag zu publizieren. Außerdem wird er bereits seit diesem Frühjahr im Stipendienprogramm »Museumskuratoren für Fotografie« der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung für die Dauer von zwei Jahren gefördert.
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Zunächst aber gilt: ¡Felicidades, doctor Pfaller!

Master-Studierende versteigern ihre Werke zugunsten des gemeinnützigen Vereins »förderturm«

Rebecca Racine Ramershoven: The Illusion of A.C., 2017.

Bis zur vergangenen Woche haben die Studierenden des M.A. Photography Studies and Practice ihre Werke in der Jahresausstellung Stopover im Museum Folkwang gezeigt. Nur kamen ausgewählte Arbeiten im Auktionshaus an der Ruhr unter den Hammer. Im Rahmen einer Charity-Aktion wollten insgedamt elf Studierende helfen, das Anliegen von »förderturm – Ideen für Essener Kinder e.V.« zu unterstützen. Der gemeinnützige Verein wurde im Jahr 2001 mit dem Ziel gegründet, Essener Kinder und Jugendliche  mit sozial schwachem Hintergrund zu unterstützen und zu fördern.

An der Initiative beteiligten sich Lea Bräuer, Florian Fäth, Silviu Guiman, Amy Haghebaert, Xiaole Ju, Elena Kruglova, Rebecca Racine Ramershoven, Rosa Lisa Rosenberg, Samuel Solazzo, Anne-Christin Stroje und Julia Tillmann. Insgesamt wurden bei der Versteigerung am 1. Juli 2021 5.790 Euro erlöst. Es wurde kein Aufgeld berechnet. Abzüglich der Produktionskosten kommt die Hälfte des Erlöses dem »förderturm« zugute.

Anna Chiesorin zum Dr. phil. promoviert

Für diese Nachricht muss man nicht in die Zukunft schauen: Heute Mittag wurde Anna Chiesorin, seit 2017 Doktorandin im Fach Theorie und Geschichte der Fotografie, zur Doktorin der Philosophie (Dr. phil.) promoviert. In ihrer Dissertation »In die Zukunft schauen. Das Rendern in der architektonischen Praxis und sein Kommunikationspotenzial« hatte sie sich mit einem auf bemerkenswerte Weise allgegenwärtigen, aber nur wenig erforschten Phänomen auseinandergesetzt: dem Rendering. Bereits in der architektonischen Entwurfspraxis spielt es eine herausragende Rolle, erst recht aber dann, wenn diese Entwürfe für einen Wettbewerb eingereicht und gegenüber der Öffentlichkeit vertreten werden sollen. Ein öffentliches Bauvorhaben ohne begleitende Renderings, so betonte Anne Chiesorin heute in ihrer Disputation, ist eigentlich nicht mehr vorstellbar.
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Um die Bedeutung dieser computergestützten Visualisierungspraxis und die Rolle einer hiermit verbundenen fotorealistischen Ästhetik genauer in den Blick nehmen zu können, wählte Anna Chiesorin drei Bauvorhaben der jüngeren Zeit, die in der Arbeit exemplarisch diskutiert wurden: das Museum für Bayerische Geschichte in Regensburg, das NS-Dokumentationszentrum in München (diese beiden Häuser wurden bereits eröffnet) sowie das Archiv am Eifelwall in Köln, dessen Eröffnung für den Herbst dieses Jahres geplant ist. Betreuer und schließlich Gutachter der Dissertation waren Steffen Siegel und Markus Rautzenberg. Nach der abgeschlossenen Prüfung hat Anna Chiesorin vor, ihr Manuskript als Buch zu veröffentlichen.
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Zunächst aber gilt: Tanti auguri, Dottoressa Chiesorin!

HfG Ulm: Ausstellungsfieber

»Gestaltung ausstellen. Die Sichtbarkeit der HfG Ulm« heißt ein auf vier Jahre angelegtes Forschungsprojekt, das seit 2017 von der VolkswagenStiftung gefördert und gemeinsam von Martin Mäntele (HfG-Archiv Ulm), Thomas Hensel (Hochschule Pforzheim) und Steffen Siegel (Folkwang Universität der Künste Essen) geleitet wird. Im Rahmen dieses Projekts entstanden zwei Dissertationen, die Christopher Haaf und Linus Rapp im Sommer 2020 im Promotionsprogramm zur Theorie und Geschichte der Fotografie erfolgreich verteidigt haben und die in wenigen Monaten als Bücher erscheinen werden.

Bereits zuvor aber wird im HfG Archiv Ulm die Ausstellung »HfG Ulm: Ausstellungsfieber« zu sehen sein, die wichtige Ergebnisse des Forschungsprojekts öffentlich vorgestellt und Viktoria Heinrich gemeinsam mit Christopher Haaf und Linus Rapp kuratiert hat. Die Laufzeit der Ausstellung ist vom 1. Mai bis zum 19. September 2021, danach werden weitere Stationen im deutschsprachigen Raum folgen.

Erstmals wird mit dieser Ausstellung der die Geschichte der HfG Ulm prägende Zusammenhang von Design und Ausstellungen ausführlich thematisiert. Die Präsentation soll einen neuen Blick auf die Designhochschule im internationalen Kontext ermöglichen. Im Mittelpunkt steht dabei die Ausstellungstätigkeit der HfG, die wesentlich zu ihrer weltweiten Wahrnehmung beitrug. Die zahlreichen Schul- und Auftragsausstellungen, die zwischen 1953 und 1968 von der HfG konzipiert und im In- und Ausland präsentiert wurden, finden dabei besondere Beachtung. An der HfG nutzte man neben hochschulinternen Ausstellungen aber auch Messeauftritte großer Firmen — zum Beispiel für Braun, BASF oder SONOR — als Experimentierfeld, um Ausstellungssysteme zu konstruieren und zu testen. Industriell gefertigte Messe- und Ausstellungssysteme etablierten sich in den 1960er Jahren zum Standard, die Ausstellungen der HfG tragen einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung bei.

Unveröffentlichte Quellentexte und historisches Material, darunter Ausstellungsstände, Systementwürfe sowie Fotografien, werden in der Ausstellung diese Entwurfs- und Ausstellungspraxis veranschaulichen. Ein von den Projektleitern herausgegebener und die beiden Monografien begleitender Materialband wird dabei wichtige Text- und Bildquellen erstmals überhaupt öffentlich zugänglichen machen. Begleitet sind sie von einem umfassenden Glossar, das dieses faszinierende Material aufschließen hilft.

In the evening

Carolin Albers: Alphörner im Becken, 2020.

35 Fotostudierende aus ganz Deutschland – darunter auch Charlotte ChapiusHenk Aaron SzantoMoayad Balo und Nick Jaussi von der Folkwang Universität der Künste – zeigen derzeit, über das Essener Stadtzentrum verteilt, ihre Arbeiten. Die Pandemie zieht neue Formen des Ausstellers nach sich. Da derzeit fast alle Läden und Cafés geschlossen bleiben müssen, nutzen die Fotografinnen und Fotografen die leeren Schaufenster und zeigen so, dass die Stadt dennoch lebt. Gegenwärtig ist kulturelle Erfahrung fast vollständig auf den digitalen Raum beschränkt. Mit dem gemeinsamen Projekt »In the evening« soll sie aber in den öffentlichen Raum getragen werden – eine Begegnung mit fotografischer Kunst soll auch in Zeiten der Pandemie möglich sein!

Organisiert wurde das Projekt von Studierenden der Folkwang Universität in Zusammenarbeit mit dem Fotobus. Zum Ausdruck gebracht werden soll die andauernde Erfahrung einer kollektiven Isolation. Daher wurden die Schaufenster von zwei Cafés sowie zwei Ladengeschäften in bunte und vielfältige Ausstellungsräume verwandelt. Im Einzelne sind dies das Landschaftsplanungsbüro in der Rellinghauser Straße 114, das TFC Airlebnis Reisebüro am Rüttenscheider Platz 12, das Café Click in der Beethovenstraße 1 und das Café LIVRES in der Moltkestraße 2a. Zur Orientierung findet sich hier eine Karte. Laufen wird das Projekt so lange, bis die Cafés und Läden wieder öffnen dürfen.

Maya Graef hat am 25. Februar für die WDR Lokalzeit von diesem Projekt berichtet, am 2. März Radio Essen und am 4. März die WAZ.

KORRELATIONEN II erschienen

Philipp Niemeyer, Samuel Solazzo, Jakob Treß und Jannis Uffrecht: KORRELATIONEN II, 2020. Foto: Samuel Solazzo.

108 Seiten mit 104 fotografischen Arbeiten – und ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2020 in Bronze – das ist KORRELATIONEN II, ein soeben erschienenes Gemeinschaftsprojekt von vier Fotografen aus Weimar und Essen.

Das Projekt KORRELATIONEN entstand 2018 in Weimar als ein selbst publiziertes Zine der vier Fotografen und Freunde Philipp Niemeyer, Samuel Solazzo – inzwischen Student an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Practice –, Jakob Treß und Jannis Uffrecht. Im Umfang von 34 schwarz-weiß Fotografien wurde innerhalb von wechselseitigen Dialogen die Beziehung der vier Autoren zueinander hinterfragt und darüber hinaus ein Spannungsfeld innerhalb der gesamten Publikation erzeugt. Kritisch, dennoch respektvoll, wurde im Entstehungsprozess über die Wirkung einzelner Bilder oder Bildpaare diskutiert, um so ein besseres Verständnis für die unterschiedlichen Positionen zu erlangen und schlussendlich eine in sich stimmige Auswahl zu treffen. Aus der Ambivalenz von Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen, als auch Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten, erwuchs eine kollektive Sprache.

Inzwischen ist der Nachfolger KORRELATIONEN II erschienen. Nach dem monochromen Erstling bekennen die vier Fotografen nun Farbe; und zugleich wurden Umfang, Inhalt und Auflage erhöht. Das Magazin soll an die Grundgedanken der ersten Ausgabe anknüpfen, zugleich aber keine reine Fortführung des ersten Projekts darstellen. In mitten von Krise, Lockdown und räumlicher Trennung verdichtete sich eine Arbeit, in deren Mittelpunkt zwar noch immer das Miteinander steht, sich indes jedoch von den seitenfüllenden Gegenüberstellungen des Vorgängers entfernt, um innerhalb eines verspielteren Layouts eine erkennbare Entwicklung und ein Narrativ aufzuspannen. Begleitet und eingefasst wird es durch einen Textbeitrag von Grenadine Rübler.

Das selbst publizierte Fotomagazin im Format 23 × 33 cm wurde von Leon Lukas Plum gestaltet und gesetzt, ist im Offset-Verfahren gedruckt und umfasst 108 Seiten mit insgesamt 104 fotografischen Abbildungen und erschien in einer limitierten Auflage von 500 nummerierten Exemplaren. ISBN: 978-3-00-066425-0.

Stopover 20 21 – der Katalog

STOPOVER, 2020. Broschüre, 12 × 27 cm, 60 Seiten, Auflage von 500 Exemplaren. Gestaltung: Mathias Fleck. Foto: Samuel Solazzo

Sobald die Museen wieder öffnen dürfen, wird auch »Stopover 20 21« im Museum Folkwang endlich zu sehen sein. Endlich – denn die Ausstellung ist bereits bereit Anfang Dezember 2020 fix und fertig installiert! Immerhin aber bietet der Katalog eine kleine Preview auf die aktuellen Arbeiten der Studierenden im M.A. Photography Studies and Practice. Begleitet werden diese Bilder von Texten, die von den Studierenden im M.A. Photography Studies and Research als ganz persönliche Briefe an die Kunstwerke geschrieben worden sind. In den kommenden Wochen werden wir sie in der Rubrik Kritik auf dieser Website nach und nach veröffentlichen. Wer den ganzen Katalog sofort in den Händen halten will, kann bei Dorothea Frink ein Exemplar bestellen.

Die besonderen Bedingungen, unter denen diese aktuelle Ausgabe unserer jährlichen Ausstellung im Museum Folkwang entstanden ist, betont auch Judith Böttger in ihrer Einleitung zum Katalog:

Wenn im allgemeinen Sprachgebrauch von einem »Stopover« die Rede ist, dann handelt es sich um einen Zwischenhalt, dessen Dauer nicht bereits qua Definition festgelegt ist. Er kann geplant sein oder überraschend kommen, kann zum sich Sammeln oder sich Verlieren führen, schnell vorübergehen oder sich in die Länge ziehen. Bereits zum sechsten Mal in Folge ermöglicht die Stopover-Ausstellung im Untergeschoss des Museum Folkwang für Studierende des Masterstudiengangs »Photography Studies and Practice« der Folkwang Universität der Künste die Erprobung des Umgangs mit dem musealen Raum. Sie stellt nicht die Endstation eines künstlerischen Werkprozesses, sondern eben jenen Zwischenhalt dar. Die gezeigten Arbeiten und künstlerischen Positionen sind noch am Entstehen und Reifen, das Prozesshafte der Fotografie und des fotografischen Werdegangs werden offengelegt und betont.

2020 ist wohl das Jahr der ungeplanten und langen Zwischenhalte. Dass das gesellschaftliche Leben, die globale Wirtschaft, und besonders die Kunst- und Kulturszene in eine ausführliche Atempause gezwungen werden, hätte im letzten Jahr wohl noch niemand erwartet. Diese Pause künstlerisch produktiv zu machen, nach neuen Wegen zu suchen, mit der Welt in Kontakt zu treten, stellte sich als eine der großen Herausforderungen in der Vorbereitung der diesjährigen Ausstellung heraus. Sie schreibt sich unwiderruflich in die gezeigten fotografischen Arbeiten ein: Der Zugang zu geplanten Bildmotiven, zu Materialien und fotografischen Werkstätten war und ist eingeschränkt, das einzuholende Feedback meist nur medial vermittelt möglich. Die Frage danach, was »Kontakt« bedeutet, ist aus fotografischen Arbeitsprozessen 2020 nicht mehr wegzudenken.

So versteht sich die aktuelle Ausstellung als ein Ort des versuchten Gesprächs, der Kontaktaufnahme, zwischen KünstlerInnen und einer sich verändernden Welt, zwischen verschiedenen Bildformen, zwischen Fotografien und dem Raum, sowie zwischen BesucherInnen und Ausstellenden. Dies geschieht in dem Wissen um die Fragilität jeder Begegnung. Das Gespräch wird in diesem Katalog weitergeführt. Der Kunsthistoriker W.J.T. Mitchell postuliert  in »What do Pictures want?« (2005) eine gewisse Handlungsfähigkeit von Bildern. Sie können uns affizieren, zu uns sprechen. Diesem Gedanken folgend nehmen Studierende des Studiengangs »Photography Studies and Research« in Form von kurzen Briefen persönlichen Kontakt mit den Fotografien ihrer KommilitonInnen auf. Sie geben Einblick in das Moment der Bildbegegnung, in das Verweilen vor und mit den Bildern. Dabei werden nicht die KünstlerInnen, sondern die Fotografien selbst als Gegenüber adressiert. So spiegeln Sehen und Affekt, Text und Bild, Produzieren und Reflektieren das Tandem der beiden Masterstudiengänge.

Kritik

EFEG #9 Aglaia Konrad / Carrara

In der neunten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über »Carrara« von Aglaia Konrad. Erschienen ist das Buch 2011 bei Roma Publications in Amsterdam. Die Fotografin fragmentiert mit dem »Ausschnitt-Werkzeug« Fotokamera die Marmor-Steinbrüche von Carrara und konstruiert aus den Bildern eine ungewöhnliche Seherfahrung. Das Buch enthält außerdem einen Text von Angelika Stepken. Ca. 29 cm × 21,5 cm, 136 Seiten, 119 Schwarzweiß- und 18 Farb-Fotografien (sowie die Farbfotografie auf dem Schutzumschlag).

Aglaia Konrad wurde 1960 in Salzburg geboren, 1990–1992 Studium der Fotografie an der Jan von Eyck Academie in Maastricht. Seit 2007 ist sie Professorin an der Sint-Lukas in Brüssel. Zahlreiche Auszeichnungen, 1997 Teilnehmerin der documenta X, 2003 Camera Austria Preis für zeitgenössische Fotografie, 2023 Österreichischer Staatspreis für Fotografie.
 

EFEG #8 Katja Stuke / Supernatural

In der achten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über zwei Bücher von Katja Stuke: »Supernatural« von 2010 und »Supernatural 2021« aus dem titelgebenden Jahr. In diesem Projekt »Supernatural« hat Katja Stuke Sportlerinnen bei den Olympischen Spielen am Fernseher beobachtet und in einem Moment großer Konzentration direkt vor ihrer sportlichen Leistung fotografiert. »Supernatural 2021« ist eine Weiterentwicklung, es ändert sich die Auswahl der Athlet:innen, der Sportarten, es ändern sich aber auch der Blick und der Umgang mit den Bildern im Heft.

Katja Stuke (*1968) lebt und arbeitet in Düsseldorf. Studium an der FH Düsseldorf. Ausgezeichnet unter anderem mit dem LUMA Rencontres Dummy Book Award at the Rencontres d’Arles 2017 und als Lauréat Regards du Grand Paris Ateliers Medicis, Centre national des arts plastiques Paris (beides mit Oliver Sieber).

 

EFEG #7 Helga Paris / Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85

In der siebten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Helga Paris’ »Häuser und Gesichter. Fotografien 1983–85«. Das Buch ist zuerst 1986 erschienen und auch nicht erschienen – bevor es dann einige Jahre später in einer Neuausgabe endgültig erscheinen konnte.

Helga Paris wollte Halle an der Saale wie eine ganz fremde Stadt fotografieren. Das Buch beginnt mit Straßenansichten, es folgen Porträts, die sie hauptsächlich auf der Straße fotografiert hat. Die Ausstellung, zu der Paris dieses Buch gemacht hat, durfte 1986 nicht gezeigt werden und wurde 1990 nachgeholt.

 

EFEG #6 Deanna Templeton / What She Said

In der sechsten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« besprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl das Fotobuch »What She Said« von Deanna Templeton. Erschienen ist es 2021 bei Mack Books in London.

Deanna Templeton fotografiert weibliche Teenager und junge Frauen und stellt diese Porträts in einen Zusammenhang mit Tagebucheinträgen und Konzertflyern aus ihrer eigenen Jugend in den 1980er Jahren.

Rein theoretisch #6 Fotografierverbot

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der sechsten Folge ihres Podcasts »Rein theoretisch« über Fotografierverbote.

Was haben das Van Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam? Spoiler: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu fotografieren. 

Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen Auswirkungen könnten diese haben?

Fink & Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden sollten oder nicht.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.
 

EFEG #5 Bettina Lockemann / Southward – nach Süden

In der fünften Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über Bettina Lockemanns »Southward – nach Süden«, erschienen beim Fotohof Salzburg im Jahr 2021.

Bettina Lockemann ist 2017 in die Südstaaten der USA gereist. Dort trifft sie auf Gegenden und Städte, die einerseits mit vielen Hypotheken aus der Vergangenheit zu kämpfen haben, in denen sich aber auch viele Initiativen wie zum Beispiel das Rural Studio finden. Das gehört zur Auburn University, und seine Studierenden entwickeln gemeinsam mit den Menschen vor Ort Methoden zum Bau günstigen Wohnraums. Lockemann sucht viele dieser Initiativen auf, spricht mit den Beteiligten und fügt ihren Fotografien kurze Texte bei, die aus Sicht dieser Menschen die Situation beschreiben.

Bettina Lockemann wurde 1971 in Berlin geboren. Nach einer Ausbildung zur Fotografin studierte sie an der HGB in Leipzig. Promotion in Kunstgeschichte, Lehre an vielen unterschiedlichen Hochschulen im In- und Ausland, sechs Jahre lang war sie Professorin für Fotografie an der HBK Braunschweig. Bettina Lockemann hat eine sehr informative Website.

Ca. 24,5 cm × 16,5 cm, Klappenbroschur, 156 Seiten, Schwarzweiß und Farbe, 90 Fotografien.

 

EFEG #4 Hannah Darabi / Soleil of Persian Square

In der vierten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »Soleil of Persian Square« von Hannah Darabi. Erschienen ist dieses Buch 2021 bei den Éditions Gwinzegal in Paris. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Der Titel von Hannah Darabis Buch bezieht sich auf das Bistro »Soleil« am »Persian Square« in Los Angeles, das auf einem ihrer Fotos zu finden ist. Stadtansichten von Los Angeles mit Hinweisen auf die dortige iranische Diaspora treffen in dem Buch auf Abbildungen von Musikkassetten, Ausschnitten aus den Gelben Seiten von Los Angeles, Stills aus Musikvideos und informellen Porträts, von denen es jeweils zwei gibt.

Hannah Darabi wurde 1981 in Teheran geboren. Nach einem Studium an der Hochschule der Schönen Künste in Teheran und an der Universität Paris VIII-Saint-Denis lebt sie heute als Künstlerin in Paris.

Einige weiterführende Hinweise: Das im Gespräch erwähnte Video der Wüstenrot-Stiftung ist hier zu finden. ● Hannah Darabi: Enghelab Street. A Revolution through Books: Iran 1979–1983, Leipzig (Spector Books) 2019. ● Das Buch von Bahman Jalali und Rana Javadi von 1979, »Days of Blood, Days of Fire«, ist 2020 als Reprint ebenfalls bei Spector Books erschienen, es enthält einen Einleger mit einem einführenden Text auch auf Englisch. Bedauerlicherweise gibt es keine Übersetzung der im Buch selbst vorkommenden Texte und Bildunterschriften. ● Inka Schube (Hg.): Bahman Jalali, Köln (König) 2011. ● Auf der Bandcamp Seite von ANYWAVE findet ihr das Tape »Soleil of Persian Square / Post California« zum streamen.

Hannah Darabi: Soleil of Persian Square, Paris (Éditions Gwinzegal) 2021. Etwa 28 cm x 22 cm, Broschur, 220 Seiten.

 

Rein theoretisch #5 Gelöschte Fotografien

Dortje Fink und Julia Wolf, beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research, sprechen in der fünften Folge ihres Podcasts REIN THEORETISCH über gelöschte Fotografien.

Mit der Zeit sammeln sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen visueller Erinnerungen.

Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein Risiko, wie Robert Capas Fotografien des D-Day in der Normandie zeigen. Jedoch sind private Handybilder als digitale Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen. Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, (die wir namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu verstärken) wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann. Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem, dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind, umso mehr gespeichert und geteilt werden.

Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil unserer Realität aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.

Abrufbar ist die neue Folge, wie alle anderen auch, auf Apple Podcast und Spotify.

Rein theoretisch #4 Blickregime

Die vierte Folge befasst sich mit Blickregimen: In der Fachsprache werden Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink & Wolf anhand der Konzepte »Male Gaze« und »Colonial Gaze«. Die Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als »normal« empfinden und welche Bilder zur systematischen Diskriminierung beitragen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Hosen haben Röcke an

Besprochen von Steffen Siegel

Das letzte Bild im Buch ist das charmanteste: die Künstlerinnengruppe Erfurt als Diagramm, alle porträtieren alle, ein Tableau aus 64 Beziehungen. Entscheidender aber ist das gemeinsame Ganze. Wer Gabriele Stötzer autobiografisches Buch »Der lange Arm der Stasi« – vor einem Jahr erschienen bei Spector Books – gelesen hat, kennt die Umrisse. Denn eigentlich ist Stötzers Buch das Porträt einer weit verzweigten Gruppe oppositioneller Erfurter Künstlerinnen und Künstlern.

»Hosen haben Röcke an«, dieses Jahr beim Hatje Cantz Verlag erschienen, ist beides zugleich: eine Engführung und eine Erweiterung. Einerseits konzentriert sich der Katalog auf jene Gruppe von etwa 15 Künstlerinnen, die zwischen 1984 und 1994 unter wechselndem Namen auftraten. Andererseits reicht das Interesse hier, analog zur Entwicklung der Gruppe, über die Epochenwende von 1989/1990 hinaus. Es waren Auftritte im engen Sinn des Wortes: Performances, Filme, Fotosessions, Modenschauen, Happenings, am 4. Dezember 1989 dann die Besetzung der Erfurter Staatssicherheit – überhaupt die erste in der DDR und eine der wichtigsten wie folgenreichsten Performances jener Zeit. Das Buch ist der nachgereichte Katalog zu einer Ausstellung, die bereits vor eineinhalb Jahren in der nGBK Berlin zu sehen war, und es ist absolut lesenswert.

Gebaut haben die fünf Autorinnen – Susanne Altmann, Katalin Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt und Sonia Voss – das Buch um fünf Filme der Künstlerinnengruppe, von denen aus die Geschichten von Widerstand, Subversion, Appropriation und Parodie erzählt werden. Das geht, was die Filme selbst angeht, im Buch natürlich nur bedingt gut auf, das mehr als reiche und wohl fast immer zum ersten Mal publizierte Archivmaterial macht das indes wett.

Das von Klimaite Klimaite Berlin wunderbar gestaltete Buch schließt dieses Archiv schlaglichtartig kommentierend auf. Alle Texte finden sich im Buch durchgehend zweisprachig auf Deutsch und Englisch. Wer es noch genauer wissen will, findet in einer von Christin Müller erstellten Chronologie und einer umfassenden Bibliografie weitere Informationen. Man kann aber auch einfach nach Thüringen fahren und dort im Kunsthaus Erfurt vorbeischauen. Gegründet wurde es 1990 in der Michaelisstraße 34, wo es sich nach wie vor befindet und für die lokale wie überregionale Kunst- und Kulturarbeit ein wichtiges Zentrum ist. Aus einer Initiative der Künstlerinnengruppe hervorgegangen, wird es unverändert von Monique Förster, einem ihrer Mitglieder, geleitet.  

Susanne Altmann, Kata Krasznahorkai, Christin Müller, Franziska Schmidt, Sonia Voss: Hosen haben Röcke an. Künstlerinnengruppe Erfurt, 1984–1994 / Pants Wear Skirts. The Erfurt Women Artists’ Group, 1984–1994, Berlin (Hatje Cantz) 2023. Broschur, 256 Seiten, 200 Abbildungen, 26,5 × 19,5 cm. ISBN: 978-3-7757-5258-9.

 

Rein theoretisch #3 Bildgedächtnis

Die dritte Folge von REIN THEORETISCH handelt vom Bildgedächtnis: Fotografien sind Teil eines individuellen und kollektiven Gedächtnisses. Sie werden zu Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen. Dabei spielen Medien eine entscheidende Rolle. Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen ausschließen, überlegen Fink&Wolf unter anderem anhand der fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes »The Terror of War« von Nick Ut und der Ausstellung »A Series of Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions« von Arthur Jafa.

Anders funktionieren detaillierte Bildbeschreibungen. Der sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte Menschen mit Worten wieder und lässt sie vor unserem inneren Auge sichtbar werden, ohne sie je gesehen haben zu müssen.

REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

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Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die

Besprochen von Steffen Siegel

Vor wenigen Tagen hat die Stiftung Buchkunst die von ihr in diesem Jahr ausgezeichneten »Schönsten Deutschen Bücher« bekannt gegeben. Eines ist »Statues Also Die« von Jan Mammey und Falk Messerschmidt, erschienen bei Kodoji aus Baden in der Schweiz und gestaltet von Helmut Völter. Ob sich die beiden Künstler gewundert haben, dass ihr Fotobuch in der Kategorie »Sachbuch/Ratgeber« ausgezeichnet wurde? Ebenso gut hätte es in die (bei der Preisvergabe nicht vorgesehene) Kategorie »Reiseführer« gepasst – jedenfalls in einem besonderen Sinn von Reise. Wer das Buch öffnet, wird sich in einer solchen Deutung bestätigt sehen: Im vorderen Klappcover findet sich ein Stadtplan von Paris, der sich auch als Inhaltsverzeichnis verwenden lässt.

Vor genau siebzig Jahren kam »Les statues meurent aussi« – gemeinsam von Alain Resnais, Chris Marker und Ghislain Cloquet gedreht – in die Kinos. Dass er heute ein Klassiker ist, lässt all zu schnell vergessen, dass er in Frankreich eineinhalb Jahrzehnte lang nur zensiert zu sehen war. Grund war die in ihm formulierte Kolonialismus-Kritik, und genau hieran schließen Mammey und Messerschmidt an – der übernommene Werktitel verdeutlicht es. Vor allem aber teilen sie mit dem Film die Schlüsselfrage nach der Sichtbarkeit des Kolonialismus. Sie fuhren dafür nicht in frühere französische Kolonien auf dem afrikanischen Kontinent, sondern durchmusterten in ganzer Breite den Stadtraum von Paris (dem Ansatz von »Berlin Postkolonial« vergleichbar). Vom Ladenschild über Denkmäler bis hin zu ganzen Institutionen, ja Stadtteilen reicht die im Fotobuch zusammengeführte Sammlung.

Vielleicht ist das angesprochene Ladenschild tatsächlich der überraschendste Ort einer solchen Präsenz. Nicht ganz zufällig wird es auf der Rückseite des Covers besonders prominent ausgestellt, allerdings im Zustand eines Kommentars. Gegeben wurde er in violetter Farbe, vermutlich als Farbbeutel an das Schild geworfen. Es gehörte zu einem Laden, bei dem nicht allein sein Name »Au n*** joyeux« (also in etwa: »Zum fröhlichen N***«) eine solche Tat herausforderte, sondern auch ein gemaltes Bild, das mit rassistischen Klischees nicht geizig war. Genau besehen erzählt das Buch eine Geschichte: Zwei Aufnahmen zeigen Zustände vom Oktober 2016 und Dezember 2018 – und in ihnen bildet sich eine Entwicklung ab. Wer heute an die Place de la Contrescarpe geht, wird weder Schild noch Beschriftung finden.

Im Ganzen kommen Mammey und Messerschmidt auf gut drei Dutzend Pariser Erinnerungsorte, die allerdings in der Mehrzahl gerade das nicht sind: ein Anlass zur Erinnerung. Die kolonialen Wurzeln sind verdeckt, werden übersehen oder proaktiv ignoriert. Man sagt wohl nicht zu viel, wenn man behauptet: Wer dieses nicht nur schöne, sondern auch wichtige Fotobuch auf die nächste Paris-Reise mitnimmt, wird diese oft gesehene Stadt ganz gewiss mit neuen Augen betrachten.

Jan Mammey, Falk Messerschmidt: Statues Also Die, Baden CH (Kodoji Press) 2022. Mit einer Short Novel von Arno Bertina. 16,5 × 22,5 cm, 276 Seiten, 147 Farb- und Schwarz/Weiß- Abbildungen. Soft-Klappcover. ISBN 978-3-03747-108-1

 

EFEG #3 Jo Ractliffe / The Borderlands

In der dritten Folge von EFEG – Einige Fotobücher, einige Gedanken – sprechen Andreas Langfeld und Elisabeth Neudörfl über »The Borderlands« von Jo Ractliffe. Erschienen ist dieses Buch 2015 bei Editorial RM. Die EFEG-Folge ist auf diesem YouTube-Kanal abrufbar.

Nachdem Ractliffe für ihre beiden vorangegangenen Arbeiten »Terreno Occupado« und »As Terras do Fim do Mundo« in Angola fotografiert hatte, führt sie ihr Thema – die Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Angola und dem Befreiungskampf in Namibia sowie den Verstrickungen Südafrikas darin – in Südafrika selbst weiter, von wo aus viele Militäreinsätze ihren Anfang genommen haben. Dabei verfolgt sie, wie sie selbst sagt, die Idee einer Landschaft als (ehemals) militarisierter Zone.

Jo Ractliffe wurde 1961 in Kapstadt geboren. Sie studierte Bildende Kunst an der Ruth Prowse School of Art, Woodstock, und an der Michaelis School of Fine Art at the University of Cape Town (Bachelor of Fine Arts 1985, Master of Fine Arts 1988). Heute unterrichtet sie an der Witwatersrand School of Arts at Wits University, Johannesburg.

Jo Ractliffe: The Borderlands, Barcelona, Mexiko City (Editorial RM) 2015. Ca. 30 cm x 25 cm, Hardcover, keine Seitenzahlen, 4 Ausklappseiten, Bildteil 148 Seiten, Textteil 24 Seiten, 89 Fotografien.

Rein theoretisch #2 Anonymisierung

Die zweite Folge von REIN THEORETISCH widmet sich eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll. Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt. Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von Zensur?

Fink & Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial durch anonyme Porträtfotografien. REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studierenden an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

Rein theoretisch #1 Zensur und Content Moderation

Fotografien für die Ohren! REIN THEORETISCH ist ein neuer Podcast von Dortje Fink und Julia Wolf. Beide studieren an der Folkwang Universität der Künste im M.A. Photography Studies and Research.

Anhand von Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Sie sprechen über Bilder, die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den Augen in den Sinn. Der Intro-Song stammt von Hossein Mousavifaraz, ebenfalls Student in unserem Research-Master.

In der ersten Folge beschäftigen sich Fink & Wolf mit den Themen Zensur und Content Moderation. In diesen Fällen sind Fotografien zwar potenziell vorhanden, aber durch bewusste Regelungen nicht mehr zu sehen. Autoritäre politische Systeme scheinen unerwünschte Abbildungen ungehemmt zu zensieren, wie das Beispiel einer Fotografie-Ausstellung von Gundula Schulze Eldowy in der DDR zeigt.

Aber auch in Demokratien werden Bilder gelöscht bevor oder nachdem sie in Umlauf gebracht werden. Anhand von Content Moderation in Sozialen Medien stellt sich die Frage, ob hier auch von Zensur zu sprechen ist. Ist Zensur immer etwas Schlechtes oder ist sie heute eine Notwendigkeit zum Schutz vor traumatisierenden Bildern in digitalen Netzwerken?

Ab sofort abrufbar auf Spotify und Apple Podcasts.

EFEG #2 LaToya Ruby Fraziers / The Notion Of Family

Die zweite Folge von Einige Fotobücher, einige Gedanken haben Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld dem Fotobuch »The Notion of Family« der US-amerikanischen Künstlerin und Aktivist LaToya Ruby Frazier gewidmet, erschienen 2016 bei Aperture in New York.

Im ersten Buch von LaToya Ruby Frazier sehen wir sie selbst, ihre Mutter und ihre Großmutter sowie ihre Heimatstadt Braddock, Pennsylvania im sogenannten Rust Belt. Die Fotos sind in einem Zeitraum von über zehn Jahren entstanden. Frazier wendet unterschiedliche bildnerische Strategien an, mal mehr, mal weniger inszeniert und experimentell.

LaToya Ruby Frazier wurde 1982 in Braddock, Pennsylvania geboren. Sie studierte an der Edinboro University of Pennsylvania (Bachelor of Fine Arts, 2004), an der Syracuse University (Master of Fine Arts, 2007) und im Whitney Museum Independent Study Program (2011). Sie ist Professorin für Fotografie an der School of the Art Institute of Chicago.

Die neue Folge von EFEG ist 1 Stunde und 21 Minuten lang und steht hier jederzeit zum Abruf bereit.

EFEG #1 Germaine Krull / Paris-Biarritz

In der ersten Folge von »Einige Fotobücher, einige Gedanken« sprechen Elisabeth Neudörfl und Andreas Langfeld über Germaine Krulls »La Route Paris–Biarritz« von 1931, erschienen in Paris bei den Éditions Jacques Haumont; ca. 22 cm × 15 cm, Broschur, 96 Seiten mit 87 Fotografien.

Germaine Krull fährt 1931 mit dem Auto von Paris nach Biarritz beziehungsweise noch darüber hinaus und fotografiert unterwegs sowohl Baudenkmäler, Stadtansichten und Landschaften als auch das Fahren selbst. Auch Claude Farrère begibt sich für sein Vorwort auf diese Reise...

Das einstündige Gespräch gibt es ab sofort auf dem YouTube-Kanal von EFEG.

Eric Meier: FF

Besprochen von Steffen Siegel

Es gibt Fotografien, bei denen genaues Hinsehen nicht reichen wird. »FF« von Eric Meier, erschienen bei sèche editions in Berlin, erinnert daran schon auf dem Cover. Wer den großformatigen, gut zwei Kilo schweren Band in die Hand nimmt, muss es spüren: Die Buchstaben sind so rau wie Schleifpapier. Damit ist zugleich ein Ton gesetzt. Es geht hier um eine Form der Sinnlichkeit, die die Augen ebenso viel angeht wie die Fingerkuppen.

Ein neunseitiges Intro, gesetzt in großen Lettern, wirft für »FF« stakkatohafte Lyrics hin: „Es riecht nach Money Honey, aber nicht für Dich.« Oder: »Es ist 93, 94, 95, 96, 99 Uhr. Millennium. Im Takt der Zonierung ist die Zornierung produktiv gesteigert.« Oder: »Wie schön der Schutt ist oder die Blume, die sich durch die Platte gräbt.« Und: »Die Tür ist jedoch immer einen Spalt auf. Und wenn nicht, rennen wir durch die Scheibe. Welt offen.« Direkt danach, auf Seite 13, kann man diese Scheibe sehen.

Doch folgen keine Blick ins Offene, sondern 250 Seiten voller Close-Ups, immer schwarz-weiß. Fotografien für die Fingerspitzen: die kleinen glatten Kiesel im porösen Waschbeton, der feinkörnige Rost auf dem schmalen Treppengeländer, die glatten Kachelfliesen der fensterlosen Fassaden, die scharfkantigen Schuppen der splitternden Ölfarbe, die kubistischen Formbausteine, zusammengefügt wie die Betonplatten für Hauswände und Gehsteige, zwischen ihnen ein Kleber aus Teer, der im Sonnenschein an Härte verliert und dunkel zu riechen beginnt. Spätestens hier kommt auch die Nase ins Spiel.

Es ist nicht schwer, solche materiellen Qualitäten metaphorisch aufzufassen – und gewiss ist es auch nicht falsch, gerade solche Schlüsse zu ziehen. Oft genug ist das, was Eric Meier in seinen Bildern zeigt, brüchig, marode, verfallen oder sogar mutwillig zerstört. Allerdings liegt unter dieser rauen Ikonografie eine zweite Ebene, und gerade hierfür benötigt es den fotografischen Blick. Der ist aufmerksam, intensiv, genau. Die so entstehenden Fotografien sind dabei vor allem eines: den Dingen zugewandt.

Kein einziges dieser Bilder zeigt Menschen – und doch geht es auf allen Seiten des Buches nie um etwas anderes. Eine Lebenswelt voller alter und einiger neuer Zeichen im Habitat »FF« wie Frankfurt an der Oder. Michael Schmidt eröffnete sein legendäres (gerade wieder aufgelegtes) Buch »Ein-heit« mit einem Blick ins Gelände der ostdeutschen Plattenbaugebiete, weitete dann aber sehr schnell die Perspektive. Eric Meier bleibt hier beharrlich: Seine Ortserkundung folgt geduldig den großen Formen und kleinen Zeichen, sammelt Blicke für Augen und Fingerspitzen – und verdichtet sie zu einem meisterhaft präzisen Fotobuch.

Eric Meier: FF, Berlin (sèche editions) 2021. 304 Seiten, Hardcover, 24 × 32 cm. Gestaltet von HOMI Creative Studio, mit Texten von Eric Meier, Malina Lauterbach und Clemens Vilinger. ISBN: 978-3-949495-01-4

Fototechnik-a

Besprochen von Steffen Siegel

Es gehört zu den prägenden Ideen des Diskurses zur Fotografie, dass er das Medium und den menschlichen Körper zusammendenkt. Eigentlich von Anfang an, denn immerhin hatte schon im Januar 1839 der Chemiker Biot die fotografische Platte mit einer künstlichen Netzhaut verglichen. Sehr viel später würde dafür in Toronto das schöne Wort von den »extensions of man« geprägt werden. Die englische Sprache hat allerdings auch die Eigenart, mit einer solchen Formulierung wichtige Differenzen zudecken zu können. Marshall McLuhan dachte vermutlich, als er so formulierte, an medial ermöglichte Erweiterungen des Menschen, nicht aber des Mannes. Ein gerade eben im Fotohof Salzburg erschienener Band fragt nun aber zurück: War vielleicht doch nur der Mann gemeint? Hat Fotografie (abgesehen vom grammatikalischen Femininum) traditionell ein Geschlecht? Anders formuliert: »Wie weiblich ist die Fototechnik?«

Der typografisch anspruchsvolle Titel des Buches ist programmatisch gewählt und lässt sich hier nur indirekt zitieren: »Fototechnik-a«, mit hochgestelltem a. Was die Herausgeberinnen und Autorinnen Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rast und Claudia Rohrauer auf 110 großformatigen Seiten zusammentragen, ist keine systematische Untersuchung dieses sehr weiten Feldes, sondern ein Versuch, Schlaglichter zu setzen. Nur ein Beispiel: Seit 1839 und noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sind Hand- und Anleitungsbücher zur fotografischen Technik und ihrer Anwendung wie Sand am Meer erschienen. Es gibt wirklich zu denken, worauf Caroline Heider aufmerksam macht: Fast stets wurden diese Bücher von einem Mann geschrieben. Dass damit ein handfester Sexismus einhergeht, zeigt die Künstlerin anhand von Illustrationen aus solchen Büchern und nicht zuletzt der noch immer überreich verlegten Foto-Magazine.

Von besonderem Wert ist in diesem Band das Zusammenspiel der verschiedenen Wissensformen: wissenschaftliche Aufsätze (ausführlich von Ulrike Matzer und Katharina Steidl) stehen neben künstlerischen Reflexionen (neben Caroline Heider sind das Lisa Rastl und Claudia Rohrauer). Zusammengehalten wird das alles auf charmante Weise durch die Stimme von Ruth Horak, die die Beiträge erläuternd anmoderiert.

Caroline Heider, Ruth Horak, Lisa Rastl, Claudia Rohrauer: FOTOTECHNIK-A, Salzburg (Fotohof) 2023. 110 Seiten, broschiert, zahlreiche Farbabbildungen, 30,5 × 22 cm, ISBN: 978-3-903334-55-7.

Gloria Ruiz Melendez on the Exhibition »On Display«

»On Display«, exhibition view at Kunstmuseum Ahlen, 2022. Photo: Samuel Solazzo.

The Unattainable Border
By Gloria Ruiz Melendez

»A wormhole«, I wrote in my note app as the first impression of the double feature in the Ahlen Kunstmuseum: »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! Die frühen Jahre der Fotografie« and »On Display: Der Körper der Fotografie«. A feeling of symmetry, of a mirrored image, of a question as old as the technology of Photography: Where do the possibilities end? Is there more? Questions asked in the 19th century with a resonance in today’s contemporary Art and Photography theorization and practice world, not only in this specific set of expositions but also in others that aim to reflect on the very nature of the limits of the medium, in a time when photography has become absolutely immersive in our everyday life, integrated into our routine as something that it’s »there« and we seldom think about. Photography has become the way we see and not the other way around, a mass of data that flows with a life of its own, like a river.

In »On Display: Der Körper der Fotografie«, more than an exploration body, it’s the attempt of digging it to its bones, confronting the audience with the notion that we’re watching, confronting us with our expectations around photography in our private and public life, something mundane but also intimate. Joan Fontcuberta explains in »Photography, Crisis in History«: In Photography two facets have necessarily coexisted: (1) the image as visual information (2) the physical support of a medium, objectual dimension. In the daguerreotype, the plate embodies an image. In the archive, the information aspect prevails. In a museum, it’s the objectual aspect. On Display takes on the specific task to scratch, taking techniques and methods of the past into a contemporary while »Neue Wahrheit? Kleine Wunder! with their stereographs, which have been the basis of the very contemporary world of Augmented Reality and Virtual Reality, reminds us that this urge to grasp reality in new and more encompassing ways has been a part of the very nature of Photography since it’s conception.

The rules about photography keep changing and getting looser, as nowadays we’re able to create images that don’t really exist, and Artificial Intelligence can combine, merge and interpret images in a way that sounded like science fiction only mere decades ago. The urge to adopt and reject technology, the urge to keep photography in »its body«, like a reversed exorcism, when Photography seems to start losing its materiality and becoming pure data. Photography is about control, but also about leaving room for coincidence and exploration while finding a lot of the same urges in the neighbor Exposition: »to have been there«, memories, events, the word Truth.

Where does the border lie? For Photography, it feels like the Borgean »Book of Sand«: never-ending, shapeshifting, always bringing a new page into a seemingly never-ending book.

Gloria Ruiz Melendez has been a DAAD student at Folkwang University of the Arts since 2021.